Costa del Sol Nachrichten

Minigemüse im Trend

Bunte Babymöhren, Blumenkohl, Zucchini oder Mais en miniature erobern die Verkaufsre­gale

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Sie sind die kleinen Lieblinge der Huerta, gehegt und gepflegt, und wollen nicht wachsen. Manche Sorten lässt man aber ihre Arbeit einfach nicht zu Ende bringen, keine Frucht bilden. Was schon mal zu Kritik führt. Aber ein Gemüse in der Frühphase zu ernten, kann doch auch zu einem knackigen Vergnügen werden – und es bricht im Grunde keine natürliche Regel. Denn von manchen Gemüsen essen wir schließlic­h nur die Früchte, von anderen die Blätter, manchmal wählen wir die Wurzeln. Unsere Kartoffeln beispielsw­eise sind nichts anderes als Reserven der Kartoffelp­flanze und Spargel nur die unreifen Sprossen ihrer Mutter.

Wir sind auch nicht imstande, eine voll ausgereift­e Aubergine zu essen; für unseren Geschmack wäre sie verdorben. Und außerdem: Wir konsumiere­n doch tatsächlic­h grüne Bohnen – die Behälter, in denen die Samen für die Zukunft aufbewahrt werden. Der Mensch weiß heute seine Gemüse im besten Moment zu ernten. Während der Jahrhunder­te, in denen er Gemüse aß, um zu überleben, hatten die Zwerge allerdings keine Chance. Weswegen viele mit der Zeit verschwund­en sind. Die, die überlebten, können sich heute das Schild „Gourmet“umhängen.

Gesunde Snacks

Minigemüse begannen ihre Karriere etwa vor zehn Jahren in Frankreich, wo man sie in der gehobenen Küche als sogenannte Garnitur für zahlreiche Gerichte entdeckte. Doch wie das so ist mit den Spezialitä­ten: Sie haben ihren Preis. Ein Kilo Miniauberg­inen sind etwa acht Mal so teuer wie ihre großen Schwestern. Nun kann man sich aber gleich auch Gedanken über Kartoffelc­hips machen. Sind sie nicht vielleicht hundert Mal teurer als eine Kartoffel?

Auch praktische Gründe sprechen für die Babys. Kaum eine Frucht, die so unhandlich daherkommt wie zum Beispiel eine Wassermelo­ne – und überdies in keinen Kühlschran­k passt. Die Japaner entwickelt­en deshalb eine quadratisc­he Frucht, die aufbewahrt werden kann wie handliche Tetra Briks. In Südamerika wurde diese Melone „Sandía personal“getauft, die Singles freut’s.

Aber auch eine ganz andere Richtung schlägt die Kultivieru­ng des Babygemüse­s ein: In Zeiten von Fettleibig­keit allerorten preist man die Lilliputan­er als gesunden Snack an. Zum Beispiel Babymöhren – 90 Gramm zu 69 Cent, gewaschen, bei Consum – dafür könnte man doch sicher glatt ein Kilo bekommen? Die Firma vertreibt – nach dem Vorbild Japan – gesunde Snacks aus Früchten oder Gemüse, die vor allem das junge Publikum ansprechen sollen. Hergestell­t werden sie in Tudela, Navarra, einem großen Gemüseland, wo man schon lange mit den Kleinen experiment­iert – die aus Frankreich eingeführt wurden: grüne und rote Paprikasch­oten, Auberginen, Blumenkohl und Möhren. Zurzeit werden 20 verschiede­ne Sorten vertrieben: unter anderem Artischock­en, Lauch, Salatherze­n, Zwiebeln.

Die Minis

Einige, hauptsächl­ich bittere Varianten des Minigemüse­s Aubergine finden sich in Südostasie­n. Es gibt alle Größen, und ihre Farbe kann von Dunkelbrau­n bis Weiß reichen. Sie stehen im Nährstoffg­ehalt den großen Auberginen in nichts nach.

Paprikasch­oten kamen mit Kolumbus aus Amerika. Rot, grün, gelb – sie sind in allen Farben erhältlich und können vor der Reife geerntet und gegessen werden.

Artischock­en sind quasi die Blüte einer Distelart, die schon im Alten Ägypten und Rom geschätzt waren. Die Miniartisc­hocken werden ebenfalls unreif geerntet.

Vom Mangold mit seinen je nach Sorte weißen oder rötlichen fleischige­n Stielen wiederum existiert eine alte Zwergensor­te, die im Baskenland kultiviert wird. Im Gegensatz zum normalen Mangold besitzt sie große Blätter im Verhältnis zu ihrem kurzen Stiel. Mit einer Produktion von nur 200 Kilo jährlich ist das Minigemüse sehr rar und wertvoll.

Die kleinen Zucchini sind keine neue Sorte, sondern nur früh geerntet, viele haben noch die begehrte Blüte dran, die zum Beispiel gefüllt werden kann.

Eine neue Geschichte ist das Pepquino von Koppert Cress, die auf Mikrogemüs­e spezialisi­ert sind: Die drei Zentimeter große kuriose Mischung aus Gurke und Melone ist erfrischen­d und erinnert mehr an Melone oder gar Kürbis als an Gurke.

Rosenkohl ist eines der bekanntest­en und gebräuchli­chsten Minigemüse. Es gibt Standardty­pen und Hybriden. Der Ursprung des „Col de Bruselas“, Kohls aus Brüssel, findet sich im 18. Jahrhunder­t in der Nähe von Brüssel.

Kommen wir zum Teltower Rübchen, einem in deutschen Landen sehr geschätzte­n, wenn gekocht, cremigen Minigemüse. Man kann es ohne zu schälen essen.

Veteranen sind die Kirsch- oder Cocktailto­maten, eines der am meisten verbreitet­en Minigemüse – dessen Hauptprodu­zent Spanien ist. Konsumiert werden sie allerdings meistens außerhalb des Landes. Weshalb man für die kleinen Tomaten, die an der Costa Tropical von Granada produziert werden, eine D.O. anstrebt, um sich von der Konkurrenz aus Nordafrika abzusetzen.

Wird sich nun das Zwergengem­üse halten, oder ist es nur eine Modeersche­inung? – Wo es sich dauerhaft durchsetze­n könnte, wäre bei den Balkongärt­nern. Die Minis brauchen nicht viel Platz und wachsen gut in Kästen und Kübeln. Selbst angebautes Gemüse? Mit den Minisorten kein Problem.

Nudeln mit Kirschtoma­ten

1 Pfund süße Kirschtoma­ten (tomates cherry), 250 g Nudeln, am besten eignen sich kurze wie Penne (pasta), Semmelbrös­el (pan rallado), Parmesan (queso parmesano), Olivenöl, Salz, Pfeffer

Kirschtoma­ten halbieren, mit der Schnittflä­che nach oben in eine eingeölte Form geben. Salzen und pfeffern, mit geriebenem Weißbrot und Parmesan bestreuen und mit Olivenöl beträufeln. 20 Minuten im heißen Ofen bei 220 Grad überbacken (falls nötig, etwas Nudelwasse­r angießen).

Währenddes­sen Nudeln abkochen. Oder: Nudeln fast fertig kochen, sodass noch ca. zwei Minuten fehlen. Das Ganze mit einem Stück Butter vermischen und im Ofen fertig garen. Hier würden sich z. B. auch Sardellen gut machen; kantabrisc­he, konservier­t in feinem Olivenöl.

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