Für filmreife Urlaube
Bei Frankfurter Buchmesse präsentiert: Auszüge aus „On Location: Reiseführer zu den Orten des Kinos“
Wollte man eine Rangliste zwischen den einzelnen andalusischen Provinzen anlegen, stünde Málaga aus filmhistorischer Sicht hinter Almería, Sevilla und Granada auf einem der hinteren Plätze. Obwohl bereits in den 1920er Jahren die ersten internationalen Spielfilme in Málaga gedreht wurden, haben die Titel, die in der Stadt und der Region entstanden, kaum Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen. Größere Produktionen wie SIE FÜRCHTEN WEDER TOD NOCH TEUFEL, BERUF: REPORTER oder DIE BRÜCKE VON SAN LUIS REY streiften die Provinz nur am Rande, während die meisten Aufnahmen für diese Filme in anderen Teilen Spaniens gemacht wurden. Dies ist erstaunlich, weil die Lichtverhältnis- se in Málaga, das Klima und die vielfältigen Landschaften der Provinz attraktive Voraussetzungen für Filmdrehs bieten.
Allerdings partizipierte auch Málaga am Boom der 1960er Jahren,
als in erster Linie nationale Filmproduktionen dort ihren quantitativen Höhepunkt erreichten, parallel zum Tourismus an der Costa del Sol. Seit 2000 haben auch wieder vermehrt internationale Filmteams Málaga aufgesucht, vor allem Netflix-Serien wie TOY BOY, WARRIOR NUN und THE CROWN. Gefördert wird diese Entwicklung durch die Arbeit verschiedener Institutionen, darunter das städtische Málaga Film Office, die Málaga Film Commission der
Regionalregierung und die in Málaga ansässige Produktionsfirma Fresco Film, die unter anderem Locationscouting anbietet. Der deutschstämmige Executive Producer Peter Welter Soler holte mit seinem Team sowohl die Großproduktionen GAME OF THRONES oder UNCHARTED nach Spanien als auch OSTWIND – AUFBRUCH NACH ORA, OSTWIND: ARIS ANKUNFT und verschiedene Netflix-Produkte in die Provinz.
Außerdem kann Málaga auf einen persönlichen Botschafter erster Klasse zählen, den Weltstar Antonio Banderas, der in der Stadt aufgewachsen ist und heute als Pate des renommierten Festival de Málaga fungiert, das seit 25 Jahren spanische Filmgrößen in die Küstenstadt lockt und schon aufgrund seines beachtlichen Budgets als eines der bedeutendsten in Spanien gilt. Banderas arbeitet mittlerweile auch erfolgreich hinter der Kamera: Sein Film SOMMERREGEN, basierend auf dem gleichnamigen Roman des malaguenischen Schriftstellers Antonio Soler, schaffte es 2007 auf die Berlinale. Das Coming of age-Drama im Jazz-Rhythmus ist eine internationale Koproduktion und entstand größtenteils in der Provinz Málaga.
BARCELONA & COSTA BRAVA
Ein Land über das Kino zu entdecken macht glücklich. Seit 125 Jahren bringt der Film Bilder von der Welt zu uns und hat uns Traumbilder von Traumorten geschenkt, die in uns weiterwirken, ohne dass wir jemals dort gewesen sind. Katalonien ist ein gesegnetes Land, und das Kino hat sich nicht daran sattsehen können.
Ein Filmreiseführer kann nicht ein Reiseführer sein, ohne zugleich auch ein Filmführer zu sein, denn er muss beides zusammendenken. Das ist leicht, wenn Ort und Film eine Einheit bilden, wie zum Beiden,
spiel in Tossa de Mar, einem malerischen Küstendorf der Costa Brava, das so fest mit der Präsenz Ava Gardners in Pandora und der fliegende Holländer verbunden ist, dass man ihr dort eine Statue aufgestellt hat.
Was tut man aber, wenn wie in Barcelona Hunderte von Filmen gedreht wurden und jeder ein anderes Bild der Stadt zeichnet? Dann rücken mal die Orte oder mal die Filme in den Vordergrund und erlauben Entdeckungen auf beiden Seiten: Es gibt Orte, die viel interessanter sind als die Filme, die bisher dort gedreht wur
und ebenso gibt es so faszinierende Filme, dass sie Orte aufwerten, auf die man sonst nicht kommen würde.
Wenn beides zusammenfällt, dann gehen wir auf Raum und Film etwas ausführlicher ein, wie etwa bei Antonionis Beruf: Reporter, Woody Allens Vicky Cristina Barcelona, Cédric Klapischs L’auberge Espagnole – Barcelona für ein Jahr oder Tom Tykwers Das Parfum. Immer aber geht es hier darum, Raum und Film zusammenzuführen, um das Verhältnis von beiden besser verständlich zu machen.