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Umbettung des Diktators verzögert sich – Vatikan hält sich heraus
Seit 2002 haben sich die Bestände versiebenfacht
Madrid – ck. Die Regierung will die Gebeine Francisco Francos aus dem Valle de los Caídos umbetten. Keine Demokratie der Welt ehrt einen Diktator mit einer Gedenkstätte. Das riesige Kreuz und die Basilika im Tal der Gefallenen war nach dem Bürgerkrieg von Zwangsarbeitern errichtet worden. 34.000 Opfer beider Seiten sind dort bestattet. Der 1975 im Bett verstorbene Franco hat da nichts verloren, auch wenn er von tausenden Touristen besucht wird.
Gegen die Umbettung sind die sieben Enkel Francos und seit vergangener Woche auch wieder der Abt. Santiago Cantera hatte sich schon zuvor verweigert. Im August lenkte er schließlich ein: Er stimme der Exhumierung zu, wenn sie der König anordnen würde. Am 2. Januar gab er dann wieder seine Weigerung bekannt.
Bevor er Benediktiner-Bruder wurde, war der 1972 in Madrid geborene Cantera Dozent für Mittelaltergeschichte an der Katholischen Uni San Pablo-CEU in Madrid und Anhänger der FalangePartei. Für die Parlamentswahl 1993 und die Europawahl 1994 kandidierte er sogar für die ultrarechte Splitterpartei. Kurz bevor er heiraten wollte, entschied er sich mit 30 Jahren Mönch zu werden. Inzwischen ist er Abt im Valle de los Caídos. Dort liegt neben Franco auch der Gründer der Falange, José Antonio Primo de Rivera, begraben.
Dass die Kirche ein mächtiges Wort mitzureden hat bei der Umbettung, liegt am 40 Jahre alten Abkommen mit dem Vatikan (Seite 23). Die Benediktiner genießen Hausrecht, wenn sie nicht wollen, lassen sie die Polizei und Gerichtsmediziner nicht in die Basilika.
Die Regierung lässt sich unterdessen nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Auch wenn die Anwälte der Familie die Einspruchsfristen bis April ausreizen und vorschlagen, den Leichnam mit allen Ehren in die Familiengruft in der Almudena-Kathedrale in Madrid – gleich neben dem Königspalast – umzubetten. Das ist per Gesetzesänderung bereits untersagt. In diesem Fall nutzte die Regierung das Hausrecht der Kirche für sich als Argument: Im Fall von Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des Diktators hätte die Polizei keinen Zugang zur Kathedrale. Das wäre ein zu hohes Sicherheitsrisiko.
Was die Weigerung des Abts betrifft, will Pedro Sánchez den Vatikan um Hilfe bitten. Der hat jedoch schon abgewunken: Die Erlaubnis sei Sache der Familie, der Regierung und der Kirche vor Ort.
Cantera kandidierte als Student für die ultrarechte Splitterpartei Falange