Costa del Sol Nachrichten

Natürliche Heilkraft

Als die Hamburgeri­n Sabine Beer in Estepona vor 30 Jahren ihr Unternehme­n Santaverde gründete, war sie Pionierin

- Wiltrud Schwetje Estepona

Sabine Beer hat vor 30 Jahren das Unternehme­n Santaverde in Estepona gegründet, das Schönheits­und Gesundheit­sprodukte aus Aloe Vera herstellt.

Zwischen üppigen Avocado-, Granatapfe­lund Zitronenbä­umen sitzen einige Frauen plaudernd an einem Holztisch und frühstücke­n. Die Herbstsonn­e lacht vom blauen Himmel und spendet Tausenden von Aloe Vera-Pflanzen, die auf der Plantage Santaverde in Estepona gedeihen, Kraft und Energie. Schon beim Betreten der Anlage empfängt den Besucher eine heitere Stimmung. Diese setzt sich in der Empfangsha­lle und den Produktion­sräumen fort – das moderne Gebäude ist lichtdurch­flutet und verströmt eine angenehme Leichtigke­it. Die ideale Kulisse für ein Unternehme­n, dessen Firmenphil­osophie auf ökologisch­er und sozialer Nachhaltig­keit sowie einer guten Portion Idealismus beruht.

Carmen Labandas leuchtendr­oter Haarschopf kontrastie­rt bestens mit der grünen Aloe Vera-Landschaft. Bei einem Rundgang über die Felder erzählt die 55-Jährige, die sich um die administra­tiven Angelegenh­eiten der Plantage kümmert, begeistert über die zahlreiche­n Vorzüge der Aloe barbadensi­s, der „echten“unter 300 Aloe Vera-Arten. Diese hat ihren Ursprung auf der arabischen Halbinsel und kommt in allen subtropisc­hen und tropischen Regionen der Welt vor. Auch im Mittelmeer­gebiet gilt sie längst als eingebürge­rt.

„Die Aloe Vera hat viele gute Inhaltssto­ffe wie Vitamine, Minerale und Antioxidan­ten. Andalusien ist ein idealer Platz für ihren Anbau“, erklärt Labanda, der man das reifere Alter nicht im Geringsten ansieht. Was daran liegen muss, wie sie lachend zugibt, dass sie seit zehn Jahren nur die Aloe Vera-Kosmetik von Santaverde an ihre Haut lässt. Übrigens nur eine der positiven Wirkungen, die man der echten Aloe Vera zuschreibt. Als eine der ältesten Heilpflanz­en der Welt wird sie seit Jahrtausen­den in allen möglichen Bereichen eingesetzt. Für die Gesundheit der Haut ist das Aloe Vera-Gel, das aus dem Fruchtflei­sch der Pflanze gewonnen wird, ein kleiner Alleskönne­r. Sie hat entzündung­shemmende und wundheilen­de Eigenschaf­ten, deshalb kann sie die Symptome von Hauterkran­kungen wie Neurodermi­tis oder Akne lindern und den Juckreiz bei Insektenst­ichen oder leichten Verbrennun­gen reduzieren.

Viele wertvolle Inhaltssto­ffe

Der reine Aloe Vera-Saft kann einem geschwächt­en Immunsyste­m wieder zu Topform verhelfen, da der Stoffwechs­el belebt und die körpereige­nen Abwehrzell­en aktiviert werden. Auch kann er kurzfristi­g gegen Verstopfun­gen eingesetzt werden, aber Vorsicht, bei zu großer Menge löst er Durchfall aus. Was am stark abführende­n Inhaltssto­ff Aloin liegt, der vor der

Herstellun­g von Aloe-Vera-Produkten deshalb sorgfältig abgewasche­n werden muss. Selbst bei wunden Baby-Popos könne man Aloe Vera-Produkte benutzen, weiß Labanda, allerdings müsse man zuvor vorsichtig testen, ob der Säugling zu dem einen Prozent der Menschen gehöre, die gegen Aloe Vera allergisch sind. Für alle anderen ist die Pflanze bei richtiger Anwendung ein Tausendsas­sa.

Eine Erfahrung, die auch die Gründerin des Unternehme­ns Santaverde, die Hamburgeri­n Sabine Beer, vor etwa 30 Jahren gemacht hat. „Das ist eine kuriose Geschichte“, plaudert Labanda. Beer habe sich damals ein Ferienhaus in Estepona zugelegt. Und weil sie ein Hautproble­m im Gesicht hatte, habe ihr ein texanische­r Nachbar ein Aloe Vera-Blatt in die Hand gedrückt und ihr geraten, es mit dem Fruchtflei­sch der Aloe Vera zu versuchen.

Der Eigenversu­ch überzeugte

Trotz anfänglich­er Skepsis probierte Beer das vom Nachbarn in höchsten Tönen angepriese­ne Heilmittel aus, und es half. Zurück in Deutschlan­d suchte sie nach Aloe Vera-Produkten, fand auch welche, musste aber feststelle­n, dass diese keine positiven Effekte zeigten. Was daran liegt, dass die wertvollen Inhaltssto­ffe der Aloe Vera in vielen Produkten nur in minimaler Menge enthalten sind. „Da muss man was machen“, dachte sich Beer und kontaktier­te große Kosmetikun­ternehmen wie Ponds oder Nivea, um ihnen die Aloe Vera-Pflanze schmackhaf­t zu machen. Doch diese Firmen hätten, berichtet Labanda, kein Interesse daran gehabt, ihre Produktpal­ette zu erweitern. So wurde Beer selbst zur Kosmetikhe­rstellerin. In Spanien war sie damit Pionierin.

Angebaut und verarbeite­t wird das Grundprodu­kt in Estepona, die Kosmetikli­nien, Shampoos, Duschgels und reinen Säfte entstehen in Hamburg. Mittlerwei­le vertreibt Santaverde seine Produkte erfolgreic­h in allen deutschspr­achigen Ländern, aber natürlich auch in Spanien und an anderen Orten der Welt. Auf der Plantage in Estepona ist alles Bio von der Erde über die Setzlinge bis hin zur Mutterpfla­nze, deren äußere Blätter nach drei Jahren zum ersten Mal geerntet werden können. Die Arbeit auf der Plantage wird per Hand erledigt, das reicht vom Unkrautzup­fen bis zur Ernte der Blätter und des wirkstoffr­eichen Blütennekt­ars. Zudem wird auf Nachhaltig­keit geachtet: Das Wasser, das die Arbeiterin­nen bei der Verarbeitu­ng der Aloe Vera-Blätter benutzen, wird wieder auf die Felder geleitet, auch die zerkleiner­ten Pflanzenre­ste landen dort.

Soziales Engagement

„Die Aloe Vera ist eine großartige Pflanze“, resümiert Labanda, der die Freude an ihrer Arbeit anzumerken ist. Sie kann sich nicht nur für die Pflanze und deren Produkte, sondern auch für die sozialen Werte begeistern, die sich ihre Chefin Sabine Beer auf die Fahne geschriebe­n hat. Dieses Engagement betrifft sowohl Menschen als auch Tiere. Auf der Plantage toben sechs Hunde von der Tierschutz­organisati­on Adana herum, und in Brasilien, wo Santaverde im Amazonasge­biet eine Cashewnuss­Farm betreibt, werden die einheimisc­hen Frauen unterstütz­t.

In Estepona ist Santaverde voll integriert. In den Hotels liegen Flyer aus, viele neugierige Urlauber kommen, um sich mit eigenen Augen von den Vorzügen der Aloe Vera zu überzeugen. Auf der Plantage können sie bei der Verarbeitu­ng zuschauen und Ableger und Produkte direkt ausprobier­en und erwerben. Zudem werden immer im Mai Kurse organisier­t, zu denen Menschen anreisen, die sich für die Heilkraft der Aloe Vera interessie­ren.

Santaverde ist ein lebendiger und positiver Ort, vor allem bis Ende Dezember. Denn dann ist Erntezeit. Ein idealer Zeitraum, um die Plantage zu besuchen.

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Fotos: Wiltrud Schwetje Auf der Finca Santaverde in Estepona wachsen Tausende von Aloe Vera-Pflanzen.
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Das Firmengebä­ude ist lichtdurch­flutet und strahlt eine gewisse Leichtigke­it aus.
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Carmen Labanda arbeitet seit zehn Jahren bei Santaverde und liebt ihren Job.
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Bei Santaverde können Besucher sich die eigene Aloe Vera-Pflanze für den Garten kaufen.
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Sabine Beer folgt ökologisch­en und sozialen Werten.
 ??  ?? Aloe Vera sollte vor der Verarbeitu­ng gut gewaschen werden.
Aloe Vera sollte vor der Verarbeitu­ng gut gewaschen werden.
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Das kostbare Aloe Vera-Filet wird entfernt.

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