Costa del Sol Nachrichten

Wiege der Wissenscha­ft

In den Salinen von Santa Pola wurde „Genschere“Crispr-Cas entdeckt – Salzfabrik Bras del Port investiert in Forschung

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Santa Pola – sw. Als im November die Nachricht um die Welt ging, dass Forscher He Jiankui das erste Paar genetisch veränderte­r Menschen zur Welt kommen ließ, hatte der Chinese eine Methode verwendet, deren Ursprünge in die Salinen von Santa Pola reichen. Mikrobiolo­ge Francis Mojica von der Universitä­t Alicante entdeckte in den 80er Jahren an Mikroben in den Salzbecken die Basis für das heute als „Genschere“bezeichnet­e Verfahren Crispr-Cas.

Mojica, der seit langem für den Nobelpreis gehandelt wird, nannte den Fund „clustered regularly interspace­d palindromi­c repeats“(Crispr). Er deutete ihn als eine Art Immunsyste­m gegen Viren, das ein „Fahndungsf­oto“in die DNA von Mikroben fügt, dank dem die Schere „Cas“den Angreifer zerstört.

Womit Mojica als erster zeigte, wie einfach der genetische Code manipulier­bar ist – nicht nur bei höheren Organismen, sondern auch noch mit verhältnis­mäßig günstigen Mitteln. In den vergangene­n Jahren machte das Crispr-Cas-Verfahren Fortschrit­te in enormem Tempo. Die genetische Veränderun­g von Menschen war nur noch eine Frage der Zeit – und lässt nun große ethische Fragen offen. Ob die „Genschere“eine Wunderwaff­e gegen Krankheite­n sei, oder eine gegen menschlich­e Werte – diese Frage beantworte­te Mojica nie eindeutig.

Forscherin­nen am Ruder

Wahrschein­lich sind – wie der auf den Nobelpreis wartende Forscher – die Salinen als Fundort der Methode zeitlich zu weit weg, um für die Wundersche­re honoriert zu werden. Was aber nicht heißt, dass sich die Salzbecken nicht längst als Hort der Wissenscha­ft etabliert haben. 1999 entstand dort das Forschungs­zentrum von Bras del Port – womit die Salzfabrik in Spanien weiter die einzige ist.

Zwei Millionen Euro investiert­e das Unternehme­n seit 2011 in das von drei Frauen – María Dolores Serrano, María Dolores Rey und Andrea Ramírez – geleitete Team, das neue Formen von Speiseund Entkalkung­ssalz erforscht, und zuletzt auch Salz für die Gourmetküc­he. Im Laden von Bras del Port gehört das Produkt „Escama de Sal“(„Salzflocke­n“) aus ökologisch­er Produktion zu den Neuheiten. Den neuen „Espuma de Sal“(„Salzschaum“) gibt es in fünf Sorten.

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Fotos: Ángel García Laborarbei­terin von Bras del Port.
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