Gesund und Fit
Gerade Kinder und Raucher sind gefährdet – Auch Stress kann Auslöser sein
Mandeln als Infektionsherd: Halsschmerzen sind Anzeichen für eine Mandelentzündung. Vor allem Kinder und Raucher sind gefährdet
Mönchengladbach/Berlin –
dpa. Die Zunge weit herausstrecken und dann langgedehnt „A“sagen. Wer das wegen Halsschmerzen vor dem Spiegel macht und dabei sieht, dass der Rachen gerötet ist und die Mandeln geschwollen sind, sollte einen Arzt aufsuchen. Kommen zu diesen Symptomen auch noch Fieber und Abgeschlagenheit hinzu, dann verdichten sich die Anzeichen für eine akute Mandelentzündung.
Die Gaumenmandeln, medizinisch Tonsillen genannt, befinden sich im menschlichen Körper quasi am Eingang der Atem- und Speisewege. Gelangen Keime oder Viren in den Mund oder die Nase, werden sie von den Mandeln in der Regel abgefangen. „Insofern schützen die Mandeln den Körper vor Krankheiten und trainieren am Lebensanfang das Immunsystem“, sagt Prof. Jochen Windfuhr, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohren-Heilkunde, Plastische Kopf- und Hals-Chirurgie und Allergologie am Krankenhaus Maria Hilf in Mönchengladbach.
Ist der Körper geschwächt – etwa durch Erkältungskrankheiten, psychischen oder körperlichen Stress – dann besteht die Gefahr, dass die Abwehrmechanismen nicht optimal funktionieren. Dann kann es passieren, dass sich Krankheitserreger in dem weichen Gewebe der Rachenregion rasant vermehren. „Am Anfang steht oft eine virale Infektion, der in vielen Fällen ein Bakterien-Befall folgt“, sagt Windfuhr. Aber auch unabhängig davon können sich bakterielle Entzündungen entwickeln. Typische Auslöser sind Streptokokken.
Kommt es zu einer bakteriellen Infektion, dann sind auf den geschwollenen Mandeln sogenannte Eiterstippchen zu sehen. Das sind weiß-gelbliche Ausscheidungsprodukte. An einer akuten Mandelentzündung können Menschen in jedem Alter erkranken. Aber: „Am häufigsten sind Kinder im Alter bis zu fünf Jahren betroffen“, sagt Windfuhr, der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie mit Sitz in Bonn ist. Grund ist, dass in diesem Lebensalter die Abwehrmechanismen noch nicht so ausgereift sind wie bei Älteren.
Aber auch Erwachsene können noch eine Tonsillitis bekommen. „Ein Risikofaktor hierfür ist das Rauchen“, sagt die Apothekerin Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin. Das Entstehen von Entzündungsherden in der Mund-Rachen-Region wird nach ihren Angaben durch Nikotin gefördert. „Offensichtlich spielt das Rauchen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Abszessen in den Mandeln“, erklärt Windfuhr. Abszesse sind abgekapselte, eitrige Ent- zündungen. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte der Eiter zügig abgelassen werden. „Manchmal ist hierfür eine komplette Mandelentfernung nötig.“
Eine Mandelentzündung bekommt ein Arzt meist problemlos in den Griff. „Verschrieben werden je nach Beschwerden und Verlauf entweder fieber- und schmerzsenkende Präparate oder auch Antibiotika“, sagt Sellerberg. Der Heilpraktiker Rene Gräber aus dem schleswig-holsteinischen Preetz rät, sich zusätzlich einen kalten Wickel um den Hals zu legen, um die Hitze abzuleiten und Schmerzen zu lindern.