100 Jahre Hércules, und der Saft ist raus
Alicantiner Traditionsclub dümpelt in der vierten Liga dahin – Skandale und Korruption stellen sportliche Erfolge in den Schatten
Alicante – sk. Der Name verrät es schon, Hércules muss der stärkste Fußballverein der Provinz Alicante sein. 100 Jahre ist der ehrwürdige Club alt geworden, in der der spanische Kulttrainer Luis Aragonés einst als Spieler auflief, Weltmeister und Größen wie Mario Alberto Kempes oder Sergio Rodríguez nach dem Ball traten. Seine Muskeln aber lässt der frühere Erstligist längst nicht mehr spielen, vielmehr stolpert er in der vierten Liga herum und gibt unter Präsidentschaft des Baulöwen Enrique Ortiz ein tieftrauriges Bild ab, das symbolisch für das stehen könnte, was im heutigen Fußball schief läuft, wenn das Geld wichtiger als der Sport wird. Dennoch, der Fußball der Provinz Alicante wäre ohne Hércules und das RicoPérez Stadion unvorstellbar.
In den Jahren seiner Existenz spielte Hércules Alicante 20 Jahre erstklassig. Das ist eine Leistung, die im krassen Gegensatz zur aktuellen Krisensituation steht. Nie in der Vereinsgeschichte war der Club so lange und wohl auch so weit von der Spitze entfernt. Sportlich wie moralisch. Die Blauweißen
erreichten ihre erste Blütezeit in den 1930er Jahren, wobei der Spanische Bürgerkrieg der Erfolgsgeschichte ein jähes Ende setzte. Der Club verlor mehrere Spieler, konnte sich aber immerhin mit dem Titel des spanischen Vizeamateurmeisters schmücken.
In den 1940er, 50er und 60er Jahren stieg Hércules zwischen der ersten und zweiten Liga regelmäßig auf und ab, ähnlich wie heute CF Elche aus der Nachbarstadt. Dann übernahm in den 1970er Jahren José Rico Pérez das Ruder, etablierte die Alicantiner in
der ersten Liga und baute der Stadt das nach ihm benannte Stadion. 1974/75 erreichte das Team mit dem fünften Platz in der Meisterschaft, nur aufgrund der Tordifferenz flutschte der UEFACup-Platz Hércules Alicante durch die Finger.
In den 1980er Jahren lief es nicht mehr so rund, Hércules stieg ab bis in die dritte Liga – die Segunda B –, kämpfte sich aber in der Spielzeit 1995/96 unter der Präsidentschaft von Aniceto Benito zurück in die Primera División. Der abermalige Einbruch hing weniger mit sportlichen Leistungen zusammen als mit dem Chaos, das mit dem Hauptaktionär und Bauträger Enrique Ortiz einzog. In den 23 Jahren seiner Führung brachte er den Club nur einmal – nämlich 2010/11 – in die erste Liga zurück.
Barça unter Guardiola besiegt
Fans dürfte der glorreiche Sieg gegen FC Barcelona unter Pep Guardiola in Erinnerung geblieben sein. Mehr Schlagzeilen als mit Siegen und Niederlagen machte der Club mit Skandalen und Korruptionsaffären. Binnen zehn Jahren sackte der Hércules in die vierte Liga ab Segunda RFEF, in der 90 Mannschaften in fünf Gruppen vom Aufstieg in die dritte Liga träumen. Hércules ist kein sportliches Schwergewicht mehr, selbst aus der Provinz Alicante spielen fünf Mannschaften in höheren Kategorien.