Wohin geht es?
Bergkamm und atemberaubende Naturkulisse: Eine Tour nach Betis mit der Tourführerin Johanna Mayrhofer
Es gibt Wanderführer, die haben es drauf. Die Österreicherin Johanna Mayrhofer gehört dazu. Bei einer Tour in das atemberaubende Gebiet von Betis in der Nähe von Tarifa weiht sie die Ausflugsteilnehmer in die Geheimnisse von Natur und Tierwelt ein.
Es gibt Tage im Leben eines Menschen, die ihn für immer prägen sollen. Ein Tag an der Seite der Österreicherin Johann Mayrhofer ist ein solcher.
Wer mit ihr wandert, weiß das Zusammenspiel von Natur und Tier umso mehr zu schätzen. An diesem Sonntag führt sie eine bunte Truppe aus Norwegern, Belgiern, Holländern, einer Irin und einer Deutschen hinauf zum Berg San Bartolomé in Betis, etwa 15 Kilometer von Tarifa entfernt. Es ist fast windstill, nur vereinzelt nutzen Kitesurfer die schwachen Böen unter dem blauen Himmel. Auf dem Parkplatz von Punta Paloma schnürt jeder noch seine Wanderstiefel, packt Wasserflaschen ein und schon geht es den Berg hinauf. An einer Gedenktafel zu Ehren des deutschen, im Jahr 2009 verstorbenen Ingenieurs Lothar Bergmann macht Mayrhofer halt. „Bergmann hat sich für den Schutz der Höhlenmalereien eingesetzt“, erklärt die Wanderführerin. Über 20 Jahre lang hat Bergmann Höhlen im Gebiet Campo de Gibraltar entdeckt und erkundet.
Mayrhofer kniet sich auf den Boden und deutet auf eine Pflanze mit lilafarbener Blüte. Zurzeit des Spanischen Bürgerkriegs haben die Menschen die Knolle des Affodill gegessen, die fast wie eine Kartoffel schmeckt. Sie sei jedoch nicht zu verwechseln mit der weißen Meerzwiebel. Wer nur 0,2 Gramm zu sich nehme, könne daran sterben.
Mit einem Messer schneidet sie Blätter und Stiel der Tagarnina ab. Die Stiele dieser Distel dienen als wichtige Zutat für Rührei und Eintöpfe. Regen und Klauen der Kühe haben den Pfad in einen morastigen Geschicklichkeitsparcours verwandelt. Einige der Wanderer kichern, sie balancieren mit ausgestreckten Armen. Einige drohen, steckenzubleiben. Aus der Ferne ist ein orangefarbener Punkt am Felsen zu erkennen. Diesen steuern die Wanderer an. Zunächst geht es durch einen märchenhaften Korridor aus Pinienbäumen. „Schaut, das ist der Pino Piñonero“, sagt Mayrhofer. „Seine Zapfen tragen viele Kerne, aus denen ihr euer Pesto herstellen könnt.“
Einen Takt langsamer
Ein Teil des Wegs führt nun durch die zu Tarifa gehörenden Ortsteile Betis und Betijuelo. Früher hätten die Anwohner hier in erster Linie Landwirtschaft betrieben, erzählt Mayrhofer. Besonders Ausländer hätten diesen Flecken heute für sich entdeckt und bieten Unterkünfte, Reit- oder Klettertouren an. Ein Esel reckt dem Trupp den Kopf entgegen. Als ein Auto kommt, muss es abbremsen, da das Tier keine Anstalten macht, zur Seite zu weichen. Hier geht es eben auch einen Takt langsamer.
Aus einer Wiese ragt ein Felsblock heraus. Die Ausbuchtungen in Form von menschlichen Körpern zeugen davon, dass die hier lebenden Menschen hier ihre Ver-