MidCat-Trio nimmt neuen Anlauf
Sánchez, Costa und Scholz wollen Frankreichs Macron umstimmen
Berlin – tl. Spanien, Portugal und Deutschland erhöhen den Druck auf Frankreich, den Widerstand gegen die Fertigstellung der MidCat-Gaspipeline aufzugeben. Am Rande der Tagung der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) in Berlin hatte der deutsche Kanzler Olaf Scholz seine Kollegen Pedro Sánchez und António Costa zu einem privaten Gespräch ins Kanzleramt geladen. Dabei kamen die drei Regierungschefs überein, den EU-Gipfel am 20. und 21. Oktober als nächste Gelegenheit zu nutzen, um den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron umzustimmen.
Wie schon bei den spanischdeutschen Konsultationen unlängst in La Coruña betonte Scholz bei dem Treffen im Kanzleramt das Interesse der deutschen Regierung an MidCat und sprach sich für mehr inneneuropäische Energieverbindungen aus. Eine Wiederaufnahme der 2017 eingestellten Arbeiten an der Pipeline zwischen
Spanien und Frankreich und deren Fertigstellung sei nicht nur ein kurzfristiges Projekt, um mehr Gas von Spanien und Portugal nach Europa zu transportieren und die Abhängigkeit von Russland weiter zu reduzieren. Mittel- und langfristig, betonte Scholz, könne über die Pipeline auch grüner Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien produziert werde, befördert werden.
Spanien schickt sich schließlich an, bis 2030 Marktführer in Europa in Sachen grüner Wasserstoff zu werden. Zehn Prozent der Produktion in Europa könnten dann südlich der Pyrenäen erfolgen. Sánchez hält MidCat daher für ein in der Zukunft durchaus rentables Projekt. Eine Ansicht, die von Deutschland und Portugal geteilt wird. Frankreichs Macron vertritt bislang die Meinung, dass eine Fertigstellung der Pipeline die aktuelle Energiekrise in Europa kurzfristig nicht lösen werde. Langfristig setzt Frankreich wiederum auf Atomenergie.