Etikettenschwindel: Verbraucherschutz warnt vor Olivenöl-Schwindel
Von wegen Virgen Extra – Laut OCU dürften 20 Öle diese Bezeichnung nicht tragen
Madrid – sk. Viele Verbraucher legen Wert auf ein hervorragendes Olivenöl und greifen im Supermarktregal nach der höchsten Kategorie Virgen Extra. Ob das Etikett immer hält, was es verspricht, bezweifelt die Verbraucherschutzorganisation OCU. Sie hat 41 Olivenöle der Kategorie Virgen Extra (Aove) getestet, und demnach dürften 20 diese Bezeichnung gar nicht tragen. Sie müssten den Kriterien zufolge in der niedrigeren Kategorie Virgen (AOV) angeboten werden. OCU spricht von einem „Etikettenschwindel“und hat die Firmen angezeigt. Ist also nicht einmal mehr das Flaggschiff der mediterranen Ernährung echt?
Laut OCU gäbe es an den Resultaten nichts zu rütteln. Man habe sich bei den Tests in den Laboratorien exakt an die Norm RD 538/2015 gehalten. Falsch ausgezeichnet sind einige – keineswegs alle – Olivenöle beinahe sämtlicher großen Supermarktketten. Von Eroski über Aldi, Lidl, Dia bis hin zu Mercadona vertreiben also Supermärkte Olivenöle als Virgen Extra, auf deren Etiketten eigentlich nur Virgen stehen müsste. Nicht nur günstige Hausmarken, auch Marken sind davon betroffen. Gut weg kamen die kaltgepressten Öle von Carrefour und Consum.
Was ist „Extra“und was nicht
Die Crux scheint im Testverfahren zu liegen. Das „Extra“, das den feinen Unterschied bei den VirgenÖlen macht, liegt nicht in der Herstellungsweise, sondern im Säuregehalt und in den sogenannten sensorischen Fehlern. Das Olivenöl Virgen Extra hat einen Säuregehalt von weniger als 0,8 Prozent und weist keine sensorischen Fehler auf. Das Olivenöl Virgen kann dagegen einen Säuregehalt bis maximal zwei Prozent aufweisen und leichte Fehler haben – es ist ebenso für den Verzehr geeignet. Der Liter kostet etwa 0,50 Euro weniger.
Die Industrie schiebt die Schuld des Testergebnisses auf die Art und Weise, wie sensorische Fehler festgestellt werden. Dabei handelt es sich um ein seit 1992 festgelegtes und auch von der EU anerkanntes und aufwendiges Prozedere. Dies sei zu subjektiv und bedarf der Aktualisierung, meint die Industrie – eine Behauptung, die angesichts der vielen Schummel-Öle auf wackligen Beinen steht. Laut OCU hätten die fehlerhaften Öle die sensorischen Tests nicht bestehen dürfen. Die Schuld am Skandal schiebt OCU den Olivenölherstellern und den Landesregierungen zu, die ihrer Kontrollpflicht nicht nachkämen.
Folgende Olivenöle dürften nicht als Virgen Extra ausgezeichnet werden: Hojiblanca El nuestro, Carbonell PET, Koipe, Eroski PET und Glas, Dintel Clássico, Alipende PET, Coosur Origen, Coviran aceites del sur und Exquisite Aceites del sur, Dia PET, Glas und afrutado, Hacendado PET, La Masía Excelencia, Olearia de Olivar (Aldi), Guillen, Olisone (Lidl) PET und Glas sowie La Española.
Folgende Olivenöle sind korrekt ausgezeichnet: Ybarra PET und Glas, Mar de olivos, Hojiblanca bravio, Alipende Glas, Carbonell Gran Selección, Gutbio (Aldi), Consum, Dccop, Maeva PET und ecológico, Auchan Glas, Carrefour ecológico, Borges, El Corte Inglés bio, Auchan PET, Hacendado gran selección coop, Carrefour PET und Oleostepa.