Für „meine“Sicherheit
An der Costa del Sol legen Autofahrer meist ein ziemlich anarchistisches Verhalten an den Tag. Wer zum angesagten Club der Verkehrsraudis gehören will, muss einige Dinge beachten. Regel Nummer eins: Blinker sind nur zur Deko da! Regel Nummer zwei: Das Parken in zweiter Linie ist ein Muss, wenn man sich noch in Reihe zweieinhalb quetschen kann, ist das auch super. Regel Nummer drei: Geschwindigkeitsbeschränkungen sind zu ignorieren. Denn sollte man auf den Gedanken kommen, die TempoLimits einzuhalten, wird man von vielen Verkehrsteilnehmern umgehend als lästiges Hindernis erkannt und entsprechend behandelt. Dies hat zur Folge, dass einem diverse Pkw- oder Lkw-Fahrer direkt an der Stoßstange kleben und sofort im Kofferraum sitzen würden, sollte man unverhofft bremsen müssen. Auch überholt wird gerne in abenteuerlicher Manier, egal wo, selbst Verbotsschilder oder durchgezogene Linien halten die Raudis nicht davon ab. Man muss schon dankbar sein, dass einem das Hupkonzert oder der Stinkefinger erspart bleibt – was durchaus passieren kann –, sollte man nur so schnell fahren wie erlaubt. Der einzige Moment, in dem die Raser volles Programm auf die Bremse treten, ist der, wenn sie sich einem festinstallierten Blitzer nä- hern. An denen zuckeln sie dann mit der Hälfte des erlaubten Tempos vorbei, aber auch nur, um das Gaspedal gleich hinter der nächsten Kurve wieder durchzutreten. Daran ändern auch tödliche Unfälle oder Polizeikontrollen nichts, die aus diversen Anlässen durchgeführt werden, um „meine“Si- cherheit zu erhöhen. Dass Verkehrsregeln für viele Fahrer nur gelten, wenn sie wissen, dass ein Polizist zuschauen könnte, liegt auf der Hand. Davon konnte ich mich neulich einmal mehr überzeugen. Auf dem Weg nach Torremolinos war ich in Benalmádena ahnungslos auf die Autobahn eingebogen und wunderte mich prompt über das seltsam defensive Verhalten der anderen Autofahrer. Alle schlichen unterhalb der Höchstgeschwindigkeit durch die Gegend, noch erstaunlicher waren die Riesenabstände, die sie zu ihren Vordermännern ließen. Ein Verhalten, das auf der A-7 völlig untypisch ist. „Pfff, die scheinen alle krank zu sein“, schoss es mir durch den Kopf. Nach einigen Kilometern klärte sich das Rätsel um die ungewöhnliche Trödelei jedoch auf: Ein Hinweisschild über der Autobahn kündigte in leuchtenden Lettern Geschwindigkeits- und Abstandskontrollen an, sowohl aus der Luft als auch mit mobilen Einsatzfahrzeugen. „Gott sei Dank“, dachte ich, „alle sind gesund!“(ws)