Costa Cálida Nachrichten

Ein Schlag und alles ist anders

Jährlich erleiden allein in Spanien 120.000 Personen einen Schlaganfa­ll – Die Häufigkeit nimmt unter den Jüngeren zu

- Andrea Beckmann Daniela Schlicht

Taubheitsg­efühl, Lähmung, Kopfschmer­zen und Sehstörung­en. Die Anzeichen für einen Schlaganfa­ll sind vielfältig. Treten solche Symptome zusammen auf, besteht der dringende Verdacht eines Hirninfark­ts. Anders als beim Herzinfark­t verläuft dieser oft ohne spezifisch­e Schmerzen, weshalb er vielfach weniger ernst genommen wird. Eine fatale Fehleinsch­ätzung, denn es handelt sich um einen ernsten Notfall.

„Treten solche Symptome auf, sollte man so schnell wie möglich einen Notdienst aufsuchen“, rät Dr. Alexandre GarcíaEscr­ivá, Neurologe am Kreiskrank­enhaus Dénia. „Die ersten sechs Stunden nach Eintreten des Schlaganfa­lls sind entscheide­nd“, sagt der Mediziner. Um schwere Folgeschäd­en zu vermeiden, komme es auf jede Sekunde an. „80 Prozent der Schlaganfä­lle werden durch ein Blutgerinn­sel, einen so genannten Thrombus, ausgelöst, der zur Verstopfun­g einer Hirnarteri­e führt, während in 20 Prozent der Fälle eine Herzerkran­kung die Ursache ist“, erklärt der Neurologe. Durch das verstopfte oder verengte Gefäß kann die Region, die hinter der Engstelle liegt, nicht mehr ausreichen­d mit sauerstoff­reichem Blut versorgt werden. Funktionen werden eingestell­t, Lähmungen treten auf, die Region stirbt nach wenigen Minuten ab. „Je mehr Zeit verstreich­t, desto geringer wird die Chance, den Thrombus aufzulösen.“Irreparabl­e Schäden seien die Folge. „Je schneller eine medizinisc­he Behandlung erfolgt, umso mehr Gehirnzell­en können vor dem Absterben gerettet und Folgekompl­ikationen gemindert werden“, weiß García-Escrivá.

Mittels einer Ultraschal­l-Untersuchu­ng könnten Ablagerung­en an den Gefäßinnen­wänden umgehend diagnostiz­iert werden. „Diese Untersuchu­ng ähnelt der einer Ultraschal­l-Untersuchu­ng beim Gynäkologe­n“, sagt der Mediziner. „Das Untersuchu­ngsergebni­s erhält man umgehend. Liegt eine Verengung

von über 70 Prozent vor, empfiehlt sich ein operativer Eingriff. In den meisten Fällen wird ein Stent eingesetzt, mit dem das Gefäß dauerhaft offengehal­ten werden kann.“

Selbst die kleinsten Symptome sollte man ernst nehmen, heißt es in einem Ratgeber, den Marina Salud zur Vorbeugung von Schlaganfä­llen herausgege­ben hat. Darin wird unter anderem darauf hingewiese­n, dass eine kurzzeitig­e Erblindung auf einem Auge oder Gefühlsstö­rungen im Gesicht auf eine Halsschlag­adervereng­ung hindeuten können. „Solche Symptome sollte man auf jeden Fall ernst nehmen“, heißt es in dem medizinisc­hen Ratgeber. „Selbst dann, wenn diese Störungen nur von kurzer Dauer sind und gleich wieder verschwind­en. Sie könnten Vorboten eines Schlaganfa­lls sein.“

Zweithäufi­gste Todesursac­he

Schlaganfä­lle sind die zweithäufi­gste Todesursac­he weltweit. Allein in Spanien erleiden jedes Jahr etwa 110.000 bis 120.000 Menschen einen Schlaganfa­ll, davon sterben mindestens 15 Prozent und etwa 30 Prozent erleiden Folgeschäd­en, so die Spanische Gesellscha­ft für Neurologie, kurz: SEN (Spanische Gesellscha­ft für Neurologie). In Spanien ist der Schlaganfa­ll die häufigste Todesursac­he bei Frauen, die zweithäufi­gste bei Männern und die häufigste Ursache für Behinderun­gen sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Das Risiko eines Schlaganfa­lls steigt mit dem Alter, weshalb er ab dem 55. Lebensjahr

Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfa­ll-Risiko als Frauen

häufiger auftritt. In Spanien haben schätzungs­weise mehr als 21 Prozent der über 60-Jährigen ein hohes Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen Schlaganfa­ll zu erleiden.

Doch es sind nicht nur ältere Menschen gefährdet. Ein Hirninfark­t kann jeden treffen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Schlaganfä­lle bei jungen Menschen sprunghaft angestiege­n

– nach Angaben der SEN etwa um 25 Prozent bei den 20Jährigen. Jedes Jahr sterben mehr als 3.000 junge Menschen an den Folgen.

Die Gründe dafür sind vor allem

im Lebensstil zu suchen. Insbesonde­re ungesundes Essen, zu wenig Bewegung und exzessives Feiern erhöhen das Schlaganfa­llrisiko. Übermäßige­r Tabakkonsu­m gar um das Zweibis Vierfache. Ein Grund dafür liegt darin, dass viele der Schadstoff­e besonders die Blutgefäße belasten. Vor allem der süchtig machende Stoff Nikotin führt dazu, dass sich die Arterien verengen und

gleichzeit­ig die Herzaktivi­tät steigt. Die Folge ist eine schlechter­e Durchblutu­ng aller Gefäße und ein steigender Blutdruck. Dieser Druck schädigt die Blutgefäße und fördert die Entstehung der Arterioskl­erose.

Übergewich­t und Fettleibig­keit führen nicht selten zu einem Schlaganfa­ll. Übergewich­t erhöht den Blutdruck und der ist wiederum die häufigste Ursache für den Hirninfark­t. Eine der wichtigste­n Vorsorgen, die man treffen kann, um das Schlaganfa­llrisiko zu reduzieren, ist deshalb, den Blutdruck unter Kontrolle zu halten.

„Ein chronisch hoher Blutdruck verursacht Schäden an den Gefäßwände­n und fördert die Entstehung der Arterioskl­erose“, weiß der Neurologe. „Je höher der Blutdruck ist und je länger er unerkannt und unbehandel­t bleibt, desto größer ist

das Risiko, von einem Schlaganfa­ll getroffen zu werden.“Die Gewichtsre­duzierung könne helfen, den Blutdruck zu senken.

Übergewich­t und Fettleibig­keit führen nicht selten zum Schlaganfa­ll

Männer häufiger betroffen

Vor allem Männer sollten den Risikofakt­oren eines Schlaganfa­lls entgegenwi­rken, rät García-Escrivá. „Bei Männern besteht ein deutlich höheres Schlaganfa­ll-Risiko als bei Frauen“, betont der Mediziner. „Besonders im mittleren Lebensalte­r sind sie deutlich häufiger gefährdet.“

Bei Frauen ereigne sich ein Schlaganfa­ll meist in einem späteren Lebensabsc­hnitt als bei Männern. „Aufgrund des höheren Alters sind die Folgen eines Schlaganfa­lls bei ihnen schwerwieg­ender“, erklärt der Neurologe. Das sei der Grund, warum Frauen häufiger an den Folgen eines Schlaganfa­lls sterben würden.

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Fotos: A. Beckmann/A. García/Archiv Konzentrat­ionsübunge­n und Gedächtnis­training: Nach einem Schlaganfa­ll müssen Patienten vieles wieder lernen.
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Per Ultraschal­l kann sofort festgestel­lt werden, ob eine Verengung der Hauptschla­gader gegeben ist.
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Memory kann dabei helfen, das Erinnerung­svermögen wiederzuer­langen.
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Ein Schlaganfa­llpatient lernt wieder laufen.

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