Ein Schlag und alles ist anders
Jährlich erleiden allein in Spanien 120.000 Personen einen Schlaganfall – Die Häufigkeit nimmt unter den Jüngeren zu
Taubheitsgefühl, Lähmung, Kopfschmerzen und Sehstörungen. Die Anzeichen für einen Schlaganfall sind vielfältig. Treten solche Symptome zusammen auf, besteht der dringende Verdacht eines Hirninfarkts. Anders als beim Herzinfarkt verläuft dieser oft ohne spezifische Schmerzen, weshalb er vielfach weniger ernst genommen wird. Eine fatale Fehleinschätzung, denn es handelt sich um einen ernsten Notfall.
„Treten solche Symptome auf, sollte man so schnell wie möglich einen Notdienst aufsuchen“, rät Dr. Alexandre GarcíaEscrivá, Neurologe am Kreiskrankenhaus Dénia. „Die ersten sechs Stunden nach Eintreten des Schlaganfalls sind entscheidend“, sagt der Mediziner. Um schwere Folgeschäden zu vermeiden, komme es auf jede Sekunde an. „80 Prozent der Schlaganfälle werden durch ein Blutgerinnsel, einen so genannten Thrombus, ausgelöst, der zur Verstopfung einer Hirnarterie führt, während in 20 Prozent der Fälle eine Herzerkrankung die Ursache ist“, erklärt der Neurologe. Durch das verstopfte oder verengte Gefäß kann die Region, die hinter der Engstelle liegt, nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Funktionen werden eingestellt, Lähmungen treten auf, die Region stirbt nach wenigen Minuten ab. „Je mehr Zeit verstreicht, desto geringer wird die Chance, den Thrombus aufzulösen.“Irreparable Schäden seien die Folge. „Je schneller eine medizinische Behandlung erfolgt, umso mehr Gehirnzellen können vor dem Absterben gerettet und Folgekomplikationen gemindert werden“, weiß García-Escrivá.
Mittels einer Ultraschall-Untersuchung könnten Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden umgehend diagnostiziert werden. „Diese Untersuchung ähnelt der einer Ultraschall-Untersuchung beim Gynäkologen“, sagt der Mediziner. „Das Untersuchungsergebnis erhält man umgehend. Liegt eine Verengung
von über 70 Prozent vor, empfiehlt sich ein operativer Eingriff. In den meisten Fällen wird ein Stent eingesetzt, mit dem das Gefäß dauerhaft offengehalten werden kann.“
Selbst die kleinsten Symptome sollte man ernst nehmen, heißt es in einem Ratgeber, den Marina Salud zur Vorbeugung von Schlaganfällen herausgegeben hat. Darin wird unter anderem darauf hingewiesen, dass eine kurzzeitige Erblindung auf einem Auge oder Gefühlsstörungen im Gesicht auf eine Halsschlagaderverengung hindeuten können. „Solche Symptome sollte man auf jeden Fall ernst nehmen“, heißt es in dem medizinischen Ratgeber. „Selbst dann, wenn diese Störungen nur von kurzer Dauer sind und gleich wieder verschwinden. Sie könnten Vorboten eines Schlaganfalls sein.“
Zweithäufigste Todesursache
Schlaganfälle sind die zweithäufigste Todesursache weltweit. Allein in Spanien erleiden jedes Jahr etwa 110.000 bis 120.000 Menschen einen Schlaganfall, davon sterben mindestens 15 Prozent und etwa 30 Prozent erleiden Folgeschäden, so die Spanische Gesellschaft für Neurologie, kurz: SEN (Spanische Gesellschaft für Neurologie). In Spanien ist der Schlaganfall die häufigste Todesursache bei Frauen, die zweithäufigste bei Männern und die häufigste Ursache für Behinderungen sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Das Risiko eines Schlaganfalls steigt mit dem Alter, weshalb er ab dem 55. Lebensjahr
Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen
häufiger auftritt. In Spanien haben schätzungsweise mehr als 21 Prozent der über 60-Jährigen ein hohes Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen Schlaganfall zu erleiden.
Doch es sind nicht nur ältere Menschen gefährdet. Ein Hirninfarkt kann jeden treffen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Schlaganfälle bei jungen Menschen sprunghaft angestiegen
– nach Angaben der SEN etwa um 25 Prozent bei den 20Jährigen. Jedes Jahr sterben mehr als 3.000 junge Menschen an den Folgen.
Die Gründe dafür sind vor allem
im Lebensstil zu suchen. Insbesondere ungesundes Essen, zu wenig Bewegung und exzessives Feiern erhöhen das Schlaganfallrisiko. Übermäßiger Tabakkonsum gar um das Zweibis Vierfache. Ein Grund dafür liegt darin, dass viele der Schadstoffe besonders die Blutgefäße belasten. Vor allem der süchtig machende Stoff Nikotin führt dazu, dass sich die Arterien verengen und
gleichzeitig die Herzaktivität steigt. Die Folge ist eine schlechtere Durchblutung aller Gefäße und ein steigender Blutdruck. Dieser Druck schädigt die Blutgefäße und fördert die Entstehung der Arteriosklerose.
Übergewicht und Fettleibigkeit führen nicht selten zu einem Schlaganfall. Übergewicht erhöht den Blutdruck und der ist wiederum die häufigste Ursache für den Hirninfarkt. Eine der wichtigsten Vorsorgen, die man treffen kann, um das Schlaganfallrisiko zu reduzieren, ist deshalb, den Blutdruck unter Kontrolle zu halten.
„Ein chronisch hoher Blutdruck verursacht Schäden an den Gefäßwänden und fördert die Entstehung der Arteriosklerose“, weiß der Neurologe. „Je höher der Blutdruck ist und je länger er unerkannt und unbehandelt bleibt, desto größer ist
das Risiko, von einem Schlaganfall getroffen zu werden.“Die Gewichtsreduzierung könne helfen, den Blutdruck zu senken.
Übergewicht und Fettleibigkeit führen nicht selten zum Schlaganfall
Männer häufiger betroffen
Vor allem Männer sollten den Risikofaktoren eines Schlaganfalls entgegenwirken, rät García-Escrivá. „Bei Männern besteht ein deutlich höheres Schlaganfall-Risiko als bei Frauen“, betont der Mediziner. „Besonders im mittleren Lebensalter sind sie deutlich häufiger gefährdet.“
Bei Frauen ereigne sich ein Schlaganfall meist in einem späteren Lebensabschnitt als bei Männern. „Aufgrund des höheren Alters sind die Folgen eines Schlaganfalls bei ihnen schwerwiegender“, erklärt der Neurologe. Das sei der Grund, warum Frauen häufiger an den Folgen eines Schlaganfalls sterben würden.