Spaniens neue Mautgebühren kommen eher
Für die Erhebung der neuen Straßenbenutzungsgebühren will man auf das Free-Flow-Zahlungssystem zugreifen
Madrid – ds. Wer auf Spaniens Straßen unterwegs ist, wird weiter tief in die Tasche greifen müssen. Neben gestiegen Kraftstoffpreisen müssen Fahrer 2023 mit einer Mauterhöhung von bis zu neun Prozent auf den verbliebenen gebührenpflichtigen Autobahnstrecken rechnen und zudem plant Spaniens Regierung die Wiederaufnahme von Straßenbenutzungsgebühren auf Autobahnen und Schnellstraßen – und das nicht erst ab 2024, sondern für einige Strecken schon ab 2023. Welche Informationen gibt es bislang darüber?
Einführung ein Jahr früher
Als sicher gilt, dass die spanische Regierung Gebühren für die Benutzung von Autobahnen und Schnellstraßen teilweise schon ab 2023 erheben wird. Eine der autonomen Gemeinschaften Spaniens, die die offiziellen Pläne der Regierung bereits vorwegnehmen und für bestimmte Abschnitte einiger ihrer Straßen eine Maut einführen, ist das Baskenland.
Vieles deutet darauf hin, dass nach der Anzahl der gefahrenen Kilometer abgerechnet werden soll. Einige Verbände haben sich schon bei der ersten Diskussion vor einem Jahr gegen diese Idee ausgesprochen, darunter auch der spanische Automobilclub RACE. „Die gebührenpflichtige Nutzung von Autobahnen ist vor allem ein Problem für die Verkehrssicherheit, aber auch für das Portemonnaie der Autofahrer, die durch andere Steuern bereits rund 30 Milliarden Euro in die Staatskasse einzahlen“,
erklärte RACE laut dem Onlineportal adslzone.net. So könne die Benutzungsgebühr dazu führen, dass viele Autofahrer auf Nebenstraßen ausweichen, auf denen sich 78 Prozent der tödlichen Unfälle ereignen.
Verpester zahlen mehr
Seitens der spanischen Regierung heißt es, dass die Maut für die Instandhaltung der Straßen bestimmt ist, die ihrer Meinung nach nicht mit den Steuern aller Spanier bezahlt werden sollte, da es „dringendere“Bedürfnisse wie etwa die Sozialpolitik gäbe. Für den Großteil der Straßen wird die Benutzungsgebühr erst im Jahr 2024 in Kraft treten – dafür bekommt Spanien
70.000 Millionen Euro aus europäischen Fonds. Dennoch will die Regierung bereits vor 2024 einige Straßenabschnitte mit einer Maut belegen: 12.000 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen. Später sollen 14.000 Kilometer einspurige Nationalstraßen hinzukommen.
Geht es nach der Regierung könnte ein neues Maut-System schon nach dem Sommer 2023 in Kraft treten und 2025 in ein „fortschrittlicheres Format“übergehen, das sie als „Verursacherprinzip“bezeichnet. Das heißt vereinfacht übersetzt: „Verpester zahlen mehr“.
Wie hoch wird die Maut sein?
Wie hoch die neue Straßenbenutzungsgebühr sein wird, steht bis
dato noch nicht fest. Als Referenz schlug die Vereinigung von Infrastrukturbauund -konzessionsunternehmen Seopan Tarife zwischen drei und neun Cent pro Kilometer für Pkw vor. Für eine Fahrt von San Sebastián nach Madrid würden das zum Beispiel Kosten zwischen 12,75 und 40,70 Euro bedeuten.
Geprüft werden auch andere Systeme wie die Vignette in der Schweiz und in Österreich, bei denen einmalige jährliche Zahlungen von etwa 80 Euro geleistet werden. Allerdings solle die Vignette eher eine vorläufige Rolle spielen, denn zu einem späteren Zeitpunkt möchte die Regierung auf jeden Fall, dass ein Aufschlag je nach der Anzahl der gefahrenen Kilometer hinzukommt.
Free-Flow Zahlungssystem
Für die Abwicklung der neuen Maut greift man wahrscheinlich auf das als „free-flow“bezeichnete Zahlungssystem zurück. Hierfür werden Portale errichtet, die mit Nummernschildlesegeräten ausgestattet sind, die die Zahlung der Mautgebühr ermöglichen, ohne dass das Fahrzeug an einer Mautstelle anhalten oder anstehen muss.
Die Nummernschildlesegeräte, die sowohl das vordere wie auch das hintere Kennzeichen ablesen sollen, sind für die Registrierung der Fahrzeuge und für die Festlegung der Zahlungen je nach zurückgelegter Strecke oder Kilometerstand ausgelegt. Kurzum: Bei Free Flow handelt es sich um ein automatisches Abrechnungssystem, das für die Erfassung aller
Kennzeichenlesegeräte ermöglichen die Zahlung der Mautgebühr
Daten und für die Erhebung der Maut-Gebühren zuständig ist.
Die Bezahlung erfolgt, so das Onlineportal autopista.es, entweder durch ein am Fahrzeug angebrachtes Gerät, das sich mit dem Free Flow-System verbinden kann – wie etwa das VIA-T-Gerät –, oder durch eine Kreditkarte, die an ein Nummernschild geknüpft ist und zuvor auf einer dafür vorgesehenen Webseite mit all den erforderlichen Daten registriert wurde.