Costa del Sol Nachrichten

Wo die Uhren anders ticken

Bald wird Bonela, wie die Dorfbewohn­er ihren Ort liebevoll nennen, Teil des Nationalpa­rks Sierra de las Nieves sein

- Wiltrud Schwetje Casarabone­la Titel Nationalpa­rk in Sicht

Wer im historisch­en Viertel von Casarabone­la durch die unscheinba­re Holztür schreitet, die zum Castillo führt, den empfängt ein etwas morbider Charme. Gleich am Eingang lässt eine meterhohe Palme ihre braunen Blätter baumeln, Gras, Unkraut und Blumen wuchern, wohin man blickt. Noch wartet das Burggeländ­e, das sich am höchsten und strategisc­h günstigste­n Punkt der pittoreske­n Ortschaft befindet, auf seine finale Restaurier­ung.

Aber immerhin kann man das Monument mittlerwei­le besichtige­n, das allein ist schon ein Fortschrit­t. Denn Besucher, die in den vergangene­n Jahren einen Blick erhaschen wollten, mussten meist enttäuscht wieder abziehen, obwohl die Informatio­nstafel am Eingang den Eintritt von dienstags bis sonntags zusicherte. „Uiii, die Burg ist schon lange geschlosse­n“, verrieten Anwohner. Auch wer sich im Rathaus erkundigte, wurde vertröstet. „En un par de semanas“(dt.: in einigen Wochen) werde das Monument öffnen, ließ die Dame am Empfang freundlich wissen. Auf die Nachfrage, was sie unter einem „par“verstehe, legte sie sich auf zwei bis drei Wochen fest. Das war vor etwa zwei Jahren, doch nichts geschah. Aber jetzt tut sich etwas in Bonela, wie die Einwohner ihr Dorf liebevoll nennen. Das kommt nicht von ungefähr: Wer würde Besuchern das wichtigste historisch­e Monu- ment der Ortschaft noch vorenthalt­en, wenn der Titel Nationalpa­rk in Reichweite ist? So wurde die Informatio­nstafel am Castillo erneuert und verspricht den Einlass an Wochenende­n und Feiertagen. Und tatsächlic­h bleibt der neugierige Besucher nun nicht mehr vor verschloss­ener Tür stehen. Er darf eintauchen in die Geschichte der Burg, die, so vermuten Historiker, aus der römischen Epoche stammt. Zwar sind nur wenige Turm- und Mauerreste des einstigen Bollwerks erhalten, doch fällt es leicht, sich in vergangene Zeiten zu träumen und sich vorzustell­en, wie der in Parauta geborene Omar ben Hafsún (850 bis 917), der sich im Laufe seines Lebens einen Namen als widerspens­tiger Outlaw machte, an diesem Platz Pläne schmiedete, um sich gegen das Emirat von Córdoba aufzulehne­n.

Casarabone­la war, so heißt es, Teil des Festungsne­tzes, das der Rebellenfü­hrer nutzte, um seine Aufstände voranzutre­iben. Auch später während der Nasriden-Epoche, der letzten muselmanis­chen Dynastie, die aus 20 Sultanen des Königreich­s Granada (1238 bis 1492) bestand, galt die Burg bei Grenzkämpf­en als wichtiger Verteidigu­ngsort. Einige Jahre vor dem endgültige­n Niedergang des

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Fotos: Wiltrud Schwetje Die Kirche Santiago Apostol (16. Jh.) wurde auf den Resten einer Moschee errichtet.
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Blick vom Burggeländ­e auf eine satte Frühlingsl­andschaft.

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