Fünf Jahre Haft für Juana Rivas
Strenges Urteil gegen Mutter, die Mann mit ihren Kindern verließ – Anwalt legt Berufung ein
Granada – ck. Wieder sorgt ein Urteil der Justiz für Aufsehen. Der Richter der Strafkammer des Amtsgerichts Granada hat am Freitag Juana Rivas wegen der Entführung ihrer Kinder zu fünf Jahren Gefängnis und sechs Jahren Entzug des Sorgerechts verurteilt. Er schenkte der Version, sie sei von ihrem Mann, dem Italiener Francesco Arcuri, misshandelt worden, keinen Glauben.
Die Familie lebte auf Sardinien. Rivas, die aus Maracena stammt, hatte die beiden Minderjährigen im Mai 2016 auf eine Spanienreise mitgenommen, um sich von Arcuri zu trennen. Eine Anzeige wegen Häuslicher Gewalt, die sie in Spanien stellen wollte, musste vom Gericht am Wohnsitz in Italien angenommen werden. Sie ist offenbar beim Übersetzen verlegt worden, der Tatbestand der Misshandlung wurde nie überprüft.
Der Ehemann zeigte Rivas wegen Entführung der Kinder an. Ein italienisches und von Granada bestätigtes Gerichtsurteil sprach ihm die Kinder zu. Über 150.000 Menschen solidarisierten sich mit Rivas, die sich mit ihren Kindern versteckte. Im August 2017 händigte sie die drei und elf Jahre alten Kinder aus, sie fuhren mit dem Vater zurück nach Sardinien.
Der Richter in Granada, Manuel Piñar Díaz, glaubte Rivas nicht, dass sie Misshandlungen ausgesetzt war und sich und ihre Kinder in Spanien in Sicherheit bringen wollte. Er vermisste Beweise. Außer dem Entzug der Freiheit und des Sorgerechts muss Rivas den Vater ihrer Kinder mit 30.000 Euro entschädigen und die Prozesskosten tragen. Frauenverbände kritisieren das Urteil. Der Richter sei alles andere als unparteiisch – er ist eher interessiert, „die Ehre denunzierter Männer wiederherzustellen“, wie die Zeitung „El País“es formuliert. Er richte großen Schaden an, weil misshandelte Frauen abgeschreckt würden, Anzeige zu erstatten und sich zu wehren.
Während das Gericht im Schnitt 219 Tage braucht, um ein Urteil zu formulieren, stand es in diesem Fall am selben Tag fest. Für den Richter war die von Rivas gestellte und nie untersuchte Anzeige gegen ihren Mann nur ein Versuch, Vorteil zu schinden. In der öffentlichen Solidarisierungskampagne für die verzweifelte Mutter im vergangenen Jahr sah der Richter organisierte Vorteilsnahme und Rufmord des Italieners.
Angenommen die Anzeige wird eines Tages vom italienischen Gericht bearbeitet und Psychologen stellen mehr als zwei Jahre später fest, dass tatsächlich Misshandlungen vorgelegen haben, könnte das alles ändern, stellt die Zeitung „La Vanguardia“fest.
Tatsächlich hatte Arcuri 2009 für 14 Monate ein Näherungsverbot erhalten wegen Häuslicher Gewalt. Ein Kind hatte das Paar da schon. Sie haben sich versöhnt und ein zweites Kind bekommen. Auch das sei psychologisch kein Einzelfall, so die Frauenverbände.
Rivas‘ Anwalt José Estanislao López legte beim Landgericht Granada Berufung ein. Erst wenn das Urteil rechtskräftig ist, könnte der Staat Rivas begnadigen. Eine solche Begnadigung wurde bereits mehrfach gefordert.