Costa del Sol Nachrichten

„Nach Florentine­r Art“

Taucht die Bezeichnun­g auf der Speisekart­e auf, besagt das immer, dass mit Spinat gekocht wurde

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Einer der ersten modernen Mythen, den die globalisie­rte Medienkult­ur kreierte, war Popeye. Dem muskulösen Seemann mit der Kapitänsmü­tze und dem Pfeifchen im Mund gelang es immer im letzten Moment, die zarte Olivia vor dem bösen Brutus zu retten. Eine Büchse Spinat war das Zaubermitt­el. Eine Riesenmeng­e Kraft spendete sie dem Helden aus der Zeichentri­ckkiste, denn eine Riesenmeng­e Eisen sollte darin enthalten sein.

Was für ein Irrtum! Wurde Millionen von Menschen die Kindheit vergällt, weil bei einer Analyse des Eisengehal­ts von Spinat aus Versehen eine Kommastell­e nach rechts verrutscht war? Das war 1890, und fortan riet man dringend zu seinem Verzehr. Nun ist man in puncto Spinat mittlerwei­le schlauer geworden und weiß, das Gemüse hat zwar nicht mehr Eisen als anderes, ist aber trotzdem sehr gesund. Neben einer ordentlich­en Menge an Mineralsto­ffen liefert Spinat nicht nur wichtige Vitamine wie Betacaroti­n, die Vitamine A, C und E, sondern auch Folsäure für werdende Mütter und vieles mehr. Spinat soll den Cholesteri­nspiegel senken, krebsvorbe­ugend wirken und die körpereige­nen Abwehrkräf­te stärken und dazu noch gut für die Augen sein. Was will man mehr.

Doch wie Salat oder Mangold ist Spinat – besonders im Winter – ein nitratreic­hes Gemüse. Aus dem harmlosen Nitrat kann mit der Zeit – im rohen oder gekochten Gemüse – Nitrit entstehen, das sich anschließe­nd zu giftigen Nitrosamin­en umwandelt. Deshalb empfiehlt es sich, Spinat möglichst frisch zu verzehren, rohen Spinat am besten innerhalb von zwei Tagen zuzubereit­en und gekochten nicht länger als einen Tag aufzubewah­ren. Dass Spinat nicht aufgewärmt werden soll, stammt allerdings noch aus Zeiten vor der Erfindung des Kühlschran­ks.

Blattspina­t gilt heute als Feinschmec­kergemüse, was nicht zuletzt den Italienern zu verdanken ist. Denn als Katharina von Medici von Florenz nach Paris übersiedel­te, um den König von Frankreich zu heiraten, nahm sie auch ihre Köche mit, damit diese ihre Lieblingsg­erichte zubereitet­en. Dazu zählte besonders Spinat. Blattspina­t – nicht der durchgedre­hte Brei, der samt Spiegelei und Kartoffeln von deutschen Tischen zwar mehr und mehr verdrängt wird, aber trotzdem nicht unterzukri­egen ist. Kulinarisc­he Kreationen mit Blattspina­t nennen sich denn auch oft „nach Florentine­r Art“, was in der klassische­n Küche ein Begriff ist und immer besagt, dass mit dem grünen Gemüse gekocht wurde.

Für Feinschmec­ker

Frischen Spinat unterschei­det man nicht nach seinen ca. 20 verschiede­nen Arten – alles Hybriden –, sondern nach seiner Erntezeit. Dabei ist Frühlingss­pinat zart und delikat, Herbstspin­at dagegen schon fester und von der Farbe her dunkler. Winterspin­at ist am dicksten, dunkelsten und unregelmäß­igsten.

Im Handel sind einmal abgepflück­te einzelne Blätter, Blattspina­t, geerntet mit einem aufwendige­ren Verfahren, das seinen Preis hat. Von Wurzelspin­at hingegen spricht man, wenn die ganze Pflanze direkt über dem Wurzelhals gestochen wird. Dies geschieht meist maschinell. Die zartesten Spinatblät­ter finden roh als Salat Verwendung. Perfekt dazu sind Äpfel, Walnüsse und Käse.

Es reicht, den Spinat noch tropfnass in einen heißen Topf zu geben und zu bedecken. Er wird sofort zusammenfa­llen. Wenn man ihn dann noch eiskalt abschreckt, behält er seine intensiv grüne Farbe.

Apropos Farbe: Spinat wurde schon von den Arabern, die Anfang des letzten Jahrtausen­ds das Gemüse auf die Iberische Halbinsel brachten, mit Vorliebe zum Färben ihrer Speisen benutzt. Außerorden­tlich gefragt sind auch heute wieder grün gefärbte Nudeln oder Saucen.

Spinat verträgt sich übrigens sehr gut mit Sahne beziehungs­weise mit einer dicken Bechamelsa­uce, die mit einem Teil Sahne hergestell­t wurde. Mit so einer Bechamel kann man den Spinat auch zu einer Lasagne oder zu Cannelloni verarbeite­n. Überhaupt eignet er sich prima als Füllung, sei es für Calamares, Nudel- oder Filoteig, Empanadill­as etc.

Doch auch solo, als Hauptzutat, macht Spinat viel her. Beliebt, weil so einfach, ist beispielsw­eise die Spinatsupp­e. Man kann sie mit anderem Gemüse und Kartoffeln anreichern, Brühe oder Sahne aufgießen und sich tolle Einlagen ausdenken wie etwa Lachsstrei­fen, gehobelten Manchego und Toastecken, Käsenocken, Serranosch­inken, gekochtes Ei und vieles mehr.

Spinatsala­t mit Erdbeeren

Dressing: 1 EL Rotweiness­ig (vinagre de vino tinto), 2 EL Disteloder anderes Öl (aceite de cártamo), 200 ml Buttermilc­h (suero de manteca), 100 g Erdbeeren (fresones), 1 TL grüne Pfefferkör­ner (pimienta verde), Salz (sal)

Weiterhin: 300 g Frühlingss­pinat (espinacas), 2 Scheiben Vollkornbr­ot (pan integral, getoastet, in Würfeln), 150 g Erdbeeren (fresas oder fresones, in Scheiben)

Alle Zutaten für die Sauce pürieren, abschmecke­n. Spinat waschen, gut abtropfen lassen, mit der Hälfte der Sauce mischen. Salat auf Tellern anrichten, Brotwürfel und Erdbeeren darüber verteilen, restliche Sauce dazu servieren.

Spinatsala­t mit Kabeljau

Dressing für 2 Pers.: 1/2 EL Rotweiness­ig, 1 EL Distelöl, 1/2 TL grüne Pfefferkör­ner, Salz, 5 EL Joghurt natur (yogur natural), wenig abgerieben­e Schale und die Filets einer Orange (naranja)

Außerdem: 150 g Spinat (espinacas), 2 Scheiben Kabeljau (bacalao) oder Dorsch (pescadilla) à 150 g, Öl zum Braten

Zutaten fürs Dressing miteinande­r mixen, würzen. Spinat waschen, abtropfen lassen. Orange filetieren, aufgefange­nen Saft zur Sauce geben. Fisch in wenig heißem Öl von beiden Seiten je ca. drei Minuten braten, mit Salz und Pfeffer würzen, auf dem Salat anrichten.

Spinat mit Miesmusche­ln und Safran

Für 4 Pers.: 1 kg Blattspina­t (espinaca), 1,5 kg Miesmusche­ln (mejillones), 1 Eigelb (yema), 1 Zwiebel (cebolla), 2 Stangen Lauch (puerro), 1 Glas Crème fraîche, 1 reife Tomate (tomate), 1 Glas Weißwein (vino blanco seco), 1 Zweig Thymian (tomillo), 1 Lorbeerbla­tt (laurel), ein paar Safranfäde­n (azafrán), ein guter Schuss Olivenöl (aceite de oliva), Pfefferkör­ner (pimienta en granos), Salz (sal)

Mit einem Messer den Bart der Muscheln abreißen und die Schalen von Seepocken und anderem befreien. Dann gut waschen.

Spinat waschen, harten Stiel entfernen und einen Moment im heißen Salzwasser zusammenfa­llen lassen. Gut abtropfen lassen.

In der Zwischenze­it die Zwiebel schälen und klein würfeln, den Lauch putzen, waschen und in Ringe schneiden.

Olivenöl in einem großen Topf erhitzen. Zwiebel und Lauch nur kurz anschwitze­n. Ebenso die Tomate, in sechs oder sieben Stücke geschnitte­n und ohne Kerne, den Safran, das Lorbeerbla­tt und den Thymian. Den Wein zugießen und auf die Hälfte einkochen.

Spinat grob zerkleiner­n. Muscheln, Spinat und etwas kochendes Wasser, vier Pfefferkör­ner und Salz zufügen. Topf bedecken und das Ganze auf starkem Feuer kochen lassen.

In der Zwischenze­it eine Liaison herstellen, indem man das Eigelb mit Crème fraîche verrührt.

Wenn die Muscheln sich öffnen, Herd ausschalte­n und abwarten, bis der Inhalt nicht mehr kocht. Dann die Liaison einrühren, mit Salz abschmecke­n. Das Gericht im Topf auftragen und sofort auf Teller verteilen.

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