Erbwalter, Business und Boulevard
Wer ist wer in der Familie Franco heute – Tod der Tochter Carmen Franco macht Aufteilung des umstrittenen Erbes nötig
Madrid – mar. Im Unterschied zu Nachfahren deutscher Naziprominenz ist die Familie Franco eine feste gesellschaftliche Größe in Spanien. Das hängt auch damit zusammen, dass die Francos auf mehreren Ebenen mit dem Hause Bourbon, dem früheren und dem Zweig des heutigen demokratisierten Herrscherhauses und somit dem gesamten europäischen Hochadel verwandt sind.
Vor einem Jahr starb mit 91 Jahren Carmen Franco, die einzige Tochter des Diktators. Die Familie teilt jetzt deren Erbe auf, das bis dahin zentral verwaltet wurde. Experten schätzen das gesamte Vermögen auf rund 600 Millionen Euro, wobei rund die Hälfte als Erbe, der Rest als daraus resultierende Erlöse gewichtet wird. Eine Anfechtung dieses Besitzes, der bekanntermaßen auch durch Raub und Erpressung erworben wurde, gab es von Seiten des Staates nicht, private Regressforderungen hatten, soweit bekannt, gerichtlich keinen Erfolg.
Villa vor Verkauf
Die Kronjuwelen sind ein Mietshaus in bester Lage in Madrid, Calle Hermanos Bécquer 8, das rund 30 Millionen Euro wert sein soll, der Palacio Cornide in La Coruña, 5,5 Millionen, das Geburtshaus des Diktators in Ferrol sowie das Landgut Pazo de Meirás, das auf zehn bis 18 Millionen Euro taxiert wird und bald verkauft werden könnte.
Carmen Franco hinterließ sieben Kinder und einen Enkel. Letzterer, Luis Alfonso de Borbón, geboren 1975, wurde seit dem Unfalltod des Vaters 1989 von der Großmutter erzogen, vertritt offen franquistische Ansichten und gilt den Legitimisten als Führer der „Bewegung“und einzig legitimer Thronfolger. Er heiratete 2004 die venezolanische Magnatentochter María Vargas Santaella und lebt vom Reichtum seines Schwiegervaters.
Luis' Mutter, Carmens älteste Tochter, Carmen Martinez-Bordiu, geboren 1951, heiratete 1972 den Enkel von König Alfonso XIII. Ein halbes Dutzend Beziehungen fallen in die Jahrzehnte danach. Bekanntheit erlangte Francis Franco (1954), der sich als Chef des Hauses positioniert und extra die Reihenfolge seiner Nachnamen ändern ließ, um den Franco nicht verschwinden zu sehen. Er lebt, wie seine Brüder, von Beteiligungen und Immobiliengeschäften. Gegen ihn läuft ein Verfahren in zweiter Instanz, er soll eine Polizeikontrolle über den Haufen gefahren haben.
Kaum in der Öffentlichkeit sind hingegen: Die Architektin Mariola, geboren 1952, mit einem bekennenden Franco-Verächter verheiratet, Merry (1956), lebt als Restauratorin in den USA, José Cristóbal (1958), war Militär und managt mit seinen Brüdern Immobilien, Arancha (1962), scheut die Öffentlichkeit komplett, war lange mit ihrem Cousin Alejo Martínez-Bordiú verlobt, Jaime (1964), ist Anwalt und sozusagen der Consigliere der Brüder.