Streit um Überschwemmungszonen
Wasserwirtschaftsamt weist Hochrisikogebiete aus, in denen Bauen verboten ist, und sorgt für Ärger
Murcia – sg. Welche Gebiete sind Überschwemmungszonen? Wo darf nur unter strengen Auflagen gebaut werden und wo gar nicht? Diese Fragen beantwortet das Wasserwirtschaftsamt des Segura CHS in einer überarbeiteten Hochwasserkarte, die Gebiete ausweist, in denen das Bauen wegen hohen Risikos verboten oder eingeschränkt ist. Die Karte lag über vier Monate lang öffentlich aus. Bis Montag, 24. Oktober, konnten Einwände abgegeben werden.
Der Aufschrei seitens der Landesregierung von Murcia war groß. Von „einer juristischen Bombe mit unvorhersehbaren Folgen“war die Rede, die das Recht auf Eigentum beschneide, und von äußerst schwerwiegenden Beschränkungen für die Entwicklung der Gebiete. Zudem wurde dem CHS vorgeworfen, fehlerhafte analytische Modelle als Grundlage für die Bestimmung hochgradig hochwassergefährdeter Zonen genommen zu haben.
Kein Rathaus, kein Hospital
Wenn diese Karten in der Vergangenheit angewandt worden wären, so das Argument der Landesregierung, hätten das modernistische Gebäude des Rathauses von Cartagena, der Bahnhof in El Carmen oder das Krankenhaus Morales Meseguer in Murcia nicht gebaut werden dürfen.
Zudem warnte die Landesregierung, wenn diese Karte mit ihren Beschränkungen vor allem für Bauvorhaben beibehalten werden sollte,
werde es tausende von Gerichtsverfahren geben, verbunden mit enormen finanziellen Kosten, die die öffentlichen Kassen in ernste Schwierigkeiten bringen könnten.
Das CHS hat ein Treffen mit den Rathäusern angekündigt, die am meisten von Restriktionen durch Überschwemmungen betroffen sind, wie die Vega Media del Segura um Molina de Segura, Valle del Guadalentín um Lorca und Campo de Cartagena, um ihnen zu erklären, warum welche Zonen zu Hochwassergebieten deklariert wurden.
Während die Landesregierung die Rücknahme der CHS-Karten fordert, um die Baubranche nicht auszubremsen und die Wirtschaft
zu lähmen, weist das CHS auf die Gefahr hin, wenn Bauvorhaben ohne jegliche Risikoanalyse in Bezug auf Überschwemmungsgebiete genehmigt werden würden. Das wäre so, als würde man die Augen schließen, um die Überschwemmungen in Murcia nicht zu sehen, das wäre unverantwortlich und hätte möglicherweise schwerwiegende Folgen, hieß es.
Die Gemeinde Los Alcázares ist ein trauriges Beispiel dafür, was passiert, wenn auch in Trockenflüssen und Überschwemmungsgebieten ungebremst gebaut wird. Die Gemeinde am Mar Menor erlebte in nur vier Jahren von 2016 bis 2020 fünf Flutkatastrophen. Häuser und Straßen liefen voller Wasser und Schlamm. Jedes Mal entstand Schaden in Millionenhöhe.
Die bereits schwer gebeutelten Bewohner von Los Alcázares werden mit weiteren Fluten rechnen müssen. Durch den Klimawandel werden sich extreme Wetterereignisse wie sintflutartige Regenfälle häufen und intensiver werden, wie Wissenschaftler voraussagen. Die Situation droht zur neuen Normalität zu werden.
Als ob man die Augen schließt, um die Überschwemmungen nicht zu sehen