Vorbeugen statt heilen
Impfkalender legt Prävention gegen Infektionskrankheiten nahe – Nicht alle werden vom Gesundheitssystem getragen
Der englische Landarzt Edward Jenner (1749-1823) beobachtete Ende des 18. Jahrhunderts, dass Melkerinnen, die sich mit den weniger virulenten und für Menschen nicht tödlichen Kuhpocken infizierten, für gewöhnlich nicht mehr an den eigentlichen Pocken erkrankten, die zu jener Zeit in Europa stark verbreitet waren. Daraufhin unternahm Jenner ein riskantes Experiment mit einem Kind.
Mit dem einer Kuhpockenpustel entnommenen Serum impfte der Landarzt den achtjährigen James Phipps, der daraufhin einige Tage leicht erkrankte. Sechs Wochen später infizierte Jenner den Jungen dann mit dem gefährlichen Pockenvirus, gegen den sich die Testperson aber als immun erwies. Von seinen Zeitgenossen wurde der Mediziner zwar verhöhnt, die von ihm propagierte Methode setzte sich indes durch.
Die Erkenntnis, in gleicher Weise auch noch anderen Infektionskrankheiten wie Cholera, Milzbrand oder Tollwut vorbeugen zu können, ist wiederum dem franzö- sischen Chemiker und Mikrobiologen Louis Pasteur (1822-1895) zu verdanken. Pasteur stellte ferner fest, dass eine Impfung mit dem tatsächlichen, allerdings abgeschwächten Virus effektiver ist, als mit einem ähnlichen Krankheitserreger. Außerdem gelang es ihm, den benötigten Impfstoff künstlich im Labor zu erzeugen.
Bei den in unserer Zeit gängigen Schutzimpfungen wird eine so genannte aktive Immunisierung verfolgt, mit der eine langfristig wirksame Protektion aufgebaut werden soll. Der Krankheitserreger wird dabei in einer Form verabreicht, in der er zwar keine ernsthafte Erkrankung hervorrufen kann, dem Körper aber eine Infektion vortäuscht. Dieser reagiert darauf mit der Bildung von Antikörpern zur Bekämpfung des Krank- heitserregers. Dank des immunologischen Gedächtnisses können diese zu einem späteren Zeitpunkt reaktiviert werden, wenn eine echte Ansteckung erfolgen sollte.
Davon zu unterscheiden ist die passive Immunisierung, die bei Pa- tienten zur Anwendung kommt, die sich bereits mit einem Erreger angesteckt haben und einen unmittelbar wirkenden Schutz zur Abwehr der Krankheit benötigen. In diesem Fall werden direkt Antikörper gespritzt, die zuvor Personen entnommen wurden, welche die Krankheit durchlebt haben und nun gegen diese immun sind.
Lebend- und Totimpfung
Innerhalb der aktiven Immunisierung sind wiederum die Schutzimpfungen mit lebendigen und jene mit toten Impfstoffen zu unterscheiden. Beide Methoden werden heutzutage angewandt und bergen sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Entscheidung für eine Lebendoder eine Totimpfung hängt letztlich von den spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Krankheitserreger ab, denen mit der Impfung vorgebeugt werden soll.
Bei den lebendigen Impfstoffen handelt es sich um abgeschwächte
Jenner und Pasteur gelten als die „Väter“der Schutzimpfung