Wo die Uhren anders ticken
Bald wird Bonela, wie die Dorfbewohner ihren Ort liebevoll nennen, Teil des Nationalparks Sierra de las Nieves sein
Wer im historischen Viertel von Casarabonela durch die unscheinbare Holztür schreitet, die zum Castillo führt, den empfängt ein etwas morbider Charme. Gleich am Eingang lässt eine meterhohe Palme ihre braunen Blätter baumeln, Gras, Unkraut und Blumen wuchern, wohin man blickt. Noch wartet das Burggelände, das sich am höchsten und strategisch günstigsten Punkt der pittoresken Ortschaft befindet, auf seine finale Restaurierung.
Aber immerhin kann man das Monument mittlerweile besichtigen, das allein ist schon ein Fortschritt. Denn Besucher, die in den vergangenen Jahren einen Blick erhaschen wollten, mussten meist enttäuscht wieder abziehen, obwohl die Informationstafel am Eingang den Eintritt von dienstags bis sonntags zusicherte. „Uiii, die Burg ist schon lange geschlossen“, verrieten Anwohner. Auch wer sich im Rathaus erkundigte, wurde vertröstet. „En un par de semanas“(dt.: in einigen Wochen) werde das Monument öffnen, ließ die Dame am Empfang freundlich wissen. Auf die Nachfrage, was sie unter einem „par“verstehe, legte sie sich auf zwei bis drei Wochen fest. Das war vor etwa zwei Jahren, doch nichts geschah. Aber jetzt tut sich etwas in Bonela, wie die Einwohner ihr Dorf liebevoll nennen. Das kommt nicht von ungefähr: Wer würde Besuchern das wichtigste historische Monu- ment der Ortschaft noch vorenthalten, wenn der Titel Nationalpark in Reichweite ist? So wurde die Informationstafel am Castillo erneuert und verspricht den Einlass an Wochenenden und Feiertagen. Und tatsächlich bleibt der neugierige Besucher nun nicht mehr vor verschlossener Tür stehen. Er darf eintauchen in die Geschichte der Burg, die, so vermuten Historiker, aus der römischen Epoche stammt. Zwar sind nur wenige Turm- und Mauerreste des einstigen Bollwerks erhalten, doch fällt es leicht, sich in vergangene Zeiten zu träumen und sich vorzustellen, wie der in Parauta geborene Omar ben Hafsún (850 bis 917), der sich im Laufe seines Lebens einen Namen als widerspenstiger Outlaw machte, an diesem Platz Pläne schmiedete, um sich gegen das Emirat von Córdoba aufzulehnen.
Casarabonela war, so heißt es, Teil des Festungsnetzes, das der Rebellenführer nutzte, um seine Aufstände voranzutreiben. Auch später während der Nasriden-Epoche, der letzten muselmanischen Dynastie, die aus 20 Sultanen des Königreichs Granada (1238 bis 1492) bestand, galt die Burg bei Grenzkämpfen als wichtiger Verteidigungsort. Einige Jahre vor dem endgültigen Niedergang des