Wohin geht es?
Pampaneira, Bubión und Capileira: Drei faszinierende Bergdörfer inmitten einer atemberaubenden Gebirgslandschaft
Die Alpujarra im Süden von Granada ist ein Paradies für Wanderfreunde und Naturliebhaber – ein Besuch der Ruhe ausstrahlenden Bergregion ist aber auch stressgeplagten Stadtbewohnern zu empfehlen.
In dem kleinen Bergdorf Pampaneira in den Alpujarras Granadas wimmelt es förmlich an Souvernirläden, in denen vor allem Handwerksprodukte wie Töpfer- und Webereiartikel oder auch Lederwaren angeboten werden. Und an Lebensmittelgeschäften, in denen typische gastronomische Produkte aus der Umgebung vorzufinden sind, allem voran Käse und Wurstwaren sowie Süßgebäck aller Art. In den Regalen ist aber noch ein weiterer Artikel vertreten, den man in einer andalusischen Gemeinde nicht unter den regionalen Erzeugnissen erwarten würde: der als Orujo bekannte Schnaps.
Die hochprozentige Spirituose, die aus Pressrückständen beim Weinkeltern – dem sogenannten Traubentrester – destilliert wird, ist eigentlich typisch für die nordspanische Region Galicien. In allen seinen Varianten, als klarer Orujo seco (trocken), gelber Orujo envejecido (gereift) oder als Orujo de hierbas (Kräuterlikör) ist der Schnaps indes auch in Pampaneira ein Verkaufsrenner. Wer in der spanischen Sprache bewandert ist, dem wird ohnehin aufgefallen sein, dass sich auch der Name der Ortschaft galicisch anhört, ebenso wie der Fluss Poqueira, der am Ort vorbeifließt, oder das ganz in der Nähe gelegene Dorf Capileira.
Was seine Bewandtnis hat und auf historische Ereignisse zurückzuführen ist, die in der 1492 abgeschlossenen Eroberung des muslimischen Königreichs Granada durch die katholischen Könige ihren Ursprung haben. In dessen Folge zogen sich die Morisken – Araber, die zum Christentum konvertierten, um im Land bleiben zu können – größtenteils in die Alpujarras südlich von Granada zurück.
Nachdem aber der spätere König Felipe II. ihre Rechte stark einschränkte, weil sie ihre religiösen Riten und Bräuche mehrheitlich nicht aufgegeben hatten, zettelten die Morisken der Alpujarras 1568 eine Rebellion gegen die spanische Krone an. Der Widerstand wurde erst nach drei Jahren niedergeschlagen, woraufhin die aufständischen Morisken ausgewiesen oder auf andere spanische Regionen verteilt wurden. Im Gegenzug wurde die Bergregion der Alpujarras mit Bewohnern aus Kastilien, León, Aragón oder Galicien neu bevölkert, wobei in den Dörfern am Poqueria hauptsächlich Galicier angesiedelt wurden.
Der inmitten der Sierra Nevada entspringende Río Poqueira, der eine tiefe Schlucht in die Gebirgslandschaft geschnitten hat, ist ein Zufluss des Trevélez, der in den Guadalfeo mündet, der wiederum bei Salobreña ins Mittelmeer fließt. Am westlichen Ufer des Bergflusses liegen drei Dörfer an den steilen Hängen – Capileira, Bubión und Pampaneira.
Kein Geheimtipp mehr
Die südlichste und am niedrigsten gelegene Ortschaft ist Pampeneira, die mit ihren kaum mehr als 300 Einwohnern recht verschlafen wirkt. Wenn sie nicht gerade von Ausflugsbussen heimgesucht wird und Touristenhorden ins Dorf strömen. Was doch recht häufig geschieht, denn ein Geheimtipp ist Pampaneira längst nicht mehr.
Weshalb sich auch, wie eingangs erwähnt, die Souvenirläden
Nach der Vertreibung der Morisken besiedelte man die Gegend mit Galiciern
beinahe aneinanderreihen. Dem Gedränge in diesen kann man jedoch leicht entkommen, indem man den Ortskern meidet und stattdessen eine Erkundung des restlichen Dorfes ins Auge fasst. Die engen, zum Teil extrem steilen Gassen wagen sich nämlich nicht allzu viele Besucher hinauf.
Bevor man Pampaneira wieder verlässt, sollte man aber doch noch einmal im Dorfzentrum vorbeischauen. Denn dort befindet sich eine der Hauptattraktionen von Pampaneira, zumindest für jene Feinschmecker, die nicht allzu sehr auf die Kalorienanzahl achten. Die Rede ist von „Abuela Ili Chocolate“, eine Schokoladenfabrik mit Direktverkauf. In dieser darf man sämtliche angebotenen Sorten kosten, bevor man sich für eine Tafel oder eine Pralinenschachtel entscheidet. Währenddessen kann man verfolgen, wie die SchokoDelikatessen zubereitet werden.
Im Schatten der Nachbarn
Ein wenig oberhalb von Pampaneira liegt mit Bubión das zweite der drei Dörfer an der PoqueiraSchlucht. Wie es den mittleren von drei Geschwistern nachgesagt wird, findet Bubión gemeinhin eine geringere Beachtung als Pampaneira und Capileira. Das Schattendasein ist zum Teil gerechtfertigt, da Bubión weder die Anzahl an Geschäften noch die Dichte an Bars und Restaurants seiner beiden Nachbarorte aufweist.
Stark nachgefragt wird Bubión von Besuchern indes als Nachtquartier und zwar nicht nur wegen der Ruhe, die das Dorf ausstrahlt oder der strategisch günstigen Lage zwischen Capileira und Pampaneira. Sondern auch wegen der Villa Turística, einem staatlichen Hotel der andalusischen Regierung. Die wie ein kleines Dorf wirkende Apartmentanlage bietet eine interessante Alternative zu den Landgasthäusern, die es im Umfeld wie Sand am Meer gibt.
Auf dem Weg in das weitaus touristischere Capileira sollte man in Bubión auf jeden Fall zumindest einen kurzen Stopp einlegen. Allein schon wegen der doppelten Panoramaaussicht, die der Ort eröffnet. Von hier aus kann man südwärts die Poqueira-Schlucht Richtung Bubión in Augenschein nehmen, zugleich aber auch in nördlicher Richtung den Blick auf Capileira mit dem Gipfel des Veleta im Hintergrund genießen.
Der Pico del Veleta, wie auch der östlich davon gelegene Mulhacén, die beiden höchsten Erhebungen der Sierra Nevada, sind auch der Grund, warum sich Capileira unter Wanderern einer besonders großen Beliebtheit erfreut. Beide Gipfel können von Capileira aus in Angriff genommen werden, indem man sich entweder mit einem Shuttle-Bus in ihre Nähe bringen lässt oder alternativ eine Nacht in der als Refugio del Poqueira bekannten Berghütte einplant.
Capileira selbst ist zweifellos die belebteste der drei Ortschaften am Ufer des Poqueira. Mit knapp 600 Einwohnern weist das Dorf auch fast das doppelte der Bevölkerung von Pampaneira oder Bubión auf. Außerdem gehören auswärtige Gäste und zwar nicht nur Wanderer hier zum Stadtbild. Was nicht überrascht, denn Capileira gehört der Vereinigung der schönsten Dörfer Spaniens an und ist wegen seiner pintoresken Architektur als Stätte von kunsthistorischer Bedeutung deklariert.
Die typischen weiß gekalkten Häuser mit ihren urigen Schieferdächern und den an den Ecken emporragenden Schornsteinen sind wahrlich ein optischer Blickfang. Nicht minder reizvoll ist aber auch die das Dorf umgebende Gebirgslandschaft. Wie auch seine extreme Lage in über 1.400 Metern, die Capileira zum zweithöchsten Dorf Spaniens machen und die dafür sorgen, dass der Ort öfter mal im dichten Nebel abtaucht oder sich gar über den Wolken befindet.
Ein Paradies für Wanderer
Ein attraktives Ausflugsziel sind die Dörfer am Poqueira vor allem für Naturliebhaber. Wanderfreunden stehen neben den erwähnten Anstiegen zu den fast an die 3.500 Höhenmeter heranreichenden Gipfeln der Sierra de Nevada noch eine Vielfalt an mehr oder weniger anspruchsvollen Routen zur Auswahl, wobei die kräftezehrenden schon allein aufgrund der recht extremen Orographie überwiegen.
Ein Beispiel hierfür ist die entlang der Schlucht des Poqueira führende Route, auf der man Pampaneira, Bubión und Capileira nacheinander erwandern kann. Unterwegs kann man zwar herrliche Aussichten genießen, man muss dafür aber auch große Höhenunterschiede in Kauf nehmen. Eine breite Auswahl an Wanderwegen steht auch im Umfeld des im Osten des Poqueira gelegenen Dorfes Pitres bereit. Auf diesen kann man eine Reihe beschaulicher kleiner Dörfer wie etwa Mecina-Fondales oder Busquistar kennenlernen.
Von den Dörfern des Poqueira aus kann man auch einen Abstecher unternehmen nach Trevélez, dem in 1.476 Metern liegenden höchst gelegenen Dorf Spaniens. Der am gleichnamigen Fluss gelegene Ort ist vor allem für seinen Serrano-Schinken bekannt, der in der Höhenluft besonders gut heranreift. Schinken wie auch sonstige Wurstwaren kann man in den zahlreichen Gaststätten des Ortes probieren oder zum Mitnehmen in einer der Metzgereien erwerben.
Von der Autovía del Mediterráneo (A-7) zweigt bei Motril an der Küste Granadas die nach Norden führende Autovía de Sierra Nevada (A-44) ab. Bei Peloteos muss man von dieser abfahren, um auf der Landstraße A-348 über Lanjarón nach Orgiva zu gelangen. Von dort aus führt die Bergstraße A-4132 hinauf nach Pampaneira, Bubión und Capileira.
Von den drei Dörfern erfreut sich Capileira der größten Beliebtheit