Monster-Invasion
Das Pokémon-Fieber hat nun auch Marbella erfasst
Gesenkten Kopfes verlassen Schüler und Studenten ihre Wohnungen, um in Marbella auf die Jagd nach den Taschenmonstern von Nintendo zu gehen.
Marbella – sps. . Seit dem 15. Juli kann man sich das Kult-Spiel aus der Pokémon-Reihe nun auch kostenlos im spanischen App Store oder als Android-App für sein Smartphone herunterladen. Zusammen mit dem amerikanischen Softwarehersteller Niantic Labs hat der japanische Konzern Nintendo einen neuen Hit veröffentlicht, der Spieler auf der ganzen Welt begeistert. Allein in den Vereinigten Staaten haben sich bereits mehr als 26 Millionen Nutzer das Spiel heruntergeladen. Tendenz steigend.
Was das neue Spiel der Pokémon-Saga von seinen Vorgängern abhebt, ist die Verknüpfung zwischen realer und virtueller Welt. Wer seit 1999 immer davon träumte, Kämpfe mit seinen virtuellen Monstern in der echten Welt austragen zu können, hat jetzt dazu die Gelegenheit. Im Gegensatz zu früher muss man sich nun keinen Gameboy oder andere Spielekonsolen kaufen, stattdessen kann man einfach mit dem Mobiltelefon im eigenen Viertel auf Pokémon-Jagd gehen. Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Man erlaubt dem Spiel, auf die Kamera des Telefons zuzugreifen, aktiviert das Ortungssystem des Handys und mit einer mobilen Internetverbindung kann es auch schon losgehen.
Nach dem Starten der Applikation öffnet sich die Kamera des Smartphones und es erscheint die Umgebung auf dem Bildschirm. Läuft man nun durch die Straßen, die Kamera stets nach vorne gerichtet, tauchen die digitalen Monster vor einem auf dem Weg auf. Erscheint eines der Monster, stehen dem Spieler Poké-Bälle zur Verfügung. Diese wirft man mit einer Bewegung des Fingers nach vorne. Um auf diese Art weitere Monster fangen zu können, muss man an Sehenswürdigkeiten halten und neue Orte in der echten Welt erkunden. Dort findet man nützliche Gegenstände, die dabei helfen, seine Pokémon zu stärken. Auf den Reisen erhält man auch Eier, die man ausbrüten kann. Damit das Tierchen schlüpft, muss man zwei bis zehn Kilometer mit geöffnetem Spiel zurücklegen. Wer starke Pokémons haben möchte, der muss sich an der Luft bewegen, so das Prinzip des Spiels.
Ob man in Marbella durch den Parque de la Constitución spaziert oder die Strandpromenade entlangläuft, überall lauern die altbekannten Monster und warten darauf, gefangen zu werden. Auch wenn das Spiel noch in den Kinderschuhen steckt und bisher noch viele Serverprobleme zu erwarten sind, hält der Ansturm auf das Spiel weiter an. Accounts, die einzelne, seltene Kreaturen beherbergen, werden im Internet bereits für mehr als 100 Euro gehandelt. Auf einmal verliert die Aussage „Wenn ich mal groß bin, werde ich PokémonTrainer“ihren Scherzcharakter.
Am Strand von Marbella kommen mir, vertieft in ihr Handy, zwei Spanier entgegen. Beide wirken sehr sportlich und eigentlich zu alt, um noch auf der Jagd nach virtuellen Monstern zu sein. Alvaro und sein Freund Javier sind begeistert von dem neuen PokémonAbenteuer. Sie erklären mir, dass sie sich jetzt viel mehr bewegen würden, um an die starken Pokémons heranzukommen. Alvaro spielte schon in seiner Kindheit Pokémon, aber hörte irgendwann damit auf. Mit Pokémon Go kam bei ihm die Lust auf das Spiel von Nintendo wieder hoch. Auf die Frage, ob sie Bedenken bezüglich des Datenschutzes oder ihrer Privatsphäre hätten, antworteten die beiden nur: „Ja, aber das Spiel macht nun mal so viel Spaß, da fallen diese Ängste in den Hintergrund.“
Auch wenn das Spiel momentan kostenlos ist, finanziert es sich durch Einkäufe innerhalb des Spiels. Wie jedoch aus einem Interview der New York Times mit John Hanke, dem Chef von Niantic Labs, hervorging, ist bereits geplant, ortsspezifische Werbung in das Spiel zu implementieren. Auf diese Art müssten Spieler beispielsweise Geschäfte in der realen Welt aufsuchen, um an Gegenstände im Spiel zu gelangen. Im Gegenzug würden diese Unternehmen für ihren Wert in der virtuellen Welt bezahlen. Bei diesem Geschäftsmodell bleibt abzuwarten, wie die Pokémon-Gemeinde auf eine solche Veränderung reagiert und vor allem, ob der PokémonGo-Hype weiter anhalten wird.
Pokémon-Wanderungen werden bereits weltweit organisiert