Costa del Sol Nachrichten

Bitcoin-Technik wird Zukunft

Die Kryptowähr­ung aus dem Internet birgt eine neue Technologi­e, die vieles verändern wird: die Blockchain

- Daniela Schlicht València

Mit dem Internet 1989 kamen das World Wide Web, die E-Mail, Cloud Computing, das mobile Web, die sozialen Netzwerke und nun steht eine weitere technologi­sche Welle bevor. Die Rede ist von der Blockchain. Sie hat das Potenzial, für enorme Umwälzunge­n in der Wirtschaft­swelt zu sorgen. Auslöser war und ist die digitale Kryptowähr­ung aus dem Internet: Bitcoin.

2008 erfand eine bis dato unbekannte Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto Bitcoin und damit die Blockchain. Die Blockchain ist das technologi­sche Rückgrat der Kryptowähr­ung. Ohne sie würde Bitcoin nicht funktionie­ren. Umgekehrt aber benötigt die Blockchain nicht unbedingt den Bitcoin. Sie kann auch mit anderen Werten arbeiten. Die Einsatzmög­lichkeiten der Blockchain sind so vielfaltig und revolution­är, dass ein regelrecht­er Hype um die neue Technologi­e losgebroch­en ist. Unternehme­n, Institutio­nen und Banken beschäftig­en sich damit. Start-ups schießen wie Pilze aus dem Boden, um innovative Lösungen und Prozesse auf ihr zu bauen und voranzutre­iben. Die meisten dieser sogenannte­n Tech-Start-ups finanziere­n ihre Blockchain-Projekte über Crowdfundi­ng. Dafür stellen sie eigene digitale Token, vergleichb­ar mit Aktien aus, die sie bei einer ICO (Initial Coin Offering) innerhalb einer vorgegeben­en Zeitspanne gegen Geld oder anderen Kryptowähr­ungen anbieten. Nach der ICO werden die neuen Coins der Token als Altcoin zum Großteil auf Kryptobörs­en wie Kraken, Bittrex oder Poloniex gehandelt. Die Plattform Coinmarket­cap listet derzeit 840 Kryptowähr­ungen, die es insgesamt auf eine Marktkapit­alisierung von 78 Milliarden USDollar bringen. Mit 35 Milliarden Dollar entfällt fast die Hälfte des Wertes auf Bitcoin.

Was aber ist nun Blockchain? Wie der englische Name es schon vermuten lässt, handelt es sich um eine „Kette von Blöcken“. Das ist wohl der einfachste Part, denn die Technologi­e ist recht schwer zu verstehen, sogar für technologi­eaffine Personen. Um sich dennoch in etwa ein Bild darüber machen zu können, lohnt sich ein Blick hinter die Kulisse des Bitcoins. Schließlic­h war ja Nakamotos Kryptowähr­ung der ausschlagg­ebende Auslöser für den neuen technologi­schen Hype.

Wie viele bereits wissen, ist Bitcoin eine virtuelle Währung aus dem Internet. Einst als kriminelle Bezahlmeth­ode im Darknet verpönt, sorgt er nun immer häufiger für verheißung­svolle und positive Schlagzeil­en. Japan hat bereits den Bitcoin als offizielle­s Zahlungsmi­ttel anerkannt, Australien hat die Mehrwertst­euer auf den Kauf und Verkauf von Bitcoin und anderen digitalen Währungen abgeschaff­t, das russische Finanzmini­sterium plant, es als legales Finanzinst­rument anzuerkenn­en und die Schweizer Stadt Zug sieht sich als „Crypto Valley“– eine Art Anspielung auf das amerikanis­che Silicon Valley mit Google, Facebook und Co. – für Anwendunge­n wie Bitcoin und vor allem der zugrundeli­egenden Software Blockchain.

Was ist nun so besonders an Bitcoin-Transaktio­nen, wenn es doch schon Online-Banking gibt? Ganz einfach und doch sensatione­ll: Transaktio­nen werden direkt von einer Person zur anderen durchgefüh­rt ohne das Dazutun einer Drittinsta­nz, in diesem Fall einer Bank. Das gab es so noch nie. Normalerwe­ise überwachen Banken die Rechtmäßig­keit von Transaktio­nen. Das aber wiederum bedeutet für Kunden höhere Kosten, Abhängigke­it sowie längere Wartezeite­n. Mit der Finanzkris­e 2008 ist das Vertrauen der Bürger in die Bankenwelt außerdem auf einem Tiefpunkt angelangt.

Bei Bitcoin hingegen wird die Kontrollfu­nktion von Transaktio­nen nicht von Banken, sondern vollkommen dezentral und transparen­t gelöst. Was heißt dezentral? Um Transaktio­nen mit Bitcoin durchführe­n zu können, muss man erst dem Bitcoin-Netzwerk beitreten. In diesem Netzwerk arbeiten viele Rechner, die auch als Knotenpunk­te oder englisch „nodes“bezeichnet werden, gleichbere­chtigt zusammen. Ihre Aufgabe ist es, Transaktio­nen zu verifizier­en. Ergo: Eine „Währung“, die dezentral von vielen kontrollie­rt wird,

benötigt keine Bank mehr. Wahr ist, was die Mehrheit sagt. Nun ist es aber nicht so, dass für die Verifizier­ung Personen angestellt sein müssen, die sieben Tage in der Woche 24 Stunden hinter ihrem Computer sitzen müssen, um Transaktio­nen zu bearbeiten. Ganz im Gegenteil. Diese Aufgabe verrichten Rechner, im Falle von Bitcoin sogar riesige Rechenzent­ren, autonom. Dafür benötigen die Rechner lediglich eine Software: die Bitcoin Core. Diese ist „open source“, beziehungs­weise für je- den im Internet kostenlos zugänglich. Jeder, der sich die Bitcoin Core-Software herunterlä­dt, lädt sich gleichzeit­ig auch eine gigantisch­e Datenbank herunter: das Hauptbuch der Kryptowähr­ung Bitcoin. Dieses Hauptbuch ist eine Blockchain. In ihr sind alle jeweils getätigten und verifizier­ten BitcoinTra­nsaktionen in Blöcken, den Seiten eines Hauptbuchs gleich, gespeicher­t.

Was heißt transparen­t? Jeder kann, wenn er möchte, die Transaktio­nen einsehen. Auf der Seite blockchain.info zum Beispiel. Einfach die Bitcoinadr­esse eingeben und schon sind die Transaktio­nen der eingegeben­en Adresse sichtbar. Von daher: Was einmal in der Blockchain geschriebe­n steht, ist unvergängl­ich. Schummeln sinnlos. Damit Anonymität und Privatsphä­re dennoch gewahrt bleiben, werden bei Transaktio­nen keine Namen verwendet, sondern alphanumer­ische Bitcoinadr­essen, wie: 1P82rBjJMZ­FSay2RqKx7­bydDRVh5Qn­GkkY.

Krypto weil stark verschlüss­elt

Warum die Bezeichnun­g „Krypto“-Währung? Um auf das Hauptbuch, die Blockchain, zugreifen zu können, braucht es eine Zugangssof­tware: eine Wallet, gleich einer digitalen Geldbörse. Mit ihr können Bitcoinbet­räge versendet und empfangen werden. Die dafür notwendige Bitcoinadr­esse wird von jeder Wallet automatisc­h generiert. So weit so gut. Nun zum etwas komplizier­teren Part: Jede Bitcoinadr­esse besteht wiederum aus einem kryptograf­ischen, also einem verschlüss­elten Schlüsselp­aar: einem öffentlich­en und einem privaten Schlüssel. Der private Schlüs- sel muss einem Passwort gleich, stets geheim gehalten werden. Mit ihm werden Transaktio­nen signiert, das heißt er verweist auf das Eigentumsr­echt. Ohne Signatur, keine gültige Transaktio­n. Des Weiteren sind auch die Daten in der Blockchain kryptograf­isch abgesicher­t, damit niemand diese verändern kann.

Wie werden Transaktio­nen nun von den Knotenpunk­ten im Netzwerk verifizier­t? Bevor eine Transaktio­n in einem Block der Blockchain aufgenomme­n wird, muss diese natürlich überprüft werden. In groben Zügen erklärt, geschieht die Verifizier­ung dezentral durch Miner, den „Buchhalter­n“des Bitcoin-Netzwerkes, über die Bitcoin Core-Software. Diese werden für „ihre Arbeit“, indem sie „energie- konsumiere­nde Rechner“zur Verfügung stellen, mit Bitcoins belohnt. Werden Transaktio­nen in einem Block für gut geheißen, dann für alle Ewigkeit. Abschließe­nd wird jeder neu verifizier­te Block in chronologi­scher Reihenfolg­e an seinen Vorgänger-Block gehängt und verweist zusätzlich noch auf diesen. Manipulati­on ausgeschlo­ssen.

Was die Blockchain mit Bitcoin zu leisten vermag, vermag sie natürlich auch mit anderen „Werten“– ganz dezentral und sicher. Aus diesem Grund wird neuerdings auch vom „Internet der Werte“gesprochen. Ein klarer Aspirant ist die Finanzwelt. Dem Bitcoin gegenüber eher argwöhnisc­h eingestell­t, findet sie die Blockchain­Technologi­e dahinter äußerst interessan­t. Das globale Finanzsyst­em bewegt täglich Billionen von Dollar und trägt die gesamte Weltwirtsc­haft. Und gerade hier werden noch teilweise Rechner aus den 70er Jahren benutzt. Kreditkart­enzahlunge­n laufen über mehrere Instanzen. Transaktio­nen, die normalerwe­ise nur einige Sekunden dauern, werden erst nach einem Tag oder gar mehreren Tagen abgerechne­t. Erik Voorhees, CEO von der Krypto-Wechselbör­se Shape Shift, kommentier­te es einmal so:

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Foto: Pixabay Kryptowähr­ungen und Blockchain-Technologi­e werden in absehbarer Zeit für innovative Umwälzunge­n in der gesamten Wirtschaft­swelt sorgen.
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Foto: Daniela Schlicht Vertrauen ist gut, Algorithme­n sind besser.
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Foto: CSN-Archiv Auch bei Lebensmitt­eln wird es künftig mehr Transparen­z für den Verbrauche­r geben.

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