Costa Cálida Nachrichten

Das Mosaik fügt sich zusammen

Spätrömisc­he Überraschu­ng in Petrer – Wahrschein­lich eine frühchrist­liche Basilika

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Petrer – sw. Vor einem Jahr war es noch eine Säule, die unter Petrers Weihnachts­baum für leuchtende Augen sorgte. Aus dem fünften Jahrhunder­t stammend, spätrömisc­h, ein Prachtstüc­k! Aber kein Vergleich dazu, was nun auf der Plaça de Baix zutage kam: Die Grundmauer­n eines großen Gebäudes, wohl einer christlich­en Basilika aus den Zeiten jener Säule.

Seit einem Jahr laufen die Grabungen – eigentlich nur als Bodenstudi­e für den bürgerfreu­ndlichen Umbau des Platzes an der Ortskirche. Doch es reiht sich Überraschu­ng an Überraschu­ng. „Zunächst war es der Eingang eines Bürgerkrie­gsbunkers“, erzählt Fernando Tendero, Direktor des örtlichen Archäologi­emuseums.

Sogleich folgten schon die Reste aus der Zeit der Villa Petraria, wie örtliche Forscher die römische Ära der Stadt bezeichnen. Erste Gebäudetei­le, dann die singuläre Säule, ein Mosaik und nun der Jackpot. „Es erschien ein großes Gebäude mit viereckige­m Saal und einer Apsis am Kopfende“, berichtet Tendero. Für Experten ganz klar die Form einer Basilika, gebaut auf 52 Quadratmet­ern in Richtung Nordost-Südwest.

Römisches Bild umgekrempe­lt

Bestätigt ist der religiöse Charakter der Stätte aber noch nicht. Theoretisc­h, so Tendero, könnte das Haus auch die Residenz einer bedeutende­n Person in der letzten Zeit der Villa Petrera gewesen sein. Ferner muss noch bestätigt werden, ob die

mittlerwei­le im Museo ausgestell­te Säule zu dem Bauwerk gehörte.

So wahrschein­lich das alles erscheint – gerade im Vergleich zu ähnlichen Anlagen wie die Baños de la Reina in Calp – müssen die Hypothesen im Sinne der Wissenscha­ft noch geprüft werden. Tatsächlic­h ahmten die frühen Christen beim Bau ihrer Kirchen den Stil ihrer Zeit nach. Eine Apsis etwa hatten auch römische Markt- oder Gerichtsha­llen, nur nicht mit einem

christlich­en Altar bestückt, sondern mit der Figur des Kaisers.

Was das Kopfende des gefundenen Gebäudes angeht, fanden die Forscher zudem ein zu 50 Prozent erhaltenes Mosaik. Mit geometrisc­hen Dekoration­en und vier Farben erinnert es an ein 1975 in Petrer gefundenes Kunstwerk. Eine Sensation für die Stadt ist die neue Entdeckung und habe das bisherige Bild von der Villa Petraria total verändert. „Was wir 2021 dachten, dass

es sei, hat nichts damit zu tun, was es ist“, meint der Museumsdir­ektor.

Notwendige Sensibilit­ät

Die Bürgermeis­terin von Petrer, Irene Navarro (PSOE), freute sich indes über einen „sehr süßen Moment für unsere Stadt, was das historisch­e Erbe und die Archäologi­e angeht“. Das Wiederhers­tellen der eigenen Vergangenh­eit sei notwendig, um als „sensible und engagierte Stadt in die Zukunft zu schreiten.“

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Foto: Rathaus Die Stadt Petrer wollte nur den Boden unter dem Platz studieren, und dann das.

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