„Die Wellenlänge stimmt“
Neue Städtepartnerschaft: Die gemeinsame Geschichte von La Carolina und Hofstetten
La Carolina/Hofstetten – sg. Martin Aßmuth fährt mit einem sympathischen und positiven Eindruck zurück nach Hofstetten in Baden-Württemberg. Der Bürgermeister der gut 1.800 Einwohner zählenden Gemeinde im Schwarzwald hat am 21. Oktober gemeinsam mit dem deutschen Konsul aus Málaga, Arnulf Braun, die Kleinstadt La Carolina im Norden der Provinz Jaén besucht. Der Grund: Zwischen Hofstetten und La Carolina soll eine Städtepartnerschaft entstehen.
„Wir haben uns sozusagen bei einem ersten Kennenlernen beschnuppert“, sagt Martin Aßmuth (parteilos). „Die Wellenlänge hat gestimmt“, lautet das Fazit nach dem Treffen mit Amtskollegin Yolanda Reche Luz (PSOE). „Wir haben vereinbart, dass es weitergeht, und freuen uns auf einen Besuch aus La Carolina im nächsten Jahr.“
Füreinander bestimmt
Hofstetten und La Carolina sind eigentlich füreinander bestimmt, wenn man die Geschichte der spanischen Stadt mit ihren heute über 15.000 Einwohnern betrachtet. In La Carolina war lange nichts. Keine Karthager, keine Römer, keine Mauren. Das heutige La Carolina wurde erst im Jahr 1767 unter Karl III. gegründet. Als Siedler wurden Zuwanderer aus Baden-Württemberg, Bayern und der Schweiz angeworben. Mit ihnen wurde La Carolina zum Hauptort der so genannten Nuevas Poblaciones (Neue Siedlungen). Ziel der Besiedlung des Gebiets war es, den Personenund Warenverkehr durch Andalusien sicherer zu machen.
„Bei einem Museumsbesuch in
La Carolina bin ich auf zwei deutsche Nachnamen gestoßen, die in meiner Gemeinde weit verbreitet sind: Gier und Ruf“, sagt Martin Aßmuth. „Wir werden unsere Archive in Hofstetten durchstöbern. Das macht unsere Partnerschaft noch spannender.“Die Liste der
Gemeinsamkeiten ist lang: Tourismus, Landwirtschaft – in La Carolina sind es Olivenbäume, in Hofstetten Rinder und Bioanbau – Kommunalwesen oder Waldwirtschaft. „Wegen der großen Trockenheit und der Waldbrandgefahr wäre eine Austausch der Feuerwehren
denkbar“, sagt Martin Aßmuth, der zudem festgestellt hat, dass beide Gemeinden „sehr gerne Karneval feiern“.
Ein wichtiges Thema ist der Austausch zwischen den Unternehmen. „Hoftstetten sucht dringen Fachkräfte und in La Carolina ist die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch, wie die Bürgermeisterin bestätigte“, sagt Konsul Arnulf Braun. „Da können die Gemeinden voneinander profitieren.“
Die Städtepartnerschaft zwischen Hofstetten und La Carolina hat Arnulf Braun initiiert. „Ich erfuhr von der Geschichte von La Carolina erst, als ich Jaén besuchte. Da dachte ich, man muss die gemeinsame Geschichte wieder aufleben lassen.“Eine Tradition, die die Süddeutschen mit nach La
Kleiner Schritt zu mehr Zusammenhalt in Kriegszeiten
Carolina brachten und die bis heute erhalten geblieben ist, ist übrigens das Bemalen von Ostereiern.
Arnulf Brauns Initiative stieß auf allen Seiten auf großes Interesse. Auch die Gemeinden Feilitzsch in Oberfranken und Aldeaquemada in Jaén bemühen sich um eine Partnerschaft. „Es ist ja meine Aufgabe, Deutschland und Andalusien zueinander zu bringen, wirtschaftlich und kulturell“, so der Konsul. „Gerade in Zeiten des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine ist es wichtig, dass wir in Europa zusammenhalten, Freundschaften aufbauen und pflegen. Wir haben heute einen, wenn auch kleinen Schritt in diese Richtung getan.“