Ein 1:0 für die Nebenleute
Real Madrid gewinnt Clásico mit Mannschaftsstärke – Bei Barcelona verfliegt Euphorie
Madrid – sw. Ein Real Madrid, in dem es darum geht, welcher Stern am hellsten glänzt, ist es anno 2022 nicht. Vielmehr scheint jeder Galaktische am liebsten den anderen strahlen zu sehen, siehe Toni Kroos, der Lenker und Denker im Mittelfeld, der seinem jungen Nebenmann Federico Valverde nach dem 3:1 (2:0) im Clásico gegen FC Barcelona attestierte, derzeit einer der besten der Welt zu sein. Auch bei Karim Benzema scheinen die Tore wie das 1:0 am Sonntag oder die Goldener-Ball-Trophäe vom Montag deutlich hinter dem Mannschaftserfolg zu stehen.
Ein solcher bei den Königlichen nicht allzu gewöhnlicher Teamgeist ist es, der Real Madrid vergangene Saison all die Fußballwunder bis hin zum Gewinn der Champions League bescherte. Und nun stürmte der weiße Hauptstadtclub an die Spitze der Liga. Mit dieser Kompaktheit und Stärke auf allen Positionen war FC Barcelona überfordert, schwamm in der Abwehr ziemlich und verschoss in Person von Robert Lewandowski seine einzige Top-Chance kläglich.
Nachdem Reals Blondschopf der Stunde, Valverde, auf 2:0 erhöht hatte, traf Barça erst kurz vor Schluss zum Anschluss, als Ferran Torres eine Lewandowski-Hackenvorlage einnetzte. Allerdings blieb Madrid klar besser und erhöhte in der Nachspielzeit durch einen Rodrygo-Foulelfmeter zum 3:1-Endstand. Während Carlo Ancelotti
in Ruhe das Mittwochsspiel beim FC Elche (nach Redaktionsschluss) angehen konnte, steigt der Druck auf Barcelonas Coach Xavi.
Denn mit dem Verlust der Tabellenspitze und auch dem mehr als wahrscheinlichen Aus in der Champions League ist alle Anfangseuphorie verflogen. Aufpassen muss Xavi sogar, ob er seinen Legendenstatus nicht allzu bald abnutzt. Nach dem Real-Match ließ der Trainer sich zu Aussagen hinreißen, über die selbst katalanische Köpfe geschüttelt wurden.
Er sei mit Barças Leistung insgesamt zufrieden, so Xavi sinngemäß. Ähnliches hatte er nach dem zerfahrenen 3:3 gegen Inter, das dem Club wohl das Weiterspielen in der Königsklasse kostete, gemeint. Auch Barcelonas Präsident suchte die Schuldigen nicht bei den sportlichen Zuständigen.
Wütend stürmte Joan Laporta nach der Pleite in Madrid die Kabine des Schiedsrichters José María Sánchez, um vom letzteren „Erklärungen“zu fordern. Der (nicht mehr ganz so kritikbefreite) Lewandowski war hier und da so gefoult worden, dass es hätte Elfmeter geben können. Aber eine richtige Fehlentscheidung war nicht dabei. Nun muss sich Laporta mit einer Geldstrafe von mindestens 600 Euro abfinden, hat aber zumindest etwas medialen Druck von Xavi abgeleitet.
Aufpassen muss Xavi, ob er seinen Legendenstatus nicht bald abnutzt