Der Wunsch des Patienten
Die Patientenverfügung hilft bei Entscheidungen im Ernstfall – Modifikation von ausgefüllten Formularen wegen Sterbehilfegesetz
Geräte abschalten oder lebenserhaltende Maßnahmen um jeden Preis? Schmerzstillende Mittel oder gar Sterbehilfe? Nicht immer sind Patienten am Ende ihres Lebens in der Lage, diese Fragen selbst zu beantworten und die entsprechende Entscheidung zu treffen. Hirntod, Demenz oder andere einschränkende Krankheiten können eine freie Willensäußerung verhindern. Dann müssen die Angehörigen bestimmen – und denen fällt es oft nicht leicht, die Entscheidung über Leben oder Tod eines geliebten Menschen zu fällen.
Deshalb ist es eine ungeheure Erleichterung für die Familie, wenn die betroffene Person im Vorfeld die sogenannte Patientenverfügung ausgefüllt hat. Damit wird sichergestellt, dass der Patientenwille umgesetzt wird, auch wenn er in der aktuellen Situation nicht mehr geäußert werden kann.
Es sind Fragen und Themen, mit denen sich wohl niemand gerne auseinandersetzt, immerhin geht es um den eigenen Tod und die Vorstellung, vielleicht irgendwann einmal in einem Zustand zu sein, in dem das Leben nur noch dank medizinischer Hilfe möglich ist. Doch die Patientenverfügung dient dazu, dass sich der Betroffene an seinem Lebensende nicht in einer Situation befindet, in die er niemals aus freien Stücken eingewilligt hätte.
Auch in Spanien können ausländische Residenten, die im Gesundheitssystem erfasst sind und eine SIP-Karte besitzen, eine Patientenverfügung – auf Spanisch
Voluntades Anticipadas oder auch Instrucciones Previas genannt – ausfüllen und registrieren lassen. Natürlich können die eigenen Vorstellungen für diese Situationen auch vor einem Notar festgehalten werden, was jedoch mit Kosten verbunden ist, während die Registrierung bei den Gesundheitsbehörden kostenfrei ist.
Formular ohne Tippex
Generell gilt: Das Formular kann in Papierform ausgefüllt und bei verschiedenen Stellen des jeweiligen Landesgesundheitsministeriums abgegeben werden (siehe Kasten). „Das Formular darf jedoch keine Ausbesserungen enthalten und es darf nichts durchgestrichen sein“, betont Mar Pastor vom SAIP (Patienteninformationsdienst) im Krankenhaus in Sant Joan d’Alacant, das sich in der Region Valencia um die Abwicklung der Voluntades Anticipades kümmert. „Das ist ganz wichtig, sonst müssen wir das Formular zurückgeben und die betreffende Person muss noch einmal kommen.“
Im Land Valencia besteht das Formular der Voluntades Anticipadas aus drei Seiten und den folgenden Abschnitten:
A: Persönliche Daten
In Abschnitt A werden die persönlichen Daten der Person eingetragen, die die Patientenverfügung abgeben will: Nach- und Vorname (apellidos y nombre), Wohnadresse mit Straße und Hausnummer (domicilio), Postleitzahl (CP), Wohnort (localidad), Provinz (provincia), Telefonnummer (teléfonos) und E-Mail-Adresse (correo electrónico).
Die Entscheidung über Leben oder Tod eines geliebten Menschen ist für Angehörige schwer
B: Erklärung
Unter Abschnitt B erfolgt dann die eigentliche Erklärung darüber, wie in bestimmten Situationen verfahren werden soll. Der Unterzeichnende erklärt mit seiner Unterschrift, dass er das Dokument im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und nach freiem Willen ausgefüllt hat. Dann wird mit einem Kreuz erklärt, dass wenn der Unterzeichnende in der Zukunft aufgrund seiner physischen oder mentalen Beeinträchtigung nicht mehr fähig ist, Entscheidungen über eine medizinische Behandlung zu treffen, und er sich in einem Zustand befindet, der ein Leben im Einklang mit seinen Werten unmöglich macht und in dem es nach Einschätzung der medizinischen Wissenschaft keine Überlebenschancen gibt, er möchte, dass folgende Wünsche berücksichtigt werden:
● Dass keine invasiven lebensverlängernde Maßnahmen oder andere, deren einziger Zweck es ist, das Leben zu verlängern, begonnen werden – oder dass diese nicht verlängert werden, wenn ihr Einsatz schon initiiert wurde.
● Dass Arzneimittel verabreicht werden, die notwendig sind, um
Symptome zu lindern, die Schmerzen, Leiden oder Unwohlsein verursachen, und dass ihm ein Lebensende in Würde ermöglicht wird.
● Dass, wenn das medizinische Personal, das die Person betreut, sich gegen die zuvor genannten Wünsche ausspricht, sein Wille garantiert ist und dass er von Personal betreut wird, das seine Wünsche respektiert.
Mit einem zweiten Kreuz kann sich die unterzeichnende Person absichern, im gegebenen Fall Sterbehilfe beantragen zu können. „Das heißt nicht, dass die Euthanasie später auch tatsächlich angewandt wird“, sagt Mar Pastor, „doch das Kreuz ist unbedingt notwendig, um die Sterbehilfe zu einem späteren Zeitpunkt beantragen zu können.“
Dieser Punkt ist der Patientenverfügung logischerweise erst mit der Verabschiedung des SterbehilfeGesetzes der spanischen Regierung im Jahr 2021 hinzugefügt worden. „Das bedeutet, dass Personen, die ihre Patientenverfügung vor Inkrafttreten des Gesetzes registriert hatten und sich die Möglichkeit der Sterbehilfe offenlassen möchten, ihrer ursprünglichen Erklärung jetzt eine Änderung beifügen müssen“, erklärt die SAIPMitarbeiterin. Auch dafür gibt es ein Formular, das übrigens nicht nur für die Änderung der Patientenverfügung dient, sondern auch für deren Widerruf.
Außerdem können unter Abschnitt B weitere Wünsche festgelegt werden: wo man im Fall einer Palliativpflege betreut werden möchte – ob zu Hause, im Krankenhaus oder im Seniorenheim, ob man spirituellen Beistand wünscht und welcher Art, und ob die Organe nach dem Tod gespendet oder der Körper der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden soll. „Die Organspende ist nicht kompatibel mit der Körperspende“,
erläutert Mar Pastor. „Denn die Medizinstudenten brauchen für ihre Ausbildung den ganzen Körper, mit den Organen.“Es kann also nur entweder die Organspende oder die Körperspende mit „Ja“angekreuzt werden, oder auch beides mit „Nein“.
Im Anschluss findet sich ein Feld, in denen die Person, die die Erklärung abgibt, weitere Anweisungen und Wünsche angeben kann – doch Vorsicht, nicht verschreiben!
C: Ernennung eines Vertreters
Es geht weiter auf der zweiten Seite. Unter Abschnitt C kann ein Vertreter ernannt werden – muss aber nicht. Der sogenannte Representante
vertritt den Antragsteller und kommuniziert dem medizinischen Personal dessen Wünsche, wenn dieser nicht mehr dazu in der Lage ist – jedoch nur, wenn diese auch den in der Patientenverfügung festgelegten Wünsche entsprechen.
„Im Falle von ausländischen Patienten ist darauf zu achten, dass dieser Vertreter hier vor Ort ansässig ist, damit er seine Aufgabe wahrnehmen kann“, sagt Mar Pastor. Die gewählte Person muss der Ernennung dann mit ihrer Unterschrift zustimmen.
Der Patientenverfügung muss eine Kopie des aktuellen (!) Ausweises oder der NIE-Nummer des Vertreters beigefügt sein. Darunter
kann der Repräsentant es mit einem Kreuzchen ablehnen, dass die Behörden Zugriff auf seine personenbezogenen Daten erhalten.
D: Daten des Vertreters
Unter Abschnitt D werden dann noch Adresse, SIP-Karten-Nummer, Personalausweis- oder NIENummer und Kontaktdaten des Vertreters eingetragen.
E: Erklärung der Zeugen
Unter E müssen zwei Zeugen aufgeführt werden, die bestätigen, dass die unterzeichnende Person die Erklärung im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte ausgefüllt hat und dass sie keine Anzeichen von irgendeiner Form der Nötigung bei
der Entscheidung wahrnehmen konnten. Die Zeugen können nicht gleichzeitig Vertreter sein!
Von den beiden Zeugen darf nur einer Familienangehöriger sein, der andere darf weder verwandt noch angeheiratet sein, noch darf zwischen Antragsteller und Zeuge eine vermögensrechtliche Beziehung bestehen. „Damit soll garantiert werden, dass mindestens eine unparteiische Person die Patientenverfügung bezeugt“, erläutert die SAIP-Angestellte dazu.
Auch die beiden Zeugen müssen die Nummer eines gültigen Ausweises oder der NIE angeben und unterschreiben. Darunter können die Zeugen es ablehnen, dass die Behörden Zugriff auf ihre personenbezogenen Daten erhalten.
F: Antrag mit Unterschrift
In Abschnitt F besiegelt dann der Antragsteller mit seiner Unterschrift alle in den vorherigen Abschnitten festgelegten Inhalte. Er muss dem Formular eine Kopie seines gültigen Ausweises oder seiner NIE-Nummer sowie der SIP-Karte beifügen.
Sandra Franciska Burg, Leiterin der Pflegestation Schwester Barbara in Jávea, rät zur Sicherheit für das korrekte Ausfüllen des Formulars, am besten einen Arzt oder Anwalt zu konsultieren. Es sollte auf jeden Fall drinstehen: „Wenn ich hirntot bin und zwei unabhängige Ärzte das bestätigt haben, möchte ich, dass die Maschinen abgestellt werden“, sagt die erfahrene Stationsleiterin.