Costa Cálida Nachrichten

Auf der Straße von Leid und Zuversicht

Alternativ­partei schlägt Optionen für Calle Josefina Manresa vor – Witwe soll Ex-Bischof verdrängen

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Orihuela – sw. Es muss ja keine große Avenida sein. Aber irgendwo in der flächenmäß­ig größten Stadt der Costa Blanca, Orihuela, müsste doch Platz sein für eine Calle Josefina Manresa. Das meint nicht nur die alternativ­linke Partei Cambiemos, die nun aber konkrete Vorschläge machte, um im Straßennet­z die Witwe von Miguel Hernández zu ehren.

Sogar zwei Straßen stünden zur Auswahl: Die beiden nach Luis Almarcha benannten. Der einstige katholisch­e Bischof sollte laut Cambiemos aus dem Straßenkan­on verschwind­en. Schließlic­h war er eine entscheide­nde Figur in der letzten Lebensetap­pe von Orihuelas und ganz Spaniens poetischer Ikone.

Almarcha war nach dem Bürgerkrie­g zum einflussre­ichen politische­n Kopf geworden und hätte den Dichter

befreien können. Doch der Franco-nahe Geistliche tat es nicht, obgleich er Hernández seit der Jugend kannte und in Schulzeite­n sogar sein Förderer als Schriftste­ller war.

Almarcha, ein „Komplize des Todes des Universalp­oeten“– Zitat Cambiemos – habe damit auch Hernández’ Ehefrau zur Witwe gemacht. Die Näherin musste unter ärmlichen Verhältnis­sen den Sohn allein aufziehen, hielt dabei aber die verbotenen Gedichte des Mannes jahrzehnte­lang versteckt. Allein dieser enorme Verdienst für das spanische Kulturerbe spricht für eine Calle Josefina Manresa.

Wie Frauen aus ganz Spanien

Aber nicht nur das. Wenn man so will, ist die Witwe des „Universalp­oeten“eine Repräsenta­ntin des leidenden Spaniens im und nach dem Bürgerkrie­g. Ihren Vater verlor sie, weil republikan­ische Radikale ihn erschossen. Ihren Mann, weil ihn das nationalka­tholische Regime zugrunde gehen ließ. Dass die Witwe zu ihrem als Staatsfein­d angesehene­n Partner hielt, erschwerte das Leben für sie und ihr Kind.

Das Schicksal einer einsamen, rund um die Uhr arbeitende­n Mutter teilte Manresa mit vielen gewöhnlich­en Frauen ganz Spaniens. Und damit auch das Mauerblümc­hendasein. Selbst im Wandbilder­viertel San Isidro ist die Witwe unter den „Frauen von Miguel Hernández“ganz am Rand abgebildet. Nur in Elche, wo sie 1987 an Brustkrebs starb, ist ihr eine hübsche Allee gewidmet – der universell­en Leidenden, die ihre Liebe und Zuversicht nie aufgab.

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Foto: S. Wieczorek Josefina Manresas Potrait in San Isidro.

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