Handel mit den Daten
Telefónica lanciert Aura und bietet Kundenprofile feil
Barcelona – sk. Nun will auch Telefónica in den Handel mit Millionen von Daten von Internetnutzern einsteigen. Der Telekommunikationsriese mit 350 Millionen Internetzugängen in 21 Ländern lanciert dazu in den kommenden zwölf Monaten die Kundenplattform Aura, die bei der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Über diese mit Microsoft entwickelte Plattform können die Daten von TelefónicaKunden kommerzialisiert werden. Facebook soll mit diesem Geschäft angeblich zehn Euro für jeden seiner Milliarden Nutzer verdienen.
Die 48 Milliarden teure AuraPlattform soll nach den Worten von Telefónica-Präsident José María Álvarez täglich die Bewe- gungsdaten von Kunden von Telefónica-Produkten wie Movistar und Internet erfassen, so dass mit Einverständnis des Nutzers anonyme Kundenprofile erstellt und vermarktet werden können. Allein über die Verbindung Handy und Internet hinterlassen Nutzer Informationen wie Telefonnummern, Dauer von Gesprächen, an den Router angeschlossene Geräte, Zahlungsverkehr, Fernsehkanäle, Transportmittel und vieles mehr.
Wer künftig einmal die Daten von Telefónica-Kunden nutzen will, kann über Aura entsprechende Angebote dafür abgeben. Wie genau Telefónica damit Geld verdienen will, darüber klärte der Telefónica-Chef die Öffentlichkeit allerdings nicht auf. „Wir meinen, dass der Nutzer selbst entscheiden muss, welche der Daten die Telefónica von ihm hat, mit wem und wofür diese im Gegenzug geteilt werden sollen“, sagte die Datenbeauftragte von Telefónica Chema Alonso. Aura soll den Kunden ermöglichen, den Umgang mit seinen Daten zu kontrollieren.
Wie weit fortgeschritten Telefónica beim Handel mit Daten auf dem deutschen Markt ist, darüber berichtet das Magazin „Die Wirtschaftswoche“. Demnach bietet Telefónica Einzelhandelsketten bereits anonymisierte Informationen über Alter, Geschlecht, Herkunft und Bewegungsgewohnheiten von 44 Millionen Kunden an. Dabei geht es keineswegs nur ums Internet, sondern auch um das Kaufverhalten in öffentlichen Räumen, sogenannte „Indoor-Analysen“.