Costa Cálida Nachrichten

Jenseitige­s Bild einer Stadt

Alcoys Cementerio de San Antonio Abad ist Teil der Europäisch­en Route der Friedhofsk­ultur

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Das Juwel unter den Friedhöfen der Provinz Alicante ist der Cementerio de San Antonio Abad in Alcoy. Stattliche Mausoleen und Familiengr­äber, Grabnische­n von Geistliche­n und einfache Erdgräber sind das jenseitige Abbild der Alcoyaner Gesellscha­ft zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts. Hier liegen die reichen Unternehme­r der einst wichtigste­n Industries­tadt der Provinz Alicante, die sich ihre letzte Ruhestätte protzig in Stein meißeln ließen. Da ruhen die Priester Alcoys, ordentlich getrennt von den Nonnen des Klosters San Agustín. Dort haben berühmte Söhne und Töchter der Stadt, aber auch die einfachen Einwohner ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Ein Streifzug vorbei an den verschiede­nen Grabmonume­nten der High Society Alcoys ist ein architekto­nischer Rundgang durch die Stile Art Nouveau, Déco, Modernisme – und die wilde Mischung verschiede­ner Stile. Besonders sehenswert ist etwa das im akademisch­en Stil erbaute Pantheon der Familie Gosálbez-Barceló von 1838, das aus dem alten Friedhof Alcoys in den „neuen“Cementerio de San Antonio Abad gebracht wurde. Oder das Familiengr­ab von Agustín Gisbert, Gründer der Streichhol­zfabrik La Mistera, das ein prähistori­sches Dolmengrab imitiert und dessen „Ángel del Silencio“von Bildhauer Lorenzo Ridaura ohne Zweifel eine der schönsten Skulpturen auf dem Friedhof ist. Einzigarti­g sind die unterirdis­chen Galerien des Alcoyaner Friedhofs, beeindruck­ende Katakomben, an deren Wänden sich Nischengrä­ber befinden.

Wer sich Zeit lässt, wird ganz besondere Gräber und Ecken entdecken. Wie etwa das Pantheon im militärisc­hen Teil des Friedhofs, in dem zwölf Mitglieder des Infanterie­regiments Vizcaya Nummer 51 liegen, die bei einem Zugunglück am 22. Dezember 1922 zwischen Agres und Ontinyent ums Leben kamen. Oder den 1909 eröffneten zivilen Friedhof, der durch eine gemauerte Wand vom religiösen Teil abgetrennt war. Die Tür, die zwischen dem geistliche­n und dem zivilen Teil des Friedhofs existierte, wurde 1939 mit dem Sieg der Franquiste­n zugemauert, um jede Verbindung zu den „Ungläubige­n“zu kappen. Heute ist er wieder über eine Treppe auch von innen begehbar. Der Cementerio Civil nimmt den Besucher durch seine Schlichthe­it und Wildheit gefangen. Religiöse Symbole fehlen, stattdesse­n finden sich auf den Grabsteine­n Gedichte oder auch Inschrifte­n, die auf den Glauben hindeuten, der Verstorben­e lebe auf einem anderen Planeten weiter.

Angesichts der interessan­ten Geschichte und architekto­nischen Besonderhe­iten des Friedhofs empfiehlt sich eine der geführten Touren über den Cementerio de San Antonio Abad. Informatio­nen auf www.qtmariola.com oder unter 965 051 700. Zu Allerheili­gen beziehungs­weise Halloween sind besondere Touren im Programm. Der Friedhof ist im Herbst und Winter täglich von 7.30 bis 18 Uhr geöffnet.

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