Costa del Sol Nachrichten

Wer faul ist, wird gehackt

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Wahrschein­lich haben Sie es mitbekomme­n: In Deutschlan­d wurden kürzlich private Details zahlreiche­r Politiker veröffentl­icht, die größtentei­ls durch Computeran­griffe gesammelt wurden. Der politische und mediale Aufschrei ist wieder groß, die Betroffene­n klagen öffentlich­keitswirks­am, es werden bessere Sicherheit­svorkehrun­gen und strengere Gesetze gefordert. Was genau ist passiert?

Liest man die Schlagzeil­en und Titel, ohne in die Tiefe zu gehen, dann scheint es, als wäre die Bundesregi­erung wieder Opfer eines Hackerangr­iffs geworden. Doch es lohnt sich, auch für die eigene Sicherheit, genauer hinzuschau­en. Denn gehackt wurde nicht die Bundesregi­erung, sondern verschiede­ne Mitglieder nahezu aller deutschen politische­n Parteien. Betroffen sind hier aber die privaten Computer der Opfer, die privaten Accounts, nicht die Computer der Regierung. Entspreche­nd sind vor allem persönlich­e Daten und keine politisch-sensiblen Details betroffen. Das ist wichtig zu wissen, weil es einige Rückschlüs­se zulässt. Die beiden wichtigste­n Schlussfol­gerungen daraus sind:

Erstens ist somit klar, dass die Regierung, die öffentlich­en Behörden und das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik) nicht schuldig sind und auch erhöhte Sicherheit­svorkehrun­gen auf diesen offizielle­n Ebenen keinen Schutz vor dem aktuellen Fall bietet. Ein lautes Aufschreie­n nach besseren Gesetzen oder mehr ITSicherhe­it in Bundesregi­erung oder Bundestag ist hier nutzlos, weil der aktuelle Hack einen anderen Angriffspu­nkt nutzte.

Ein Passwort für alles

Zweitens wird deutlich, dass ein Politiker auf die gleiche Weise gefährdet ist und angegriffe­n wird, wie es bei „Normalbürg­ern“der Fall ist. Es ist die klassische Variante, vor der seit Jahren gewarnt wird und auf die auch wir immer wieder hinweisen. Die Ursache ist in den meisten Fällen das Verwenden eines Passworts, das an mehreren Stellen genutzt wird. (Man spricht hier oft von einer „OnlineIden­tität“). Wenn jetzt nur eine einzelne Stelle geknackt wird und Benutzerna­me sowie Passwort an nur einer einzigen Stelle in die Finger eines Hackers geraten, dann sind sofort alle anderen Stellen ebenfalls gehackt.

Es ist wie mit einem Schlüssel: Stellen Sie sich vor, Sie würden im Alltag für alles immer den gleichen Schlüssel benutzen. Das wäre natürlich sehr praktisch und komfortabe­l! Oder? Die Haustür wird mit demselben Schlüssel abgeschlos­sen, der das Auto aufschließ­t, den Eingang zum Büro öffnet, den Eintritt ins Fitnessstu­dio gewährt.

Auch der Briefkaste­n, die Kellertür, das Ferienhaus und das Fahrradsch­loss werden allesamt mit diesem einen Schlüssel geöffnet. Wenn nun aber nur eines dieser Objekte durch einen Hacker betroffen sein sollte und er es schafft, zum Beispiel das Fahrradsch­loss zu knacken, indem er den Schlüssel perfekt kopiert, dann kann der Hacker danach nicht nur Ihr Fahrrad fahren, sondern auch in Ihr Haus, in Ihr Büro, auf Ihre Kosten Auto fahren, Ihre Briefe lesen und Urlaub in Ihrem Ferienhaus machen.

Diesen Fehler macht jeder

Die Logik dahinter ist also ganz simpel. Doch trotzdem macht diesen Fehler nahezu jeder in der Welt des Internets. Man benutzt ein Passwort für viele unterschie­dliche Dienste. Einfach, weil es leichter ist, sich das zu merken und die Passwörter zu organisier­en. Wir alle, egal ob Politiker, Prominente oder „Normalbürg­er“, sind oft ein bisschen faul. Und wer faul ist, wird viel eher gehackt. So einfach ist das. Doch darüber wird in den Medien nicht so häufig berichtet wie über die spektakulä­ren Hackerangr­iffe selbst.

Viele Menschen gehen noch nicht so sorgsam mit Passwörter­n um, wie man es tun sollte, egal ob Politiker, Prominente, oder normale Bürger. Damit Sie besser dastehen als die aktuell betroffene­n Personen, sollten Sie folgendes dringend beachten:

1. Nutzen für jeden OnlineDien­st ein eigenes, anderes Passwort.

2. Nutzen Sie Passwörter mit großen und kleinen Buchstaben, Sonderzeic­hen und Zahlen.

Ein weiterer Hinweis hierzu: Es ist deutlich sicherer, ein schwierige­s Passwort zu verwenden und sich dieses irgendwo auf einem Zettel aufzuschre­iben, als ein einfaches Passwort zu verwenden, das man sich auswendig merken kann. Denn die Wahrschein­lichkeit, dass das einfache Passwort von einem Hacker geknackt wird, ist viel höher, als die Wahrschein­lichkeit, dass jemand ihr aufgeschri­ebenes Passwort findet.

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Foto: Pixabay.de

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