Hommage an Dieter Emil Sdun
Posthume Ausstellung in der Kunstschule Almerías erinnert an den deutschen Schriftsetzer, Publizisten und Verleger
Almería – jan. Zwei Jahre ist es bald her, dass der aus Sachsen stammende Dieter Emil Sdun (1944-2015) in seiner Wahlheimat Almería verstarb. Vergessen haben ihn seine hiesigen Weggefährten indes nicht. In der Escuela de Artes in Almería haben sie anlässlich seines zweiten Todestages eine posthume Ausstellung organisiert, um an Sdun zu erinnern.
Die ebenso umfassende wie abwechslungsreiche Ausstellung gewährt einen weitreichenden Einblick in das Lebenswerk von Emilio Sdun, wie der gebürtige Leubnitzer hierzulande genannt wurde. Zu sehen sind in erster Linie typographische Plakate sowie seine in reduzierter Auflage Künstlerbücher.
Die Exponate vermitteln einen Eindruck, mit welch traditionellen Mitteln Sdun stets zu Werke ging. „Vor allem aber zeigen sie auf, welche Möglichkeiten zur Kreation sich eröffnen, wenn man Fantasie und Enthusiasmus mitbringt“, bemerkt die Ausstellungskommissarin Conchi Lidón. „Und beides besaß Emilio im Überfluss“, versichert Lidón, die an der Kunstschule als Professorin tätig ist.
Dort lehrte lange Jahre auch der inzwischen in den Ruhestand getretene Martín Pastor, den mit seinem deutschen Kollegen eine enge Freundschaft verband. Auf seine gedruckten Einladung hin erteilte Sdun selbst an der Kunstschule mehrmals Kurse und Seminare. „ Sein Tod ist für mich ein großer Verlust gewesen“, trauert ihm der ehemalige Kunstprofessor noch immer nach.
Von Berlin nach Almería
Dieter Emil Sdun erlernte in Berlin des Beruf des Schriftsetzers und begann dort auch in den 1960er Jahren, für verschiedene Druckereien zu arbeiten, bis der OffsetDruck sein Handwerk zu verdrängen begann. Mit seiner Frau Doris machte sich Sdun in der Folge selbständig. Im hessischen Dreieich gründeten sie 1984 einen Kleinverlag, den sie nach einer krautigen Pflanze in ihrem Garten Schierlingspresse nannten.
Dort begann sich Sdun auf die Erstellung und den Druck von kunstvoll gestalteten Büchern zu konzentrieren, deren äußere Ästhetik dem Inhalt in nichts nachstanden. Der gleichen Aufgabe widmete er sich auch, nachdem er 1996 mit seiner Lebensgefährtin nach Spanien auswanderte. In dem kleinen Ort Los Guiraos in der Gemeinde Cuevas del Almanzora gründeten sie erneut einen Kleinverlag, den sie Prensa Cicuta nannten (Schierlingspresse auf Spanisch, Anm. der Redaktion).
Nach seiner Umsiedlung ließ sich Sdun außer von den Klassi- kern der deutschen und französischen Literatur zunehmend auch von spanischen Schriftstellern inspirieren. Wie etwa von Fernando Arrabal, mit dem er persönlich in einigen Publikationen kooperierte oder auch von Federico García Lorca, für den er seit jeher ein Faible hatte. Auf Lorcas Spuren hatte das Ehepaar Sdun auch Ende der 1980er Jahre erstmals Granada und Almería bereist.
Von seinem Atelier in Los Guiraos aus verlegte Dieter Emil Sdun denn auch vornehmlich spanischsprachige Bücher. Darunter befanden sich etliche hochwertige Publikationen, die in zahlreichen Museen in Deutschland, England, Holland und in den USA Eingang fanden. Anerkannt wurde seine Arbeit indes vor allem in seiner alten Heimat, wo für Künstlerbücher ein weit größerer Markt existiert als in Spanien. So wurde Sdun unter anderem in Mainz mit dem Victor-Otto-Stomps-Preis, in Offenbach mit dem Preis „Kunst vor Ort“und in Mainz mit dem Eisenturm Kunstpreis ausgezeichnet. Die Ausstellung über Dieter Emil Sdun in der Escuela de Artes (Plaza Pablo Cazard) in Almería dauert bis zum 2. Februar an.