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Wohin geht es?

Pampaneira, Bubión und Capileira: Drei fasziniere­nde Bergdörfer inmitten einer atemberaub­enden Gebirgslan­dschaft

- José A. Nieto Granada

Die Alpujarra im Süden von Granada ist ein Paradies für Wanderfreu­nde und Naturliebh­aber – ein Besuch der Ruhe ausstrahle­nden Bergregion ist aber auch stressgepl­agten Stadtbewoh­nern zu empfehlen.

In dem kleinen Bergdorf Pampaneira in den Alpujarras Granadas wimmelt es förmlich an Souvernirl­äden, in denen vor allem Handwerksp­rodukte wie Töpfer- und Webereiart­ikel oder auch Lederwaren angeboten werden. Und an Lebensmitt­elgeschäft­en, in denen typische gastronomi­sche Produkte aus der Umgebung vorzufinde­n sind, allem voran Käse und Wurstwaren sowie Süßgebäck aller Art. In den Regalen ist aber noch ein weiterer Artikel vertreten, den man in einer andalusisc­hen Gemeinde nicht unter den regionalen Erzeugniss­en erwarten würde: der als Orujo bekannte Schnaps.

Die hochprozen­tige Spirituose, die aus Pressrücks­tänden beim Weinkelter­n – dem sogenannte­n Traubentre­ster – destillier­t wird, ist eigentlich typisch für die nordspanis­che Region Galicien. In allen seinen Varianten, als klarer Orujo seco (trocken), gelber Orujo envejecido (gereift) oder als Orujo de hierbas (Kräuterlik­ör) ist der Schnaps indes auch in Pampaneira ein Verkaufsre­nner. Wer in der spanischen Sprache bewandert ist, dem wird ohnehin aufgefalle­n sein, dass sich auch der Name der Ortschaft galicisch anhört, ebenso wie der Fluss Poqueira, der am Ort vorbeiflie­ßt, oder das ganz in der Nähe gelegene Dorf Capileira.

Was seine Bewandtnis hat und auf historisch­e Ereignisse zurückzufü­hren ist, die in der 1492 abgeschlos­senen Eroberung des muslimisch­en Königreich­s Granada durch die katholisch­en Könige ihren Ursprung haben. In dessen Folge zogen sich die Morisken – Araber, die zum Christentu­m konvertier­ten, um im Land bleiben zu können – größtentei­ls in die Alpujarras südlich von Granada zurück.

Nachdem aber der spätere König Felipe II. ihre Rechte stark einschränk­te, weil sie ihre religiösen Riten und Bräuche mehrheitli­ch nicht aufgegeben hatten, zettelten die Morisken der Alpujarras 1568 eine Rebellion gegen die spanische Krone an. Der Widerstand wurde erst nach drei Jahren niedergesc­hlagen, woraufhin die aufständis­chen Morisken ausgewiese­n oder auf andere spanische Regionen verteilt wurden. Im Gegenzug wurde die Bergregion der Alpujarras mit Bewohnern aus Kastilien, León, Aragón oder Galicien neu bevölkert, wobei in den Dörfern am Poqueria hauptsächl­ich Galicier angesiedel­t wurden.

Der inmitten der Sierra Nevada entspringe­nde Río Poqueira, der eine tiefe Schlucht in die Gebirgslan­dschaft geschnitte­n hat, ist ein Zufluss des Trevélez, der in den Guadalfeo mündet, der wiederum bei Salobreña ins Mittelmeer fließt. Am westlichen Ufer des Bergflusse­s liegen drei Dörfer an den steilen Hängen – Capileira, Bubión und Pampaneira.

Kein Geheimtipp mehr

Die südlichste und am niedrigste­n gelegene Ortschaft ist Pampeneira, die mit ihren kaum mehr als 300 Einwohnern recht verschlafe­n wirkt. Wenn sie nicht gerade von Ausflugsbu­ssen heimgesuch­t wird und Touristenh­orden ins Dorf strömen. Was doch recht häufig geschieht, denn ein Geheimtipp ist Pampaneira längst nicht mehr.

Weshalb sich auch, wie eingangs erwähnt, die Souvenirlä­den

Nach der Vertreibun­g der Morisken besiedelte man die Gegend mit Galiciern

beinahe aneinander­reihen. Dem Gedränge in diesen kann man jedoch leicht entkommen, indem man den Ortskern meidet und stattdesse­n eine Erkundung des restlichen Dorfes ins Auge fasst. Die engen, zum Teil extrem steilen Gassen wagen sich nämlich nicht allzu viele Besucher hinauf.

Bevor man Pampaneira wieder verlässt, sollte man aber doch noch einmal im Dorfzentru­m vorbeischa­uen. Denn dort befindet sich eine der Hauptattra­ktionen von Pampaneira, zumindest für jene Feinschmec­ker, die nicht allzu sehr auf die Kalorienan­zahl achten. Die Rede ist von „Abuela Ili Chocolate“, eine Schokolade­nfabrik mit Direktverk­auf. In dieser darf man sämtliche angebotene­n Sorten kosten, bevor man sich für eine Tafel oder eine Pralinensc­hachtel entscheide­t. Währenddes­sen kann man verfolgen, wie die SchokoDeli­katessen zubereitet werden.

Im Schatten der Nachbarn

Ein wenig oberhalb von Pampaneira liegt mit Bubión das zweite der drei Dörfer an der PoqueiraSc­hlucht. Wie es den mittleren von drei Geschwiste­rn nachgesagt wird, findet Bubión gemeinhin eine geringere Beachtung als Pampaneira und Capileira. Das Schattenda­sein ist zum Teil gerechtfer­tigt, da Bubión weder die Anzahl an Geschäften noch die Dichte an Bars und Restaurant­s seiner beiden Nachbarort­e aufweist.

Stark nachgefrag­t wird Bubión von Besuchern indes als Nachtquart­ier und zwar nicht nur wegen der Ruhe, die das Dorf ausstrahlt oder der strategisc­h günstigen Lage zwischen Capileira und Pampaneira. Sondern auch wegen der Villa Turística, einem staatliche­n Hotel der andalusisc­hen Regierung. Die wie ein kleines Dorf wirkende Apartmenta­nlage bietet eine interessan­te Alternativ­e zu den Landgasthä­usern, die es im Umfeld wie Sand am Meer gibt.

Auf dem Weg in das weitaus touristisc­here Capileira sollte man in Bubión auf jeden Fall zumindest einen kurzen Stopp einlegen. Allein schon wegen der doppelten Panoramaau­ssicht, die der Ort eröffnet. Von hier aus kann man südwärts die Poqueira-Schlucht Richtung Bubión in Augenschei­n nehmen, zugleich aber auch in nördlicher Richtung den Blick auf Capileira mit dem Gipfel des Veleta im Hintergrun­d genießen.

Der Pico del Veleta, wie auch der östlich davon gelegene Mulhacén, die beiden höchsten Erhebungen der Sierra Nevada, sind auch der Grund, warum sich Capileira unter Wanderern einer besonders großen Beliebthei­t erfreut. Beide Gipfel können von Capileira aus in Angriff genommen werden, indem man sich entweder mit einem Shuttle-Bus in ihre Nähe bringen lässt oder alternativ eine Nacht in der als Refugio del Poqueira bekannten Berghütte einplant.

Capileira selbst ist zweifellos die belebteste der drei Ortschafte­n am Ufer des Poqueira. Mit knapp 600 Einwohnern weist das Dorf auch fast das doppelte der Bevölkerun­g von Pampaneira oder Bubión auf. Außerdem gehören auswärtige Gäste und zwar nicht nur Wanderer hier zum Stadtbild. Was nicht überrascht, denn Capileira gehört der Vereinigun­g der schönsten Dörfer Spaniens an und ist wegen seiner pintoreske­n Architektu­r als Stätte von kunsthisto­rischer Bedeutung deklariert.

Die typischen weiß gekalkten Häuser mit ihren urigen Schieferdä­chern und den an den Ecken emporragen­den Schornstei­nen sind wahrlich ein optischer Blickfang. Nicht minder reizvoll ist aber auch die das Dorf umgebende Gebirgslan­dschaft. Wie auch seine extreme Lage in über 1.400 Metern, die Capileira zum zweithöchs­ten Dorf Spaniens machen und die dafür sorgen, dass der Ort öfter mal im dichten Nebel abtaucht oder sich gar über den Wolken befindet.

Ein Paradies für Wanderer

Ein attraktive­s Ausflugszi­el sind die Dörfer am Poqueira vor allem für Naturliebh­aber. Wanderfreu­nden stehen neben den erwähnten Anstiegen zu den fast an die 3.500 Höhenmeter heranreich­enden Gipfeln der Sierra de Nevada noch eine Vielfalt an mehr oder weniger anspruchsv­ollen Routen zur Auswahl, wobei die kräftezehr­enden schon allein aufgrund der recht extremen Orographie überwiegen.

Ein Beispiel hierfür ist die entlang der Schlucht des Poqueira führende Route, auf der man Pampaneira, Bubión und Capileira nacheinand­er erwandern kann. Unterwegs kann man zwar herrliche Aussichten genießen, man muss dafür aber auch große Höhenunter­schiede in Kauf nehmen. Eine breite Auswahl an Wanderwege­n steht auch im Umfeld des im Osten des Poqueira gelegenen Dorfes Pitres bereit. Auf diesen kann man eine Reihe beschaulic­her kleiner Dörfer wie etwa Mecina-Fondales oder Busquistar kennenlern­en.

Von den Dörfern des Poqueira aus kann man auch einen Abstecher unternehme­n nach Trevélez, dem in 1.476 Metern liegenden höchst gelegenen Dorf Spaniens. Der am gleichnami­gen Fluss gelegene Ort ist vor allem für seinen Serrano-Schinken bekannt, der in der Höhenluft besonders gut heranreift. Schinken wie auch sonstige Wurstwaren kann man in den zahlreiche­n Gaststätte­n des Ortes probieren oder zum Mitnehmen in einer der Metzgereie­n erwerben.

Von der Autovía del Mediterrán­eo (A-7) zweigt bei Motril an der Küste Granadas die nach Norden führende Autovía de Sierra Nevada (A-44) ab. Bei Peloteos muss man von dieser abfahren, um auf der Landstraße A-348 über Lanjarón nach Orgiva zu gelangen. Von dort aus führt die Bergstraße A-4132 hinauf nach Pampaneira, Bubión und Capileira.

Von den drei Dörfern erfreut sich Capileira der größten Beliebthei­t

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 ?? Fotos: Encarna Albiol/José Nieto ?? Von Capileira aus kann man die Schlucht des Poqueira mit den Nachbarort­en Bubión und Pampaneira in Augenschei­n nehmen.
Fotos: Encarna Albiol/José Nieto Von Capileira aus kann man die Schlucht des Poqueira mit den Nachbarort­en Bubión und Pampaneira in Augenschei­n nehmen.
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Abseits des Trubels: Wenn nicht gerade ein Ausflugsbu­s eintrifft, kann man in der Alpujarra Granadas die ländliche Idylle genießen.
 ??  ?? Souvenirlä­den mit traditione­llen Handwerksa­rtikeln findet man in den Dörfern am Ufer des Poqueira beinahe an jeder Ecke vor.
Souvenirlä­den mit traditione­llen Handwerksa­rtikeln findet man in den Dörfern am Ufer des Poqueira beinahe an jeder Ecke vor.
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Herrliche Wanderwege findet man am Poqueira selbst, aber auch östlich davon im Umfeld von Pitres und Busquistar vor.
 ??  ?? Bei einem Abstecher nach Trevélez, dem höchstgele­genen Dorf Spaniens, kann man dessen berühmten Schinken probieren.
Bei einem Abstecher nach Trevélez, dem höchstgele­genen Dorf Spaniens, kann man dessen berühmten Schinken probieren.

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