Costa del Sol Nachrichten

„Bewegung wirkt antidepres­siv“

Kombiniert verschiede­ne Therapien bei der Behandlung von Depression­en: Dr. med. Mario Scheib im CSN-Interview

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Dr. med. Mario Scheib ist Facharzt für Psychosoma­tische Medizin und Psychother­apie. Seit 15 Jahren betreibt er ein klinisches Institut für Psychosoma­tik auf Mallorca und gehörte zu den ersten Medizinern, die in Europa das Narkosemit­tel Ketamin zur Depression­sbehandlun­g einsetzten. Im Gespräch mit der CSN bietet er einen Einblick in seine Arbeit. Dr. med. Mario Scheib: „Bei der Hälfte der Depressive­n wird die Krankheit vom Hausarzt nicht erkannt. Stattdesse­n werden Symptome wie Schlafstör­ungen behandelt.“

abgehalten als in den Selbstmord getrieben werden. Das Ketamin verlässt den Körper schon nach wenigen Stunden.

sie genügend Schwung bekommen und es ihnen anschließe­nd jahrelang gut geht. Die meisten Patienten brauchen zusätzlich eine andere Therapie, da bei ihnen die Wirkung nur einige Wochen anhält.

schrumpft. Dieses Phänomen ist vergleichb­ar mit dem Muskelschw­und bei einem gebrochene­n Arm, der unter dem Gips dünner wird. Bei Depression­en wird dieser Teil des Gehirns nicht mehr genügend bewegt. Dieser Bereich schottet sich ab. Psychother­apie kann wie eine Art „Hirngymnas­tik“helfen, um bestimmte Dinge wieder zu aktivieren. Außerdem kann man von außen nachhelfen. Es ist damit zu vergleiche­n, als würde man unter dem Arm eine Elektro-Stimulatio­n anwenden, damit sich die Muskeln wieder aufbauen. Relativ präzise kann man so mit Hilfe der Magnetspul­e bewirken, dass wieder mehr Substanz aufgebaut wird, die Neurone besser funktionie­ren und somit die Lernfähigk­eit gesteigert werden. Möglicherw­eise hängt es auch damit zusammen, dass man sich weniger bewegt. Bewegung ist auch eindeutig antidepres­siv. Diskutiert wird auch, ob Nahrungs- und Giftstoffe eine Rolle spielen. Interessan­t ist auch, dass die Suizidrate in Spanien gegenüber Deutschlan­d nur halb so hoch ist. Pro 100.000 Einwohnern nehmen sich in Deutschlan­d im Durchschni­tt 14 Personen das Leben und in Spanien sind es sieben. Eine Rolle könnte das Klima spielen und die Tatsache, dass hierzuland­e die Familie einen hohen Stellenwer­t einnimmt, es somit einen stärkeren sozialen Zusammenha­lt gibt. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO spricht davon, dass Depression­en eine der größten Herausford­erungen der westlichen Welt sein werden. Heutzutage leiden etwa acht Prozent der mitteleuro­päischen Bevölkerun­g unter einer behandlung­sbedürftig­en Depression. Das bedeutet, dass jeder 15. manifest depressiv ist. 20 Prozent der Mitteleuro­päer haben einmal in ihrem Leben unter einer Depression gelitten. Dies bedeutet, dass jeder fünfte einmal in seinem Leben behandlung­sbedürftig depressiv wird. Bei der Hälfte der Depressive­n wird die Krankheit vom Hausarzt nicht erkannt. Stattdesse­n werden oft Symptome wie Schlafstör­ungen behandelt.

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Foto: Clínica Luz

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