Gegen Ausverkauf
Neue Initiative „Málaga no se vende“vereint zahlreiche Kollektive – ein gemeinsames Ziel
In Málaga hat sich eine neue Initiative namens „Málaga no se vende“gegründet. Zahlreiche Kollektive haben sich nun zusammengetan, um den Ausverkauf der Stadt zu verhindern.
Am vergangenen Donnerstag kurz nach 18 Uhr auf der Plaza Enrique García-Herrera in Málaga, bei den Einheimischen besser bekannt unter dem Namen Plaza Camas. Rund 30 Personen sind zum dritten Treffen der neuen Initiative „Málaga no se vende“(sinngemäß: Málaga darf nicht verkauft werden) zusammengekommen. Einige sind von der Hypothekenopfervereinigung PAH, andere von der neuen Mietervereinigung ( siehe CSN
1124) und wiederum andere sind einfach Stammgäste des autonomen Kulturzentrums Casa Invisible und in allen möglichen sozialen Kollektiven aktiv. Den Großteil der Anwesenden machen heute jedoch die Mitglieder von „Pensionistas en Acción“aus, einem Rentner-Kollektiv, das jeden Montag um 12 Uhr vor dem Rathaus von Málaga für gerechtere Altersbezüge demonstriert.
Viele Kollektive machen mit
Auf der Tagesordnung der heutigen Versammlung steht eigentlich nur ein Punkt: Die Ankündigung der am 12. Mai ab 12 Uhr auf der Plaza de la Constitución geplanten Demonstration und wie diese durchgeführt werden soll. Dass es eine große Demo sein wird, ist jetzt schon abzusehen, denn zahlreiche Bürger-Kollektive haben der neuen Initiative „Málaga no se vende“ihre Unterstützung zugesichert. Darunter sind neben den oben erwähnten Vereinigungen auch Stadtteilinitiativen, Umweltschutzgruppen und Kollektive, die sich gegen konkrete Projekte zur Wehr setzen wollen wie beispielsweise gegen die Bebauung des letzten naturbelassenen Strandgrundstücks „El Arraijanal“( siehe
CSN 1125) oder das im Hafen geplanten Wolkenkratzer-Hotel. Sogar die eher bürgerliche Nachbarschaftsvereinigung des historischen Stadtzentrums, die seit Jahren gegen den durch Terrassen-Lokale verursachten Lärm protestiert, unterstützt die Initiative.
„Jedes Kollektiv hat andere Ziele, doch die Gemeinsamkeit ist, dass sie ein anderes Stadtkonzept wollen und sich dagegen wehren wollen, dass Investoren von auswärts hier das große Geld machen zu Lasten der Lebensqualität der Einheimischen“, hatte beim ersten Treffen von „Málaga se vende“in der Casa Invisible ein älterer Herr das gemeinsame Ziel zusammengefasst.
In die selbe Richtung geht jetzt die kurze Ansprache der Anwältin Amanda Romero, eine der treibenden Kräfte hinter der neuen Initiative, die jetzt das Mikrofon ergriffen hat. Es fallen Begriffe wie Privatisierung des öffentlichen Raums und der öffentlichen Dienstleistungen, Kommerzialisierung, Gentrifizierung und Touristifizierung. Mit Gentrifizierung ist das Phänomen der Abwanderung der ursprünglichen Bevölkerung und deren Austausch durch ein neues, zahlungskräftigeres Klientel gemeint, was im Zentrum Málagas seit etwa zwei Jahren im Zuge der sogenannten Touristenapartments zu beobachten ist, die für die Hausbesitzer lohnenswerter als Langzeitmieter sind. Touristifizierung wiederum bedeutet, dass die Städte den Touristen alles bieten, was sie brauchen, aber die Bedürfnisse der Anwohner vernachlässigen, was man in Málaga angesichts der vielen neuen Restaurantund Geschäftsketten auch unschwer erkennen kann.
Demonstration am 12. Mai
„Am 12. Mai wird in mehreren europäischen Städten zeitgleich demonstriert“, erklärt Amanda Romero. „Jede Stadt hat ihre Besonderheit“, sagt sie, „doch Sevilla, Madrid, Barcelona und Neapel haben ähnliche Probleme wie wir und wollen sich dagegen wehren, dass sie verkauft werden.“
Die Anwältin ist jetzt fast schon ans Ende ihrer Ansprache angelangt. Viel Zeit bleibt auch nicht mehr, da etliche der Anwesenden um 19 Uhr auf der Plaza de la Constitución sein wollen, wo eine Demonstration gegen das milde Urteil gegen die Vergewaltiger von Pamplona stattfinden soll. „Was den Ablauf der Demonstration betrifft“, erklärt sie, „kann jeder, der nicht in einem Kollektiv Mitglied ist, mit dem er mitlaufen kann, sich als Tourist verkleiden. Mit Bermuda-Shorts und TrollyKöfferchen, nach Möglichkeit. Da können wir dann eine Stadtführung nachspielen, aber sicherlich eine der anderen Art.“