Bitcoin-Technik wird Zukunft
Die Kryptowährung aus dem Internet birgt eine neue Technologie, die vieles verändern wird: die Blockchain
Mit dem Internet 1989 kamen das World Wide Web, die E-Mail, Cloud Computing, das mobile Web, die sozialen Netzwerke und nun steht eine weitere technologische Welle bevor. Die Rede ist von der Blockchain. Sie hat das Potenzial, für enorme Umwälzungen in der Wirtschaftswelt zu sorgen. Auslöser war und ist die digitale Kryptowährung aus dem Internet: Bitcoin.
2008 erfand eine bis dato unbekannte Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto Bitcoin und damit die Blockchain. Die Blockchain ist das technologische Rückgrat der Kryptowährung. Ohne sie würde Bitcoin nicht funktionieren. Umgekehrt aber benötigt die Blockchain nicht unbedingt den Bitcoin. Sie kann auch mit anderen Werten arbeiten. Die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain sind so vielfaltig und revolutionär, dass ein regelrechter Hype um die neue Technologie losgebrochen ist. Unternehmen, Institutionen und Banken beschäftigen sich damit. Start-ups schießen wie Pilze aus dem Boden, um innovative Lösungen und Prozesse auf ihr zu bauen und voranzutreiben. Die meisten dieser sogenannten Tech-Start-ups finanzieren ihre Blockchain-Projekte über Crowdfunding. Dafür stellen sie eigene digitale Token, vergleichbar mit Aktien aus, die sie bei einer ICO (Initial Coin Offering) innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne gegen Geld oder anderen Kryptowährungen anbieten. Nach der ICO werden die neuen Coins der Token als Altcoin zum Großteil auf Kryptobörsen wie Kraken, Bittrex oder Poloniex gehandelt. Die Plattform Coinmarketcap listet derzeit 840 Kryptowährungen, die es insgesamt auf eine Marktkapitalisierung von 78 Milliarden USDollar bringen. Mit 35 Milliarden Dollar entfällt fast die Hälfte des Wertes auf Bitcoin.
Was aber ist nun Blockchain? Wie der englische Name es schon vermuten lässt, handelt es sich um eine „Kette von Blöcken“. Das ist wohl der einfachste Part, denn die Technologie ist recht schwer zu verstehen, sogar für technologieaffine Personen. Um sich dennoch in etwa ein Bild darüber machen zu können, lohnt sich ein Blick hinter die Kulisse des Bitcoins. Schließlich war ja Nakamotos Kryptowährung der ausschlaggebende Auslöser für den neuen technologischen Hype.
Wie viele bereits wissen, ist Bitcoin eine virtuelle Währung aus dem Internet. Einst als kriminelle Bezahlmethode im Darknet verpönt, sorgt er nun immer häufiger für verheißungsvolle und positive Schlagzeilen. Japan hat bereits den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel anerkannt, Australien hat die Mehrwertsteuer auf den Kauf und Verkauf von Bitcoin und anderen digitalen Währungen abgeschafft, das russische Finanzministerium plant, es als legales Finanzinstrument anzuerkennen und die Schweizer Stadt Zug sieht sich als „Crypto Valley“– eine Art Anspielung auf das amerikanische Silicon Valley mit Google, Facebook und Co. – für Anwendungen wie Bitcoin und vor allem der zugrundeliegenden Software Blockchain.
Was ist nun so besonders an Bitcoin-Transaktionen, wenn es doch schon Online-Banking gibt? Ganz einfach und doch sensationell: Transaktionen werden direkt von einer Person zur anderen durchgeführt ohne das Dazutun einer Drittinstanz, in diesem Fall einer Bank. Das gab es so noch nie. Normalerweise überwachen Banken die Rechtmäßigkeit von Transaktionen. Das aber wiederum bedeutet für Kunden höhere Kosten, Abhängigkeit sowie längere Wartezeiten. Mit der Finanzkrise 2008 ist das Vertrauen der Bürger in die Bankenwelt außerdem auf einem Tiefpunkt angelangt.
Bei Bitcoin hingegen wird die Kontrollfunktion von Transaktionen nicht von Banken, sondern vollkommen dezentral und transparent gelöst. Was heißt dezentral? Um Transaktionen mit Bitcoin durchführen zu können, muss man erst dem Bitcoin-Netzwerk beitreten. In diesem Netzwerk arbeiten viele Rechner, die auch als Knotenpunkte oder englisch „nodes“bezeichnet werden, gleichberechtigt zusammen. Ihre Aufgabe ist es, Transaktionen zu verifizieren. Ergo: Eine „Währung“, die dezentral von vielen kontrolliert wird,
benötigt keine Bank mehr. Wahr ist, was die Mehrheit sagt. Nun ist es aber nicht so, dass für die Verifizierung Personen angestellt sein müssen, die sieben Tage in der Woche 24 Stunden hinter ihrem Computer sitzen müssen, um Transaktionen zu bearbeiten. Ganz im Gegenteil. Diese Aufgabe verrichten Rechner, im Falle von Bitcoin sogar riesige Rechenzentren, autonom. Dafür benötigen die Rechner lediglich eine Software: die Bitcoin Core. Diese ist „open source“, beziehungsweise für je- den im Internet kostenlos zugänglich. Jeder, der sich die Bitcoin Core-Software herunterlädt, lädt sich gleichzeitig auch eine gigantische Datenbank herunter: das Hauptbuch der Kryptowährung Bitcoin. Dieses Hauptbuch ist eine Blockchain. In ihr sind alle jeweils getätigten und verifizierten BitcoinTransaktionen in Blöcken, den Seiten eines Hauptbuchs gleich, gespeichert.
Was heißt transparent? Jeder kann, wenn er möchte, die Transaktionen einsehen. Auf der Seite blockchain.info zum Beispiel. Einfach die Bitcoinadresse eingeben und schon sind die Transaktionen der eingegebenen Adresse sichtbar. Von daher: Was einmal in der Blockchain geschrieben steht, ist unvergänglich. Schummeln sinnlos. Damit Anonymität und Privatsphäre dennoch gewahrt bleiben, werden bei Transaktionen keine Namen verwendet, sondern alphanumerische Bitcoinadressen, wie: 1P82rBjJMZFSay2RqKx7bydDRVh5QnGkkY.
Krypto weil stark verschlüsselt
Warum die Bezeichnung „Krypto“-Währung? Um auf das Hauptbuch, die Blockchain, zugreifen zu können, braucht es eine Zugangssoftware: eine Wallet, gleich einer digitalen Geldbörse. Mit ihr können Bitcoinbeträge versendet und empfangen werden. Die dafür notwendige Bitcoinadresse wird von jeder Wallet automatisch generiert. So weit so gut. Nun zum etwas komplizierteren Part: Jede Bitcoinadresse besteht wiederum aus einem kryptografischen, also einem verschlüsselten Schlüsselpaar: einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel. Der private Schlüs- sel muss einem Passwort gleich, stets geheim gehalten werden. Mit ihm werden Transaktionen signiert, das heißt er verweist auf das Eigentumsrecht. Ohne Signatur, keine gültige Transaktion. Des Weiteren sind auch die Daten in der Blockchain kryptografisch abgesichert, damit niemand diese verändern kann.
Wie werden Transaktionen nun von den Knotenpunkten im Netzwerk verifiziert? Bevor eine Transaktion in einem Block der Blockchain aufgenommen wird, muss diese natürlich überprüft werden. In groben Zügen erklärt, geschieht die Verifizierung dezentral durch Miner, den „Buchhaltern“des Bitcoin-Netzwerkes, über die Bitcoin Core-Software. Diese werden für „ihre Arbeit“, indem sie „energie- konsumierende Rechner“zur Verfügung stellen, mit Bitcoins belohnt. Werden Transaktionen in einem Block für gut geheißen, dann für alle Ewigkeit. Abschließend wird jeder neu verifizierte Block in chronologischer Reihenfolge an seinen Vorgänger-Block gehängt und verweist zusätzlich noch auf diesen. Manipulation ausgeschlossen.
Was die Blockchain mit Bitcoin zu leisten vermag, vermag sie natürlich auch mit anderen „Werten“– ganz dezentral und sicher. Aus diesem Grund wird neuerdings auch vom „Internet der Werte“gesprochen. Ein klarer Aspirant ist die Finanzwelt. Dem Bitcoin gegenüber eher argwöhnisch eingestellt, findet sie die BlockchainTechnologie dahinter äußerst interessant. Das globale Finanzsystem bewegt täglich Billionen von Dollar und trägt die gesamte Weltwirtschaft. Und gerade hier werden noch teilweise Rechner aus den 70er Jahren benutzt. Kreditkartenzahlungen laufen über mehrere Instanzen. Transaktionen, die normalerweise nur einige Sekunden dauern, werden erst nach einem Tag oder gar mehreren Tagen abgerechnet. Erik Voorhees, CEO von der Krypto-Wechselbörse Shape Shift, kommentierte es einmal so: