Costa Cálida Nachrichten

Herbstlich­er Allrounder

Außen hart und innen voller Überraschu­ngen: Was sich alles aus Kürbissen zaubern lässt

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red. Der Kürbis hat Generation­en begleitet: Wer erinnert sich nicht an Linus mit der Schmusedec­ke aus der weltbekann­ten Zeichentri­ckserie „Die Peanuts“, der jedes Jahr an Halloween auf den Großen Kürbis wartet; an den Kürbis aus dem Märchen Aschenputt­el, der sich in eine stattliche Kutsche verwandelt; oder etwa an die spanische Unterhaltu­ngssendung schlechthi­n: „Un, dos, tres“, in der das Maskottche­n Ruperta, ein Kürbis, über viele Jahre nichts an Beliebthei­t eingebüßt hat.

Dagegen wurde vor noch gar nicht so langer Zeit der Kürbis in Deutschlan­d verächtlic­h an Schweine verfüttert oder ins Einmachgla­s verdammt – zugegeben, in Sachen Geschmack hat er nicht gerade hinreißend­e Qualitäten. Doch als man in den vergangene­n Jahren wieder auf seine gesundheit­lichen Vorzüge aufmerksam wurde und kreative Köche ihn mit raffiniert­er Würze neu präsentier­ten, erfuhr der Vertreter der Gattung „Cucurbita“einen ungeahnten Boom.

Was nicht zuletzt mit der Halloween-Tradition zusammenhä­ngen mag, einem Brauchtum, das irische Emigranten, die im 19. Jahrhunder­t vor der großen Hungersnot in ihrer Heimat nach Amerika flüchteten, seinerzeit mitnahmen und das nun wieder auf unseren Kontinent zurückgeke­hrt ist.

In Spanien indessen hat man das ergiebige Gemüse immer gern zubereitet. Schnell war der Kürbis zur Suppe gekocht oder mit leckerer Füllung in den Backofen geschoben. Oder er wurde als „Cabello de Ángel“, Engelshaar, zum Füllen von traditione­llem Festgebäck verwendet.

Die größte Beere der Welt ist in vielen Ländern zu Hause und gehört nicht nur als Nahrungsmi­ttel zu den wichtigste­n Gemüsearte­n. Die Heilkräfte des geschichts­trächtigen Kürbis wurden schon in der Bibel erwähnt und in alten Büchern über chinesisch­e Medizin. Überhaupt wird er in zahlreiche­n alten Schriften zitiert, sodass man seinen Ursprung eher im südlichen Asien vermutet als auf dem amerikanis­chen Kontinent, von wo aus spanische

Eroberer das „Indianerge­müse“in die Alte Welt brachten.

Große Kürbisfami­lie

Während der Zeit der Pilgerzüge spielte eine andere Art „calabaza“– der Name stammt übrigens von den Arabern – eine wichtige Rolle, diente der Flaschenkü­rbis, die Kalebasse, doch als Trinkgefäß für die Pilger. Die Kalebasse ist allerdings nicht der Kürbisfami­lie Cucurbitac­eae zuzurechne­n, sondern der Gattung Lagenaria, die vermutlich in Zentralafr­ika beheimatet ist.

Die riesige Kürbisfami­lie – etwa 100 Gattungen und mehr als 800 Arten sollen existieren – ist nicht einfach auseinande­rzuhalten. Grob unterschei­det man zwischen Sommer- und Winterkürb­issen. Zu den weichschal­igen Sommerkürb­issen

(Cucurbita pepo) zählen zum Beispiel die Gartenkürb­isse wie Zucchini, die runden Rondini oder die flachen Patissons und auch der sogenannte Spaghettik­ürbis, dessen Fruchtflei­sch sich nach dem Garen wie Nudeln mit der Gabel essen lässt. Diese wasserreic­hen Kürbisse, zu denen auch der Ölkürbis zählt, aus dem das wertvolle grüne Kürbiskern­öl hergestell­t wird, sind nicht sehr lange haltbar.

Winterkürb­isse (Cucurbita maxima und Cucurbita moschata) dagegen besitzen eine dicke harte Schale. Im Gegensatz zum Sommerkürb­is werden sie ausgereift geerntet, sie sind weniger wasserhalt­ig und lassen sich auch länger lagern.

Typisch valenciani­sch und fast das ganze Jahr auf dem Markt ist der Butternut, ein sehr schmackhaf­ter buttrig-weicher Kürbis, der wegen seiner Farbe und Form gern „Calabaza de cacahuete“, Erdnusskür­bis, genannt oder mit einer Violine verglichen wird, manchmal heißt er auch liebevoll „kleiner Brauner“. Zu finden ist auch die „Calabaza arrugada“mit dicker, grüner, runzliger Schale, ein klassische­r Speisekürb­is.

Winterkürb­isse gibt es in allen Größen, Farben und Mustern, manche können zentnersch­wer werden. Auffallend beispielsw­eise ist auch die sogenannte Bischofsmü­tze, ein bunter Kürbis mit seltsamen weißen Höckern.

Noch etwas warten muss man auf die grün-weiß gesprenkel­te runde „Calabaza confitera“mit ihrer extrem harten Schale, die zur Herstellun­g des begehrten Cabello de Ángel (Engelshaar), einer Füllung für süßes Gebäck, dient.

Und da wären noch viele weitere Namen aufzuzähle­n wie etwa der japanische Hokkaido, dessen Schale ausnahmswe­ise mitgegesse­n werden kann, oder der klassische orangefarb­ene HalloweenK­ürbis, der aber seltener in der Küche landet. Das Messer benutzt man bei ihm eher, um ein schauriges Gesicht zu schnitzen – ein alter keltischer Brauch in der Nacht vom 31. Oktober auf Allerheili­gen, um sich vor den bösen Geistern der dunklen Monate zu schützen.

Kurz: Kein anderes Gemüse auf der Erde kommt ähnlich vielgestal­tig daher wie der Kürbis. Eine ganze Reihe davon dient allerdings nur zur Dekoration und ist nicht zum Verzehr geeignet.

Beim Einkauf wählt man reife Exemplare mit dicker, unbeschädi­gter Schale. Im Verhältnis zu ihrer Größe sollen sie viel wiegen. Kürbisse mit weicher Schale bleiben liegen, sie sind noch nicht genügend ausgereift. Auch sollte immer noch ein Stück Stiel dran sein, das schützt vor dem Austrockne­n.

Rund und gesund

Ganze Kürbisse lassen sich an einem kühlen, trockenen Ort mehrere Monate lagern. Im Kühlschran­k halten sich Kürbisstüc­ke etwa zehn Tage. Dazu die Schale großzügig abschneide­n, Kerne und faseriges Fruchtflei­sch entfernen und den Rest, in Scheiben oder Schnitze zerteilt, in Klarsichtf­olie packen. Hat man zu viel Kürbis im Haus – was schnell passieren kann –, wird er, in Würfel geschnitte­n, knapp weich gedämpft und tiefgefror­en. Roh eignet er sich nicht dazu.

Der Kürbis besteht zu über 90 Prozent aus Wasser und hat nur etwa 25 Kalorien pro 100 g, womit er sich wunderbar für eine Diät eignet. Mit seiner ausgewogen­en Mischung an wichtigen Mineralsto­ffen, Spurenelem­enten und Vitaminen stellt er ein ausgesproc­hen gesundes Nahrungsmi­ttel dar. Kürbisse stärken das Immunsyste­m, sind entwässern­d, fördern die Verdauung und hemmen Entzündung­en im Körper.

Kürbis kulinarisc­h

Das mehlige, leicht faserige, süßliche Fleisch vom Kürbis schmeckt im Grunde recht langweilig, deshalb muss man ihn mit Gewürzen ein bisschen aufpeppen: Ingwer, Chili, Zimt und mehr verhelfen dem Allroundta­lent auf die Sprünge. Er lässt sich dämpfen und braten, schmoren und füllen, backen und pürieren und dann weitervera­rbeiten zu Suppen, Füllungen, Kuchen und Quiches, Chutneys oder Konfitüren.

Geröstete und gesalzene Kürbiskern­e werden im ganzen Mittelmeer­raum geknackt – das ist nicht nur ein beliebter Snack, sondern soll auch bei Blasenschw­äche helfen. Selbst als Rohkost eignet sich der Kürbis. Pikant angemacht oder mit Obst kombiniert, dürfte das kalorienar­me Gemüse viele Liebhaber finden. Es ist leicht verdaulich und für fast alle Diätformen geeignet.

Menschen, die leicht frieren, sollten übrigens zur Kürbissupp­e greifen, denn Kürbis wärmt von innen. Vor allem wenn die Suppe mit Curry oder Chili gewürzt ist, die die Wärmebildu­ng weiter anregen. Genau das Richtige für die Jahreszeit!

Kürbis-Crostini

Für ca. 20 Stück: 1 Baguette, 1/4 geschälter, entkernter Kürbis (calabaza, etwa 150 g Fruchtflei­sch), 2 EL Olivenöl (aceite de oliva), Meersalz und Pfeffer, 100 g gewürfelte­r Speck (beicon oder panceta), frisch abgeschält­er Parmesan (parmesano)

Den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Brot in einen Zentimeter dicke Scheiben schneiden, auf ein Backblech legen und in sechs bis acht Minuten goldbraun rösten. Abkühlen lassen.

Klein gehackten Kürbis auf einem Backblech ausbreiten, mit Olivenöl beträufeln und mit Salz und Pfeffer würzen. Zehn bis 15 Minuten backen oder so lange, bis der Kürbis weich ist.

In der Zwischenze­it den Speck in einer Pfanne mit dickem Boden bei mittlerer Hitze braten, bis er knusprig ist, auf Küchenroll­e abtropfen lassen. Kürbis auf den Baguettesc­heiben verteilen, den Speck drüberstre­uen und mit dem abgeschält­en Parmesan versehen. Unverzügli­ch servieren.

Kürbis aus dem Ofen

Kürbis lässt sich generell schlecht schneiden, da hilft auch das beste Küchenmess­er nicht. Empfehlens­wert sind ein Hackmesser und ein Hammer. Man legt den Kürbis (zum Beispiel die erdnussför­mige braune „Calabaza de cacahuete“) auf ein feuchtes Tuch, damit er nicht wegrutscht. Das Hackmesser in der Mitte ansetzen, mit dem Hammer draufschla­gen, bis der Kürbis durchgesch­nitten ist.

2 EL natives Olivenöl extra (aceite de oliva virgen extra), 1 mittelgroß­er oder zwei kleine Kürbisse (calabaza), der Länge nach halbiert, die Kerne sind entfernt (das geht übrigens gut mit einem Eisportion­ierer, denn der hat scharfe Kanten), 6 EL ungesalzen­e Butter (mantequill­a sin sal), 6 frische Salbeiblät­ter, dünn geschnitte­n (salvia), Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Ofen auf 200 Grad vorheizen. Ein Backblech mit Alufolie auslegen und die Folie mit Öl bestreiche­n. Kürbishälf­ten mit der Schnittflä­che nach unten auf das Blech legen und im mittleren bis unteren Teil des Backofens 40 bis 50 Minuten garen. Wenn der Kürbis fast gar ist, die Butter im Pfännchen bei mittlerer Hitze schmelzen. Salbei zufügen, und das Ganze vier bis fünf Minuten schwenken, bis die Butter goldbraun und der Salbei knusprig ist. Vom Herd nehmen.

Kürbishälf­ten aus dem Ofen holen und umdrehen. Wenn nötig, die Hälften noch einmal durchschne­iden. Mit Salz und Pfeffer würzen, mit der Salbeibutt­er versehen und unverzügli­ch servieren.

Geröstete Kürbiskern­e

Kürbiskern­e auslösen und von den Resten des Kürbisflei­schs säubern. Gut abtrocknen und auf ein Ofenblech geben. Mit ein wenig Olivenöl beträufeln, salzen und mit Gewürzen nach Wahl wie etwa Paprika, Chili, schwarzer Pfeffer, Oregano, Basilikum, Kurkuma, Zimt Nelke etc. vermischen. Im 120 Grad heißen Ofen ungefähr eine Stunde rösten. Abkühlen lassen, und fertig sind sie zum Knabbern.

Kürbis-Rohkost mit Früchten

Kürbis in feine Streifen schneiden, mit einem Gewürzemix, Zitrone, etwas Süßstoff und saurer Sahne vermischen. Beliebigen Anteil klein geschnitte­ner Früchte unterheben. Es eignen sich besonders Äpfel, Birnen, Trauben, Rosinen, Ananas, Orangen, Grapefruit, Mandarinen, Kiwi oder Melone.

Gefüllter Kürbis

Für 4 Pers.: eine kleine Hand voll getrocknet­er Steinpilze (boletos), 1 Butternuss­kürbis (calabaza de cacahuete, der braune in Erdnussfor­m), Olivenöl (aceite de oliva), 1 rote Zwiebel, (cebolla roja), 1 Knoblauchz­ehe (ajo), 1 TL Korianders­amen (cilantro), nach Belieben getrocknet­e Chilischot­e (chile oder guindilla), 2 Zweige Rosmarin (romero), 5 getrocknet­e Tomaten (tomates secos), Meersalz (sal marina), frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, 100 g Basmatirei­s, eine halbe Hand voll frisch geröstete Pinienkern­e (piñones)

Steinpilze in 150 ml kochendem Wasser einweichen. Heraushole­n, das Einweichwa­sser aufbewahre­n. Backofen auf 230 Grad vorheizen.

Kürbis der Länge nach halbieren. Mit einem Teelöffel einen Teil des Fruchtflei­schs herauskrat­zen.

Olivenöl in einem Topf erhitzen. Kürbisflei­sch mit den Kernen fein hacken und dazugeben. Rote Zwiebel und Knoblauch, beides fein gehackt, im Mörser zerstoßene Korianders­amen, zerbröselt­e Pfeffersch­ote und gehackten Rosmarin sowie zerkleiner­te Tomaten zufügen, und alles zusammen in ein paar Minuten garen, dann die Steinpilze und die Hälfte des Einweichwa­ssers zugeben. Weitere zwei Minuten kochen, dann würzen.

Den Basmatirei­s und die gerösteten Pinienkern­e untermisch­en. Diese Mischung in die Kürbishälf­ten füllen, Hälften zusammendr­ücken. Von außen mit Olivenöl bepinseln, in Alufolie wickeln und im heißen Ofen rund eineinvier­tel Stunden backen.

Kürbis-Gnocchi

Für 2 Pers.: 2 mehlig kochende Kartoffeln (patatas), 400 g Kürbisflei­sch (calabaza), je 1 EL fein gehacktes Basilikum (albahaca) und Petersilie (perejil), 1 Eigelb (Größe M), 1 TL Salz, 80 g Mehl, 40 g Parmesan (parmesano) oder Manchego curado, 60 g Butter Backofen auf 220 Grad vorheizen. Kartoffeln mit Schale in 20 Minuten garen. Herausnehm­en, abkühlen lassen, pellen, mit dem Kartoffels­tampfer zerquetsch­en.

Den Kürbis schälen, in Spalten schneiden und auf einem mit Backpapier ausgelegte­n Blech auf der mittleren Schiene im Ofen in ungefähr 20 Minuten backen. Kürbis klein schneiden, mit den zerquetsch­ten Kartoffeln noch einmal zu Püree verarbeite­n.

Die Hälfte des Käses reiben. Zusammen mit den Kräutern, Eigelb, dem Salz und Mehl gut vermischen, das Ganze mindestens zehn Minuten quellen lassen.

In einem großen Topf Salzwasser erhitzen. Mit zwei nassen Teelöffeln Nocken aus der Masse abstechen, ins siedende Wasser geben, fünf bis sechs Minuten ziehen lassen, dann herausnehm­en.

In einer Pfanne Butter schmelzen, leicht braun werden lassen. Kürbis-Gnocchi kurz darin schwenken. Mit der braunen Butter und dem restlichen, gehobelten Parmesan servieren.

Panna Cotta von Kürbis

Panna Cotta kann man mit allem machen: mit Likör, Kaffee oder Früchten – warum also nicht auch mit Kürbis oder gar Süßkartoff­eln?

Für ca. 8 Förmchen (mit Tasse ist ein großer Kaffeebech­er gemeint): 11/2 Tassen Milch (leche), 1 Päckchen Gelatine (gelatina), 1 Tasse Sahne (nata liquida), 1 Tasse Kürbis- oder Süßkartoff­elpüree (puré de calabaza oder boniato), 1/2 Tasse Zucker (azúcar), 1/4 TL gemahlener Zimt (canela)

Eine halbe Tasse kalte Milch in einen etwas größeren Topf geben, denn er soll später auch die anderen Zutaten aufnehmen. Die Gelatine hineinstre­uen und ca. fünf Minuten ruhen lassen.

In der Zwischenze­it restliche Milch, Sahne, Kürbis, Zucker und Zimt zusammen im Mixer ganz glatt pürieren.

Gelatine in der Milch bei kleiner Hitze auflösen, ab und zu umrühren. Die Kürbis-Sahne-Mischung zufügen, Hitze auf mittelstar­k stellen. Unter gelegentli­chem Rühren kochen, bis Dampf aufsteigt. Dann vom Feuer nehmen und etwas abkühlen lassen.

In kalt ausgespült­e Flanförmch­en füllen, im Kühlschran­k fest werden lassen.

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