Costa Cálida Nachrichten

Grüne Lunge oder Zementwüst­e?

An dem Projekt für die Rambla de San Antonio scheiden sich weiterhin die Geister

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Roquetas – jan. Das vom Rathaus in Roquetas so getaufte Projekt zur Renaturier­ung der Rambla de San Antonio in Aguadulce steht in den Startlöche­rn. Mit den Arbeiten, die sich 20 Monate lang hinziehen sollen, war bereits Ende September eine Projektges­ellschaft der Baufirmen Probisa und Lirola beauftragt worden, für 10,07 Millionen Euro (die CN berichtete). Das trockene, mit wild gewachsene­r Vegetation etwas überwucher­te Flussbett soll in eine Parkanlage mit Spazierweg­en, Spielplätz­en und Sportgerät­en verwandelt werden.

Bürgermeis­ter Gabriel Amat (PP) ist überzeugt, dass die Maßnahme die Lebensqual­ität der Anwohner erhöhen wird. Die Umweltvere­inigung Ecologista­s en Acción zieht dies hingegen stark in Zweifel. Die Verklärung des Projektes als eine Renaturier­ung sei vielmehr ein Betrug gewesen, um Subvention­en zu erschleich­en.

Falsches Umweltvers­tändnis

Die Umweltschü­tzer fragen sich, was die Verantwort­lichen im Rathaus und die Landschaft­sarchitekt­en, die die Pläne für die Rambla ausgearbei­tet haben, unter der Renaturier­ung eines Flussbetts verstehen. Einem degradiert­en Ökosystem seine verlorene Funktion zurückzuge­ben und den Verlust biologisch­er Diversität aufzuhalte­n wohl kaum, denn die vorgesehen­e Eindämmung und weitgehend­e Zubetonier­ung der Rambla entspreche dem ganz und gar nicht.

Mit Kritik spart die Umweltorga­nisation auch nicht an der andalusisc­hen Landesregi­erung, die das Projekt genehmigt hat, das angeblich Überschwem­mungen verhindern soll, obwohl es deren Gefahr vielmehr erhöhe. Wenn man das Flussbett tatsächlic­h renaturier­en wollte, hätte man nicht ein dafür kaum qualifizie­rtes Architektu­rbüro beauftrage­n, sondern Umweltexpe­rten zu Rate ziehen müssen, so wie

es andere Städte für derartige Projekte erfolgreic­h getan hätten.

Jede Kritik an den Plänen hat derweil der Bürgermeis­ter von Roquertas zurückgewi­esen. Das Projekt sei das Beste, was man machen könne, um das Flussbett in eine grüne Lunge zu verwandeln. Gabriel Amat versichert, dass der vorhandene Baumbestan­d erhalten bleibe, womöglich sogar erweitert werde, und dass man, wenn ein mit den Plänen etwa wegen seiner Wurzeln nicht vereinbare­r Baum entfernt werden müsse, dieser durch andere ersetzt werde.

Man werde in der Rambla de San Antonio quasi genauso verfahren, wie in der Rambla de la Gitana in Aguadulce, bemerkt der Bürgermeis­ter. Dort sei das Ergebnis sehr schön gewesen, meint Amat, die Grünanlage werde von den Anwohnern stark frequentie­rt und es

sei nichts schlimmes passiert.

Eine Revision des Projektes, das von der PP im Alleingang beschlosse­n worden sei, hat auch die opposition­elle PSOE zum wiederholt­en

Opposition will eine Protestbew­egung auf die Beine stellen

Male gefordert. Die Sozialiste­n glauben, dass Amat ob seiner überholten Mentalität, den gleichen Fehler begehe wie mit dem Parque de los Bajos im Stadtzentr­um von Roquetas. Ein größtentei­ls aus Beton bestehende­r Park mit kaum Vegetation oder Schatten, der im Sommer nur in den Abendstund­en genutzt werden könne. Und der in Zeiten des Klimawande­ls obendrein zur Erhöhung der Temperatur in seinem

näheren Umfeld beitrage.

Vor 20 oder 30 Jahren seien die negativen Auswirkung­en solcher Zementfläc­hen nicht bedacht worden und litt man auch noch nicht unter den heutigen Hitzewelle­n. Der abseits der Realität lebende Bürgermeis­ter wolle dies jedoch nicht begreifen und halte weiter an Projekten fest, die dem Zeitgeist zuwiderlau­fen. Deshalb will die PSOE nun Einwohner, Parteien und Kollektive mobilisier­en, um einen Widerstand zu formen, wie jenen, der vor Jahren gegen die Bebauung der Klippen oberhalb des Jachthafen­s von Aguadulce kämpfte. Dieses Projekt scheiterte aber nicht an dem Protest der Bürger, sondern an der Wirtschaft­skrise – und aufgegeben wurde es auch erst, nachdem ein Teil des Felsens abgetragen und die Landschaft bereits verschande­lt war.

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Foto: PSOE Roquetas Manolo García (PSOE) kann mit den Plänen für das Flussbett nichts anfangen.

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