Auf Reise mit einem Adler
Zwergadler Silvia wird mit einem Sender ausgestattet, um seinen Flug nach Afrika zu verfolgen
Murcia – sg. Wissenschaftler der Umweltorganisation Anse und das Wasserunternehmen Aguas de Murcia haben einen jungen Adler ins Visier genommen. Sie verfolgen das Weibchen auf ihrer großen Reise von Murcia nach Afrika. Dazu wurde dem Zwergadler, der zwar der kleinste unter den europäischen Adler-Arten ist, aber dennoch auf eine Flügelspannweite von bis zu 130 Zentimeter kommt, mit einem GPS-System auf dem Rücken versehen, das es zulässt, die Bewegungen des Greifvogels mit den befiederten Beinen zu verfolgen. Wegen seines Beinkleids heißt der Zwergadler auf Spanisch Águilas calzada, der gestiefelte Adler.
Der Vogel schlüpfte im Frühjahr in einem hochgelegenen Horst in einem Wald in dem Regionalpark El Valle Carrascoy in Murcia. Anse und Aguas de Murcia wählten das Weibchen aus und gaben ihm den Namen Silvia zu Ehren der im April gestorbenen Umweltwissenschaftlerin der Universität von Murcia, Silvia Espín.
Die hoch geschätzte Forscherin starb im Alter von 37 Jahren nach einer langjährigen schweren Krankheit. Sie hatte sich bei Anse für die Beringung insektenfressender Vögel engagiert mit dem Ziel, die Auswirkungen der Schwermetallverschmutzung in der Sierra Minera in Cartagena zu untersuchen.
Silvia soll Info liefern
Adler Silvia soll der Wissenschaft nun helfen, so viele Informationen wie möglich über den kleinen Raubvogel zu sammeln, seine Biologie besser zu verstehen, mehr über seine Wanderungen zu erfahren und über die Gefahren, denen er ausgesetzt ist, wie zum Beispiel Wilderei oder Stromschläge an Stromleitungen. Und der Zwergadler hat schon geliefert. Seit dem 2. September trägt er den Sender, am 17. September hat er sich aus der Sierra de Carrascoy auf die Reise nach Afrika begeben, derzeit befindet er sich am Fluss Niger zwischen Mali und Niger. Wenn alles gut geht und Silvia alle Gefahren meistert, erwarten die Wissenschaftler
den Adler nach dem Winter wieder zurück in Murcia, um eine Familie zu gründen.
Was Silvia bisher in ihrer Heimat preisgegeben hat: Sie durchstreifte ein etwa 3.500 Hektar großes Gebiet, darunter Waldgebiete in El Valle und Carrascoy und
Buschland, übernachtete an ihrem Geburtsort und ging auf Nahrungssuche in unbebauten Gebieten in der Nähe von San Ginés, Sangonera La Verde, El Palmar, Torre Guil und La Alberca.
Das weist auf die Bedeutung dieser Gebiete mit scheinbar geringem ökologischen Wert hin, wie zum Beispiel die Umgebung von Industriegebieten. Auf der Speisekarte des Zwergadlers stehen Eidechsen, Kaninchen, Spatzen, Stare oder Amseln.
In 23 Tagen legte Silvia auf gerader Linie rund 2.500 Kilometer zurück. Sie startete aus Murcia, überflog Mazarrón und suchte sich einen Kiefernwald in dem Poniente-Gebiet in Almería für die erste Übernachtung aus. Weiter ging es über Granada, Málaga und Cádiz, wo sie drei Tage verschnaufte, vermutlich um Kraft zu tanken, bevor sie weiterflog und in nur 24 Minuten die Meerenge von Gibraltar überquerte. Auf dem afrikanischen Kontinent ging es erst eine Weile zwischen Marokko und Algerien hin und her, bis Silvia die Sahara überquerte und Kurs auf den Niger nahm.
Zum Schlafen in den Wald, zum Essen an den Stadtrand