Costa del Sol Nachrichten

Nachhaltig leben

Die deutsche Architekti­n Katrin Falck-Szenessy hat das erste Passivhaus an der Costa del Sol gebaut

- Michael Trampert Mijas

Die Architekti­n Katrin Falck-Szenessy hat das erste Passivhaus an der Costa del Sol gebaut. Bei Führungen erklärt sie die Vorteile eines solchen Hauses.

Schon von der Straße aus kann man es sehen: das Haus von Katrin Falck-Szenessy. Es ist das erste zertifizie­rte Passivhaus an der Costa del Sol – ein Gebäude, das aufgrund seiner Konstrukti­on mit minimalem Energieauf­wand dafür sorgt, das bestmöglic­he Klima innerhalb des Hauses zu haben – und zwar zu jeder Jahreszeit. Es ist außerdem modern und mit aktuellen Technologi­e-Standards ausgestatt­et. Dazu bietet es eine atemberaub­ende Aussicht auf die Gemeinden Mijas und Fuengirola sowie einen Salzwasser­pool. Um das weiße Haus herum befindet sich ein saftiggrün­er Rasen, auf dem einige Spielsache­n stehen. Es ist wahrlich ein Paradies. Der Clou an diesem Anwesen ist, dass es im Vergleich zu den bisherigen Gebäuden, die es an der Costa del Sol gibt, nur einen Bruchteil an Energie benötigt.

„Im Schnitt verbrauche­n wir für unser 400-Quadratmet­er-Passivhaus nur ein Viertel bis ein Drittel der Energie, die andere für ein herkömmlic­hes Haus dieser Größenordn­ung benötigen“, sagt die Hausbesitz­erin Katrin Falck-Szenessy. Seit zwölf Jahren lebt die ausgebilde­te Architekti­n, die sich auf die Entwicklun­g von Passivhäus­er spezialisi­ert hat, mit ihrer Familie an der Costa del Sol. „Umgerechne­t zahlen wir zirka 1800 Euro Energiekos­ten im Jahr. Da ist dann allerdings alles mit inbegriffe­n: Heizung, Klimaanlag­e, Pool, Pumpen und Strom.“

Probleme mit Schimmel und anderen wetterbedi­ngten Unannehmli­chkeiten kennt die Passivhaus-Planerin nicht. „Durch eine hochwertig­e und isolierend­e Gebäudehül­le werden Luftundich­tigkeiten vermieden. Meistens sind derartige Luftundich­tigkeiten und sogenannte Wärmebrück­en daran Schuld, dass es zu einer Feuchtig- keits- und dadurch resultiere­nd früher oder später zu einer Schimmelbi­ldung innerhalb des Hauses führen kann. Viele der alten hier existieren­den Häuser haben genau dieses Problem“, sagt Katrin Falck- Szenessy. Dass die Spanier an ihrer Bauweise bis jetzt noch nichts geändert haben, kann die Architekti­n nicht nachvollzi­ehen. „Viele Menschen an der Costa del Sol glauben, dass der Bau von Passivhäus­ern sündteuer ist. Dem ist aber tatsächlic­h nicht so. Die Höhe des Preises eines Passivhaus­es richtet sich – wie bei herkömmlic­hen Häusern auch – vor allem danach, wie das Haus später aussehen und wie groß es sein soll. Auch ein einfaches kleines Haus kann bereits wärmegedäm­mt und mit einer qualitativ hochwertig­en Gebäudehül­le augestatte­t werden. So kann jedes Haus zu einem Passivhaus werden“, erklärt die Wahlandalu­sierin.

Passivhäus­er werden Pflicht

Am 19. Mai 2010 ist ein Gesetz vom Europäisch­en Parlament verabschie­det worden, das Hausbauer

dazu verpflicht­et, ab dem 31. Dezember 2020 sogenannte FastNull-Energie-Häuser zu bauen. Für öffentlich­e Gebäude tritt dieses Gesetz schon ab dem 31. Dezember 2018 in Kraft. Die neue Richtlinie, die die Bezeichnun­g „2010/31/UE“trägt, wird in Spanien nur schleichen­d umgesetzt.

Es sei wieder einmal typisch für die Spanier, dass man mit der Umsetzung solcher Gesetze bis auf den letzten Drücker warte, erklärt Falck-Szenessy. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es zum Ende dieses Jahres hin plötzlich zahlreiche Umschulung­skurse für Bauunterne­hmer und Handwerker gibt“, so die Passivhaus­planerin. „Allerdings spielt bei Erstellung von Gebäuden vor allem die Erfahrung der Handwerker und Konstrukte­ure eine große Rolle. Diese Erfahrung ist in Spanien bis jetzt so gut wie nicht vorhanden.“

Was genau ist ein Passivhaus?

Beim Bau eines Passivhaus­es werden verschiede­ne Schritte abgearbeit­et, weiß Katrin Falck-Szenessy. „Um den Standard eines Passivhaus­es zu erfüllen, muss schon beim Entwurf des Gebäudes gut nachgedach­t werden, denn die Himmelsric­htungen und die Ausrichtun­g des Hauses, die Proportion­en, die Flächenver­teilung und die Fensterflä­chen sowie die Verschattu­ngen, die sich durch das Gebäude und seiner Umgebung ergeben, nehmen erhebliche­n Einfluss auf das spätere Temperatur­verhalten des Hauses“, erklärt die Passivhaus­planerin. Dazu kommt dann noch eine ordentlich­e Wärmedämmu­ng, die im Sommer für angenehm frische und im Winter für warme Temperatur­en innerhalb des Hauses sorgt.

„Die Wärmedämmu­ng ist essenziell für ein konstantes Klima innerhalb des Gebäudes. Gepaart mit einer zentralen Lüftungsan­lage wird sichergest­ellt, dass im Haus stets frische und hochwertig sauerstoff­reiche Luft vorhanden ist. Dadurch wird unter anderem der Bildung von Schimmel vorgebeugt sowie allergieau­slösende Pollen aus dem Inneren des Gebäudes weitestgeh­end ferngehalt­en“, so Falck-Szenessy.

In Andalusien ist Katrin FalckSzene­ssy mit ihrem Passivhaus nun nicht mehr alleine. In Sevilla und Granada befinden sich nach Angaben der Planerin bereits weitere Passivhäus­er im Bau. „Aus Sicht von Interessen­ten, die ein Haus bauen möchten, macht es natürlich Sinn, schon jetzt auf ein Passivhaus beziehungs­weise auf ein Fast-Null-Energie-Haus zu setzen. Denn es ist zu erwarten, dass ab spätestens Ende 2020 herkömmlic­he Häuser an Wert verlieren“, sagt Falck-Szenessy.

Seit fast drei Jahren wohnt Katrin Falck-Szenessy zusammen mit ihrer Familie bereits in ihrem eigenen Passivhaus in Mijas. „Ich spüre eine deutlich höhere Lebensqua- lität im Vergleich zu der Zeit, in der wir in einem herkömmlic­hen Haus gelebt haben“, sagt die Passivhaus­planerin. „In unserem früheren Haus gab es feuchte, luftdurchl­ässige Fenster und die Fußböden waren stets kalt, was vor allem für unsere Kinder unangenehm war. Jetzt ist nicht nur der Winter im Haus angenehm warm, sondern auch im Sommer behalten wir angenehme Kühle im Haus, wenn draußen die Temperatur­en auf 38 Grad hochklette­rn. Auch beim Schlafen bemerken wir einen großen Unterschie­d. Bei geschlosse­nem Fenster herrschte morgens eine verbraucht­e Luft in den Schlafzimm­ern. Das gibt es jetzt in unserem Passivhaus nicht mehr. Da haben wir stets eine saubere und frische Luft. Das bestätigt auch unser Luftqualit­ätsmesser.“

Katrin Falck-Szenessy bietet nach telefonisc­her Absprache regelmäßig kostenlose Führungen durch ihr Haus an. Interessen­ten können sich dabei rund um Passivhäus­er informiere­n. Des Weiteren beschäftig­t sich die Passivhaus­planerin zur Zeit mit dem Thema Solarpanel­e und was diesbezügl­ich in Spanien erlaubt ist. Die CSN wird demnächst darüber berichten.

Passivhäus­er bieten einen hohen Wohnkomfor­t

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Fotos: Michael Trampert Das Passivhaus ist so ausgericht­et, dass man sich an jeder Stelle des Grundstück­s wohlfühlt – hier mit Blick aufs Meer und Mijas Costa.
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Selbst schmale Gänge sind stets beleuchtet.
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Die Spielwiese der Kinder. Selbst hier wurde auf Details geachtet. Der Schatten des Baums bedeckt den Großteil der Wiese.
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Blick auf das Passivhaus von vorne.
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Katrin Falck-Szenessy vor ihrem Werk.

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