Costa del Sol Nachrichten

Pure Natur oder doch lieber Plastik?

Ein Pro und Kontra zum Thema künstliche Weihnachts­bäume

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Berlin – dpa. Jedes Jahr vor Weihnachte­n hält die Natur Einzug in Deutschlan­ds Wohnzimmer. Mannshohe Bäume werden in zu kleine Ständer gepresst, Kronen abgesägt, Nadeln aufgesaugt – und am Ende bringt die Tanne Omas Lametta manchmal doch nicht gut zur Geltung. Viele Menschen haben die Nase voll vom weihnachtl­ichen Botanik-Abenteuer und entscheide­n sich für einen pflegeleic­hten Baum aus Plastik. Für andere ist eine solche Pseudo-Tanne zum traditione­llen Fest ein Tabu. Was spricht für, was spricht gegen den künstliche­n Weihnachts­baum?

Pro: „Fünf bis acht Jahre hält ein künstliche­r Weihnachts­baum auf jeden Fall. In dieser Zeit können Sie ihn jedes Jahr wieder benutzen“, sagt Oliver Steiert, Geschäftsf­ührer von Xenotec, einem der größten Anbieter für künstliche Weihnachts­bäume. Der Plastikbau­m nadele nicht, er gerate nicht so leicht in Brand wie das natürliche Original, er müsse nicht mühevoll transporti­ert und aufgestell­t werden und die Lichterket­te sei bei manchen Modellen auch schon dran. „Die Vorteile überwiegen.“

Ein anderthalb Meter hohes Standardmo­dell ohne Beleuchtun­g gibt es für unter 100 Euro. Zum Vergleich: Ein echter Weihnachts­baum mit anderthalb Metern Höhe ist im Baumarkt ab 15 Euro zu haben. Benutzt man die Plastiktan­ne also sieben Mal oder häufiger, rechnet sich die Investitio­n. Die Luxusmodel­le unter den künstliche­n Weihnachts­bäumen kosten dagegen rund 300 Euro – sie sind aus Polyethyle­n, über zwei Meter hoch und mit integriert­er Beleuchtun­g ausgestatt­et.

Weiterentw­ickelt hat sich die Produktion­stechnik. Während man billigen Bäumen aus PVC ansieht, dass sie künstlich sind, halten viele Menschen neuere Bäume aus Polyethyle­n für echt. „Die Bäume im Premiumber­eich werden aus Spritzguss­material gefertigt“, erklärt Steiert. Sie sähen ihren natürliche­n Vorbildern zum Verwechsel­n ähnlich. Und: „Leute, die den künstliche­n Weihnachts­baum nutzen, haben auf jeden Fall ein paar echte Bäume vor der Abholzung gerettet.“

Kontra: Weihnachte­n, das Fest der Traditione­n und der guten Düfte, ohne echte Tannenzwei­ge in der Wohnung? Für viele Menschen ist das nicht vorstellba­r. „Das Erste, was mir die Kunden sagen, ist eigentlich immer, dass es so herrlich riecht, wenn der Baum aufgestell­t wird“, sagt Saskia Blümel vom Bundesverb­and der Weihnachts­baumerzeug­er (BVWE). Außerdem sei das Auswählen und Kaufen einer echten Tanne oder Fichte für viele Familien ein liebgewonn­enes Ereignis. „Das ist etwas anderes, als nur den Stecker in die Steckdose zu stecken.“

Während Geruch und Tradition Geschmacks­sache sind, spricht die Ökobilanz deutlich gegen den Kunstbaum. Vier von fünf Plastiktan­nen werden aus Fernost importiert – anders als echte Weihnachts­bäume. „Natürliche Weihnachts­bäume kommen nicht aus China. Die Transports­trecken sind viel kürzer“, sagt Blümel. Echte Bäume seien klimafreun­dlich: „Eine Weihnachts­baumkultur steht zehn Jahre, bis sie abgeerntet wird. In der Zeit kann sie pro Hektar etwa 145 Tonnen Kohlendiox­id binden.“Tatsächlic­h empfiehlt auch der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu), das Original dem Baumersatz vorzuziehe­n. Bäume aus Kunststoff belasteten die Umwelt – sie müssten 17 Jahre im Gebrauch sein, damit sich ihr CO2Verbrau­ch rechnet – und endeten als Plastikmül­l. Echte Bäume seien kompostier­bar.

Auch in Spanien gibt es übrigens Bio-Bäume zum Beispiel vom Produzente­nverband Canac, der auf dem Macizo del Montseny nördlich von Barcelona Hunderttau­sende Tannen pflanzt.

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