Nachhaltig leben
Die deutsche Architektin Katrin Falck-Szenessy hat das erste Passivhaus an der Costa del Sol gebaut
Die Architektin Katrin Falck-Szenessy hat das erste Passivhaus an der Costa del Sol gebaut. Bei Führungen erklärt sie die Vorteile eines solchen Hauses.
Schon von der Straße aus kann man es sehen: das Haus von Katrin Falck-Szenessy. Es ist das erste zertifizierte Passivhaus an der Costa del Sol – ein Gebäude, das aufgrund seiner Konstruktion mit minimalem Energieaufwand dafür sorgt, das bestmögliche Klima innerhalb des Hauses zu haben – und zwar zu jeder Jahreszeit. Es ist außerdem modern und mit aktuellen Technologie-Standards ausgestattet. Dazu bietet es eine atemberaubende Aussicht auf die Gemeinden Mijas und Fuengirola sowie einen Salzwasserpool. Um das weiße Haus herum befindet sich ein saftiggrüner Rasen, auf dem einige Spielsachen stehen. Es ist wahrlich ein Paradies. Der Clou an diesem Anwesen ist, dass es im Vergleich zu den bisherigen Gebäuden, die es an der Costa del Sol gibt, nur einen Bruchteil an Energie benötigt.
„Im Schnitt verbrauchen wir für unser 400-Quadratmeter-Passivhaus nur ein Viertel bis ein Drittel der Energie, die andere für ein herkömmliches Haus dieser Größenordnung benötigen“, sagt die Hausbesitzerin Katrin Falck-Szenessy. Seit zwölf Jahren lebt die ausgebildete Architektin, die sich auf die Entwicklung von Passivhäuser spezialisiert hat, mit ihrer Familie an der Costa del Sol. „Umgerechnet zahlen wir zirka 1800 Euro Energiekosten im Jahr. Da ist dann allerdings alles mit inbegriffen: Heizung, Klimaanlage, Pool, Pumpen und Strom.“
Probleme mit Schimmel und anderen wetterbedingten Unannehmlichkeiten kennt die Passivhaus-Planerin nicht. „Durch eine hochwertige und isolierende Gebäudehülle werden Luftundichtigkeiten vermieden. Meistens sind derartige Luftundichtigkeiten und sogenannte Wärmebrücken daran Schuld, dass es zu einer Feuchtig- keits- und dadurch resultierend früher oder später zu einer Schimmelbildung innerhalb des Hauses führen kann. Viele der alten hier existierenden Häuser haben genau dieses Problem“, sagt Katrin Falck- Szenessy. Dass die Spanier an ihrer Bauweise bis jetzt noch nichts geändert haben, kann die Architektin nicht nachvollziehen. „Viele Menschen an der Costa del Sol glauben, dass der Bau von Passivhäusern sündteuer ist. Dem ist aber tatsächlich nicht so. Die Höhe des Preises eines Passivhauses richtet sich – wie bei herkömmlichen Häusern auch – vor allem danach, wie das Haus später aussehen und wie groß es sein soll. Auch ein einfaches kleines Haus kann bereits wärmegedämmt und mit einer qualitativ hochwertigen Gebäudehülle augestattet werden. So kann jedes Haus zu einem Passivhaus werden“, erklärt die Wahlandalusierin.
Passivhäuser werden Pflicht
Am 19. Mai 2010 ist ein Gesetz vom Europäischen Parlament verabschiedet worden, das Hausbauer
dazu verpflichtet, ab dem 31. Dezember 2020 sogenannte FastNull-Energie-Häuser zu bauen. Für öffentliche Gebäude tritt dieses Gesetz schon ab dem 31. Dezember 2018 in Kraft. Die neue Richtlinie, die die Bezeichnung „2010/31/UE“trägt, wird in Spanien nur schleichend umgesetzt.
Es sei wieder einmal typisch für die Spanier, dass man mit der Umsetzung solcher Gesetze bis auf den letzten Drücker warte, erklärt Falck-Szenessy. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es zum Ende dieses Jahres hin plötzlich zahlreiche Umschulungskurse für Bauunternehmer und Handwerker gibt“, so die Passivhausplanerin. „Allerdings spielt bei Erstellung von Gebäuden vor allem die Erfahrung der Handwerker und Konstrukteure eine große Rolle. Diese Erfahrung ist in Spanien bis jetzt so gut wie nicht vorhanden.“
Was genau ist ein Passivhaus?
Beim Bau eines Passivhauses werden verschiedene Schritte abgearbeitet, weiß Katrin Falck-Szenessy. „Um den Standard eines Passivhauses zu erfüllen, muss schon beim Entwurf des Gebäudes gut nachgedacht werden, denn die Himmelsrichtungen und die Ausrichtung des Hauses, die Proportionen, die Flächenverteilung und die Fensterflächen sowie die Verschattungen, die sich durch das Gebäude und seiner Umgebung ergeben, nehmen erheblichen Einfluss auf das spätere Temperaturverhalten des Hauses“, erklärt die Passivhausplanerin. Dazu kommt dann noch eine ordentliche Wärmedämmung, die im Sommer für angenehm frische und im Winter für warme Temperaturen innerhalb des Hauses sorgt.
„Die Wärmedämmung ist essenziell für ein konstantes Klima innerhalb des Gebäudes. Gepaart mit einer zentralen Lüftungsanlage wird sichergestellt, dass im Haus stets frische und hochwertig sauerstoffreiche Luft vorhanden ist. Dadurch wird unter anderem der Bildung von Schimmel vorgebeugt sowie allergieauslösende Pollen aus dem Inneren des Gebäudes weitestgehend ferngehalten“, so Falck-Szenessy.
In Andalusien ist Katrin FalckSzenessy mit ihrem Passivhaus nun nicht mehr alleine. In Sevilla und Granada befinden sich nach Angaben der Planerin bereits weitere Passivhäuser im Bau. „Aus Sicht von Interessenten, die ein Haus bauen möchten, macht es natürlich Sinn, schon jetzt auf ein Passivhaus beziehungsweise auf ein Fast-Null-Energie-Haus zu setzen. Denn es ist zu erwarten, dass ab spätestens Ende 2020 herkömmliche Häuser an Wert verlieren“, sagt Falck-Szenessy.
Seit fast drei Jahren wohnt Katrin Falck-Szenessy zusammen mit ihrer Familie bereits in ihrem eigenen Passivhaus in Mijas. „Ich spüre eine deutlich höhere Lebensqua- lität im Vergleich zu der Zeit, in der wir in einem herkömmlichen Haus gelebt haben“, sagt die Passivhausplanerin. „In unserem früheren Haus gab es feuchte, luftdurchlässige Fenster und die Fußböden waren stets kalt, was vor allem für unsere Kinder unangenehm war. Jetzt ist nicht nur der Winter im Haus angenehm warm, sondern auch im Sommer behalten wir angenehme Kühle im Haus, wenn draußen die Temperaturen auf 38 Grad hochklettern. Auch beim Schlafen bemerken wir einen großen Unterschied. Bei geschlossenem Fenster herrschte morgens eine verbrauchte Luft in den Schlafzimmern. Das gibt es jetzt in unserem Passivhaus nicht mehr. Da haben wir stets eine saubere und frische Luft. Das bestätigt auch unser Luftqualitätsmesser.“
Katrin Falck-Szenessy bietet nach telefonischer Absprache regelmäßig kostenlose Führungen durch ihr Haus an. Interessenten können sich dabei rund um Passivhäuser informieren. Des Weiteren beschäftigt sich die Passivhausplanerin zur Zeit mit dem Thema Solarpanele und was diesbezüglich in Spanien erlaubt ist. Die CSN wird demnächst darüber berichten.
Passivhäuser bieten einen hohen Wohnkomfort