Erste Frauen-Demo
Vor 100 Jahren gab es die erste große Demonstration von Frauen in Málaga – Mehrere Gedenkveranstaltungen
Mit einer Reihe von Veranstaltungen wird in diesen Tagen an die erste große Demonstration von Frauen in Málaga erinnert. Am 9. Januar 1918 protestierten rund 800 Land- und Fabrikarbeiterinnen gegen die gestiegenen Brotpreise. Bei den Protesten kamen vier Menschen zu Tode.
Mit der Enthüllung einer Gedenkplakette, einem historischen Umzug und einer Ausstellungseröffnung ist in der vergangenen Woche an den 100. Jahrestag der ersten großen Demonstration von Frauen in Málaga erinnert worden, die unter dem Namen „Manifestación de las Faeneras“(dt.: Demonstration der Landarbeiterinnen) in die Geschichte eingegangen war. Am 9. Januar 1918 zogen rund 800 Frauen verschiedener Berufsgruppen durch die Straßen von Málaga und protestierten gegen die gestiegenen Preise der Grundnahrungsmittel.
Die Lage der einfachen Bevölkerung war zum Ende des Ersten Weltkriegs äußerst angespannt. Zwar war Spanien neutral geblieben, doch der Großteil der Produktion war in Form von Exporten an die kriegsführenden Staaten ge- gangen, was eine extreme Verknappung und Verteuerung der Grundgüter und der Lebensmittel zur Folge hatte. Die dringendste Forderung der Demonstrantinnen in Málaga war, dass der Brotpreis gesenkt wurde, denn dieser war um fast ein Drittel angestiegen.
Am Ende des Tages unterbreiteten die Frauen ihre Forderung sogar dem damaligen Bürgermeister Salvador González Anaya, doch nachdem dieser versprochen hatte, zwischen ihnen sowie den Bauern und Bäckern zu vermitteln, wurde er einfach seines Amtes enthoben und durch einen weniger liberalen Politiker ersetzt.
Erfolg erst Wochen danach
Auf die erste Demonstration folgten weitere bis zum 21. Januar, die immer größer wurden und auch Männer in ihren Reihen hatten. Als die Zeitungen in ganz Spanien verbreiteten, dass Málaga von den Frauen „eingenommen“werde, versuchte der damalige Governeur Rodríguez de Rivas, die Proteste mit Polizeigewalt niederzuschlagen. Die Folge waren vier Tote und 17 Verletzte. Die Demonstrationen hatten zwar keinen sofortigen Erfolg, doch Wochen später sind die Preise für Brot, Kartoffeln und Mandeln tatsächlich gesenkt worden.
Am Dienstag vergangener Woche veranstaltete der Frauenaus-
schuss von Málaga gemeinsam mit der Kulturvereinigung Zegri einen Gedenkmarsch durch dieselben Straßen, durch die vor hundert Jahren die Demonstrantinnen gegangen waren. Sieben Frauen der Schauspieltruppe „Eventos con Historia“begleiteten den Zug in Kleidern, wie sie die Landarbeiterinnen damals trugen, und spielten auf der Plaza de la Marina und auf der Plaza de la Constitución Szenen aus jenen bewegten Tagen nach.
Gedenkplakette enthüllt
Zuvor hatte Málagas Bürgermeister Francisco de la Torre auf der an die Plaza de la Marina angrenzenden Plaza Poeta Alfonso Canales eine Gedenkplakette zur Erinnerung an das geschichtliche Ereignis enthüllt. „Es gibt etliche Parallelen zur heutigen Zeit“, sagte De la Torre. „Als Politiker müssen wir uns stets um ein Gleichgewicht zwischen der Entwicklung der Preise und der Kaufkraft der Bürger bemühen.“
Als Repräsentantin des Frauenausschusses von Málaga sprach anschließend Araceli Díez de los Ríos. „Uns hat das historische Ereignis sehr interessiert, denn es zeigt, welches Potential wir Frauen haben, wenn wir uns zusammentun.“
Zwei Tage später ist am Donnerstag vergangener Woche im Gebäude der Osterbruderschaft „Cofradía de los Estudiantes“in der Calle Alcazabilla 3 eine Fotoausstellung unter dem Titel „Mujeres, trabajo y dignidad“(dt.: Frauen, Arbeit und Würde) eröffnet worden, die noch bis zum 25. Januar besucht werden kann. Die aus Schwarz-Weiß-Aufnahmen bestehende Schau enthält ein Foto von den Demonstrationen vor hundert Jahren sowie rund 40 weitere, die Frauen bei ihrer Arbeit in jener Zeit zeigen und somit gestatten, das historische Ereignis in den sozialen Kontext einzuordnen.
Einblicke in die damalige Zeit
Nachdem auf den Fotos der ersten Wand Frauen stets alleine beispielsweise als Kartoffel- oder Kastanienverkäuferinnen, Olivenpflückerinnen oder Bäckerinnen zu sehen sind, zeigen die Fotos der gegenüberliegenden Wand neben Zeitungsartikeln aus der damaligen Zeit eine ganze Reihe von Fotos, auf denen die Frauen mit ihren Arbeitskolleginnen und Kunden abgelichtet sind und deshalb auch Aufschlüsse über die Lebensbedingungen der Bevölkerung allgemein und nicht nur der Frauen geben. Unter anderem finden sich Aufnahmen von Frauen beim gemeinsamen Wäschewaschen, beim Verpacken von Zitronen und Mandeln, beim Verkauf landwirtschaftlicher Produkte im heute noch trockenen Flussbett des Rio Guadalmedina und bei der Arbeit in einer Bierbrauerei.
Vortrag zum Thema
Am heutigen 18. Januar wird im Rahmen der Gedenkveranstaltungen um 19 Uhr ein Vortrag im Ausstellungssaal der Osterbruderschaft geboten. Salvador Jiménez, der Vorsitzende der Kulturvereinigung Zegri, wird unter dem Titel „La Celebración de un centenario“Parallelen zwischen den Demonstationen der Landarbeiterinnen vor hundert Jahren und der heutigen Zeit aufzeigen.