Erst das Feuer, dann die Bürokratie
Nach den verheerenden Waldbränden in Galicien warten viele Opfer noch immer auf Nothilfe
Ourense – mar. „Sie haben uns wieder im Stich gelassen“. Das sagt Patricia Soalleiro aus Melón in Ourense, als sie von „El País“drei Monate nach den verheerenden Waldbränden in Galicien in der Ruine ihres Hauses besucht wird. Eine Einschätzung, die sie mit Bürgermeistern wie Luis Milia aus Carbellada de Avia und Xosé Rodríguez aus As Neves teilt.
Vier Tote, 128 Verletzte, 2.500 Evakuierte und 49.000 Hektar verbrannte Erde forderten die Flammen im Oktober. Tausende verloren alles, was sie besaßen. Die Xunta, die galicische Landesregierung, legte einen Notfonds von 21 Million Euro auf. 75.000 Euro erhielt jeder Angehörige der Todesopfer. Für den Wiederaufbau der Häuser sollten bis 100.000 Euro für Hauptwohnsitze, 40.000 für Zweitwohnsitze sowie Beihilfen für Übergangsmieten ausbezahlt werden. Doch bei den meisten kam bisher nichts an. Madrid wollte sich um Gelder aus EU-Notfonds kümmern. Doch die würden auch über die Xunta verteilt.
„Im Grunde leben wir heute genauso wie unmittelbar nach dem Brand von der Solidarität unserer Nachbarn und den Hilfen unserer Familien“, so Soalleiro. Die Xunta verweigert ihr die Auszahlung von Hilfen. Das zuständige Amt zweifelt an, dass ihr Haus auch ihr Haus sei. Sie sei zwar hier registriert, aber als Eigentümerin stehe ihre Tante im Kataster. Es sei „eine Mischung aus den Mühlen der Bürokratie und Effekten der Überzen- tralisierung“, schätzt Bürgermeister Milia ein. „Die Gemeinden können die privaten Schäden nicht auffangen, dafür fehlt uns das Geld.“Sein Ort verzeichnete einen Toten, 17 zerstörte Häuser, 75 Prozent der Gemeindgründe abgebrannt. Er spricht von 150 existentiell Betroffenen, jeder zehnte Einwohner. Die Schäden summieren sich auf 5,7 Millionen Euro, 350.000 Euro fielen auf die Infrastruktur der Gemeinde, sein Jahresbudget beträgt aber nur 2,5 Millionen Euro.
Die Gemeinden helfen den Bürgern bei ihren Anträgen bei Provinz- und Landesverwaltung, beschleunigen können sie diese aber nicht. In vielen Orten wurden Solidaritätskonten eingerichtet, auf die Private, aber auch Firmen, Spenden überweisen können, um die größte Not zu lindern. „Jene, die ihre Häuser verloren haben, haben oft auch ihre wirtschaftliche Grundlage, Felder und Vieh verloren. Versicherungen decken das Wenigste ab, wenn es überhaupt welche gibt. Jetzt müssen sie Miete in anderen Bleiben zahlen, so bleibt nichts, um ihre Häuser wieder aufzubauen – und auf die Regierung zu warten“, so Milia.
„Wir leben heute genauso wie direkt nach dem Feuer“