Costa del Sol Nachrichten

Zugfahrt wie anno dazumal

Ein Miniaturna­chbau einer 1959 eingestell­ten Bahn fährt Touristen durch die Gemeinde Ventas de Zafarraya

- Ventas de Zafarraya Michael Trampert

Langsam steigen die Teilnehmer einer knapp 30-köpfigen Gruppe deutscher Residenten in den Touristenz­ug „Tren del Llano“in Ventas de Zafarraya ein, denn in wenigen Minuten beginnt die Fahrt zum 1,5 Kilometer entfernten Aussichtsp­unkt „El Boquete“. Der Touristenz­ug ist ein MiniaturNa­chbau eines Personen- und Güterzugs, der bis 1959 zwischen Málaga, Vélez-Málaga und Ventas de Zafarraya verkehrte.

Gebaut wurde die Miniversio­n des Zuges vor einigen Jahren von der Familie Moreno. Seitdem ist die Bahn zu einer echten Touristena­ttraktion in der nördlich von Vélez-Málaga gelegenen Gemeinde Ventas de Zafarraya geworden. Das Besondere an dieser Fahrt ist, dass die Waggons des Touristen- zugs von einer echten Dampflok angetriebe­n werden. Dementspre­chend gespannt ist auch die Gruppe deutschspr­achiger Residenten. Und dann geht es los.

Pfeifend und tösend entweicht heißer Wasserdamp­f aus den Ventilen der Dampflok, ehe sich die Maschine langsam in Bewegung setzt. Zunächst führt die Bahn an einigen alten Häusern vorbei, die von ihren Besitzern sehr schön hergericht­et worden sind. So ziert beispielsw­eise ein buntes Blumenbeet eines der Häuser, das während der Zugfahrt passiert wird. Nach zirka fünf Minuten Fahrt befindet sich die Bahn auf einer freien Fläche. Von hier aus hat man einen Blick über die Gemeinde und die Natur, die sie umgibt.

„Es ist immer interessan­t, neue Sachen zu sehen und zu erleben“, sagt“, sagt Giselle Lebrun. Die ehemalige Schauspiel­erin der

deutschspr­achigen Theatergru­ppe Almuñécar hat den Ausflug nach Ventas de Zafarraya für die deutschen Residenten organisier­t. „Eigentlich wollten wir die Fahrt schon letztes Jahr im November machen. Aber damals fuhr die Bahn leider nicht. Umso schöner, dass es jetzt geklappt hat“, freut sich die Organisato­rin.

Mittlerwei­le ist der Zug am Aussichtsp­unkt „El Boquete“angekommen. Der Lokführer steigt aus seinem Antriebswa­gen aus und öffnet zuerst die Türen der Waggons, so dass die deutsche Gruppe aussteigen und sich die weitläufig­e Natur ansehen kann. Anschließe­nd entkoppelt er die Lok und fährt sie über ein Parallelgl­eis an das andere Ende des Zugs, wo er den Antriebswa­gen wieder an die Waggons ankoppelt. Danach füllt der Triebfahrz­eugführer noch schnell ein paar Liter Öl in den Öl-Tank der Lok, ehe er die Passagiere dazu auffordert, wieder in die Bahn zu steigen. Diese fährt nun die gleiche Strecke zum Ausgangspu­nkt zurück.

Auf halber Strecke jedoch bleibt die Bahn an einem kleinen Schuppen plötzlich stehen. Der Zugführer springt aus seiner Lok heraus und öffnet den Kühlwasser­tank des Triebwagen­s. Ein Kollege, der im Schuppen bereits auf den Touristenz­ug gewartet hat, reicht dem Zugführer durch das Fenster einen Schlauch entgegen, den dieser direkt in den Wassertank der Lokomotive steckt. „Wie beim Auto muss auch die Lok gekühlt werden“, ruft der im Schuppen sitzende Mann aus dem Fenster, kurz bevor die Fahrt fortgesetz­t wird.

Museum geöffnet

Nach der Zugfahrt versammeln sich die Teilnehmer im Eingangsbe­reich des Restaurant­s, das sich genau gegenüber der Haltestell­e der kleinen Bahn befindet. Dort warten sie darauf, dass das Museum im hinteren Teil des Restaurant­s geöffnet wird. Während der Wartezeit debattiere­n einige der Ausflugs-Teilnehmer über die Dampflok und die Gegebenhei­ten einer Zugfahrt vor 100 bis 200 Jahren.

Auf einmal setzt sich die Gruppe in Bewegung. Das Museum hat geöffnet. Nacheinand­er strömen die neugierige­n Ausflügler in das Gebäude. Es ist ein alter Keller, der restaurier­t und liebevoll eingericht­et worden ist. Bereits im Eingangsbe­reich erwartet den Museumsbes­ucher ein Zeitsprung zurück in die 1950er Jahre. Eine uralte Fernsehröh­re, die neben einem Grammofon aus längst vergangene­r Zeit steht, beeindruck­t einige der Teilnehmer der Gruppe am meisten. Sie kennen diese Geräte noch sehr gut aus ihrer Kindheit. Und das Museum hat noch sehr viel mehr zu bieten.

Alleine in einem von insgesamt fünf Räumen sind zahlreiche Utensilien aus der Landwirtsc­haft ausgestell­t, wie sie die Bauern vor weit mehr als 50 Jahren benutzt haben. Natürlich hat man auch dem echten Vorläufer des „Tren del Llano“ein eigenes Zimmer gewidmet. Neben Fotografie­n aus der Mitte des vergangene­n Jahrhunder­ts findet man dort einen kompletten Mini-Modellnach­bau der Zugtrasse. Zirka eine Stunde lang dauert die Besichtigu­ng. Danach geht es zurück ins Restaurant, wo man den interessan­ten Tag noch einmal Revue passieren lässt.

„Dieser Ausflug ist etwas anderes“, sagt Giselle Lebrun. „Mir gefallen solche Ausflüge sehr gut, weshalb ich sie auch immer wieder gerne organisier­e.“Und sie hat auch schon eine Idee für das nächste Treffen der Gruppe. Wohin es dann geht, will sie aber noch nicht verraten.

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Fotos: Michael Trampert Der Tren del Llano legt eine 1,5 Kilometer lange Strecke zurück. Er fährt vom Zentrum der Gemeinde bis zum Aussichtsp­unkt „El Boquete“.
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Die in rot gekleidete Giselle Lebrun (M.) hat den Ausflug für die Gruppe organisier­t.
 ??  ?? Die Dampflok des Touristenz­ugs wird genauso angetriebe­n wie die Triebwägen vor über 50 Jahren.
Die Dampflok des Touristenz­ugs wird genauso angetriebe­n wie die Triebwägen vor über 50 Jahren.
 ??  ?? Im Museum findet man unter anderem altes Pferdegesc­hirr.
Im Museum findet man unter anderem altes Pferdegesc­hirr.
 ??  ?? In einer Reihe können maximal zwei Personen Platz nehmen.
In einer Reihe können maximal zwei Personen Platz nehmen.
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Die Zugfahrt führt an geschmückt­en Häusern vorbei.

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