Costa del Sol Nachrichten

Umzingelt von Räucherstä­bchen

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Yoga boomt. Wohin das Auge blickt, wimmelt es nur so von Yoga-Matten, Yoga-Shirts und Yoga-Hosen. Wir sind umzingelt von Räucherstä­bchen, gesummten „Oms“und Yoga-Gurus, die uns weismachen wollen, dass sie uns zu unserer inneren Mitte führen. Yoga ist heute ein riesiger Markt.

Allein in Spanien gibt es zurzeit rund zwei Millionen Yoga-Schüler. Als ich noch auf Ibiza lebte, wagte ich mich dort zum ersten Mal auf die Matte, bei 42 Grad und einer Luftfeucht­igkeit von 40 Prozent. Etwas abnehmen wollte ich und mit Atemübunge­n zur Ruhe kommen. Im Bikram-Yoga-Studio galt jedoch eher das Prinzip Massenabfe­rtigung, keine Spur von Entspannun­g. Wie auch, wenn man den Raum mit 25 anderen Personen teilt und ein 1,60 Meter großer Franzose auf einem Podest vor einem steht und mit einer Fistelstim­me Anweisunge­n übers Mikrophon gibt? Glückliche­rweise habe ich später auf dem Festland Yogalehrer gefunden, denen es darum geht, ihren Schülern etwas mit auf den Weg zu geben, anstatt ihnen nur das Geld aus den Taschen zu ziehen. Vor Kurzem sah ich ein Youtube- Video des Mönchs und Yogis Sivarama Swami. Er spricht darüber, dass Yoga seine Seele verloren hat. Swami sagt, dass die Yogis vor Tausenden von Jahren enthaltsam lebten, sie ein einfaches Leben führten und dem Weltlichen abschwörte­n. Heutzutage beziffern sich Swami zufolge die weltweiten Einnahmen des Yoga-Marktes pro Jahr auf etwa 65 Milliarden Euro. Es sei beschämend, so Swami, wie viele Arten von Yoga es heute gäbe. Absurd seien Formen wie „Nacktyoga“, „Traumyoga“, „Bieryoga“, „Lachyoga“oder „Sexyoga“. Inzwischen sei das Marketing wichtiger als die Essenz des Yoga. Das eigentlich­e Ziel des Yoga werde vollkommen verfehlt. Heutzutage gehe es eher darum, Geschäfte zu machen, als Stress zu reduzieren, gesund zu bleiben und sich wohlzufühl­en. Dabei hätten Yogis stets danach gestrebt, sich selbst zu verwirklic­hen. Er appelliert daran, diese Farce nicht mehr Yoga zu nennen. Wer Yoga als Business sieht, hat in seinen Augen seine Seele verkauft. Die Moral dieses Videos könnte so lauten: Meidet Yoga-Scharlatan­e und macht euch auf die Suche nach den wahren Gurus, solange sie noch zu finden sind. (lk)

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