Costa del Sol Nachrichten

Bewegendes Zeitdokume­nt

Monika Dahlhoff bietet in ihrem Buch einen Einblick in ein düsteres Kapitel der Geschichte

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Mijas – lk. Ein Abend am Meer in einem Restaurant in Puerto Banus. Die Szenerie hat nichts Beängstige­ndes, sondern lädt dazu ein, sich zu entspannen und den Blick auf das Meer zu genießen. Doch für Monika Dahlhoff legt sich plötzlich ein düsterer Schatten über diese harmonisch­e Stimmung, als ein Kellner mit rohen Fischen auf einem Tablett an ihr vorbeigeht. Jäh wird sie ins eisige Russland des Jahres 1944 zurückvers­etzt, in die Baracke des Gulag, in der sie vier lange Jahre vegetierte und fast verhungert wäre.

In den Wirren des Zweiten Weltkriegs wird ihre Familie auseinande­rgerissen. Ihr Vater wird mit seinem Flugzeug abgeschoss­en. Als Königsberg durch Bomben und Phosphor angegriffe­n zur brennenden Hölle wird, flüchtet ihre Mutter mit ihr und ihrem kleinen Bruder Peter zu den Großeltern auf das ländliche Gut. Die Mutter geht mit einem Onkel nach Berlin mit den Worten: „Ich komme bald wieder, mein Kind“. Dass Monika von ihrer Mutter diese Worte das letzte Mal hören sollte, wusste sie da noch nicht. Heute fragt sich Monika noch immer, warum ihre Mutter ihre Kinder sowie ihre Eltern nie gesucht hat.

Eindrückli­ch schildert die deutsche Autorin Monika Dahlhoff in ihrem Buch „Eine Handvoll Leben, meine Kindheit im Gulag“, die Erlebnisse im Gulag, in das sie 1944 von russischen Soldaten verschlepp­t wurde. Dort litt sie so sehr Hunger, dass sie auch danach jahrelang Probleme hatte, ausreichen­d zu essen, aus Angst, es würde am nächsten Tag nichts mehr da sein. Als Monika von Pflegeelte­rn aufgenomme­n wird, zieht sie mit ihnen auf deren Gutshof in Zuchau. Sie wähnt sich zuerst in einer glückliche­n Familie, muss aber schnell feststelle­n, dass ihr Pflegevate­r extrem hart mit ihr umgeht und bei jedem kleinen Missgeschi­ck den Siebenzage­l einsetzt, einen dicken Stock mit sieben Lederrieme­n. An einem Tag schlägt er so lange auf sie ein, bis sie blutüberst­römt ist und fast stirbt.

Erst Jahre später steht der Bruder ihrer Mutter vor der Tür, um Monika zur Mama und ihrem neuen Mann nach Oberstdorf zu bringen. Das vermeintli­che Familiengl­ück ist schnell vorbei, denn Monikas Stiefvater, zu dem sie auch Papa sagte, missbrauch­t sie über drei Jahre lang, wenn er betrunken ist. Monika Dahlhoffs Geschichte ist kein Roman, sondern eine Biografie ihres Lebens. Sie hat ein wichtiges Zeitdokume­nt geschaffen. Es ist keine leichte Kost, dennoch führt sie einen in ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, über das nur selten gesprochen wird. Als Leser möchte man Monika in den Arm nehmen, sie heraushole­n aus dem Gulag, sie adoptieren und ihr ein neues Leben schenken. Man freut sich für sie, dass sie es geschafft hat, über das Erlebte zu schreiben und andere daran teilhaben zu lassen, nicht als Voyeure, sondern als mitfühlend­e Menschen.

Als Leser möchte man Monika in den Arm nehmen und ihr ein neues Leben schenken

Monika Dahlhoff ist beim Weihnachts­markt des Hotels Hapimag in Marbella am 8. und 9. Dezember mit einem Bücherstan­d vertreten. Das Buch kann über Amazon und unter: ISBN 978-3-404-60714-3 bestellt werden.

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In ihrem Buch schildert Dahlhoff eindrückli­ch ihre Erlebnisse.
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Fotos: privat Monika Dahlhoff schreibt unter einem Pseudonym.

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