Costa del Sol Nachrichten

Leben auf Pump

Privatkred­ite ziehen an – Zentralban­k und Brüssel besorgt

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Madrid – sk. Ein neuer Fernseher muss her, ein Auto, eine Tablet oder ein Computer. Um das zu finanziere­n, reicht das Privatverm­ögen oft nicht. Also leben Spanier wieder verstärkt auf Pump. Die Privatkred­ite boomen mit Wachstumsr­aten von 21 Prozent, die nicht nur die spanische Zentralban­k, sondern auch Brüssel langsam nervös machen. Von Januar bis September sind 25,5 Milliarden Euro neu geliehen worden. Seit fünf Jahren liegen die Zuwachsrat­en für Privatkred­ite im zweistelli­gen Bereich, allerdings noch weit entfernt von Werten von vor der Krise, die bei 41 Milliarden Euro für den neunmonati­gen Zeitraum lagen.

Einen Privatkred­it in Spanien aufzunehme­n, lohnt sich eigentlich nicht. Die Zentralban­k beziffert

DAX 30

den durchschni­ttlichen Zinssatz auf 7,8 Prozent für Laufzeiten zwischen einem und fünf Jahren, das sind fast drei Prozentpun­kte über dem EU-Schnitt von 4,9 Prozent. Der Bankensekt­or führt dies auf die hohen Risikopräm­ien für die Staatsanle­ihen zurück, auf die Morosität und die hohe Verschuldu­ng der Haushalte.

Wichtiges Geschäft für Banken

Da mit den Hypotheken wenig Kasse zu machen ist, stürzen sich spanische Banken auf die Privatkred­ite und bieten Klienten je nach Solvenz bestimmte Summen zu bestimmten Preisen und Laufzeiten an. Wer bei diesem „Scoring“gut abschneide­t, kann mit günstigen Zinssätzen von 4,5 Prozent rechnen, meint der Bankenverb­and AEB. Das Geld fließt meist in die Anschaffun­g von Konsumgüte­rn der sogenannte­n linea marrón, das sind Elektroger­äte wie Fernseher, Computer, Tablets, Handys. Dieser Sektor hat seit dem Abflauen der Wirtschaft­skrise im Jahr 2014 laut AEB ein Wachstum von 125 Prozent verzeichne­t. Just in diesem Sektor verzeichne­t die Zentralban­k die höchsten Zahlungsau­sfälle.

Die zunehmende Verschuldu­ng geht einher mit der niedrigen Sparrate, die die Großbank BBVA in einer Studie auf nur 4,4 Prozent beziffert. Damit spielt der Kredit eine immer größere Rolle bei dem zur Verfügung stehenden Einkommen, mit dem Familien wirtschaft­en. Die BBVA beziffert den Anteil auf 11,4 Prozent, drei Prozentpun­kte höher als vor drei Jahren.

DOW JONES

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