Riskante Rutsche
Estepona hat die längste Rutsche Spaniens – und diejenige, die am schnellsten geschlossen wurde
Eine neue, 38 Meter lange Rutsche hat Estepona nationale Medienpräsenz beschert. Doch nicht so, wie es sich die Stadtverwaltung gewünscht hätte.
Estepona – ws. Darüber lacht das ganze Land. Vor einer Woche rühmte sich die Stadtverwaltung von Estepona, einen Rekord aufgestellt zu haben: Im Stadtgebiet war die längste Rutsche Spaniens eröffnet worden. Schon Ende Januar hatte Bürgermeister José María García Urbano (PP) das Projekt angekündigt und darüber informiert, dass die 38 Meter lange Rutsche im Parque de los Niños nicht nur als Freizeitvergnügen dienen könne, sondern auch zwei Straßen miteinander verbinde, die Calle Reina Sofía und Eslovaquia. Anwohner könnten so von einem Ort zum anderen gelangen. Auch in anderen europäischen Städten seien solche Rutschen im Trend, denn sie seien nicht nur kurzweilig, man könne auch Zeit sparen und unbequeme Wege abkürzen, hatte sich das Stadtoberhaupt begeistert.
Die Ankündigung über die Eröffnung der Rutsche fand Widerhall in den Medien. Viele Neugierige kamen, um die neue Attraktion zu bestaunen und natürlich auch auszuprobieren. Doch die Freude währte nicht lang. Schon wenige Stunden nach der Eröffnung war klar, dass es diese Rutsche in sich hat.
Spott in sozialen Netzwerken
Mehrere Personen, die sich auf das Rutschabenteuer einließen, zogen sich Verbrennungen und Abschürfungen zu. An allen möglichen Körperstellen, darunter auch dem Allerwertesten. Obendrein erreichte eine Frau eine derart hohe Geschwindigkeit, dass sie vor versammeltem Publikum praktisch aus der Bahn „gespuckt“wurde.
Die sozialen Netzwerke liefen heiß. Verletzte posteten Fotos ihrer Blessuren und hielten sich mit spöttischen Kommentaren nicht zurück. Besondere Heiterkeit löste das Foto eines Pavians aus, der sein knallrotes Hinterteil der Kamera entgegenstreckt, darunter der Text: „So sieht man aus, wenn man die Rutsche in Estepona benutzt hat.“
Was ist schiefgegangen? Nach Angaben von Opfern sei die Rutsche, die ein Gefälle von 32 bis 34 Grad hat, so steil, dass man eine zu hohe Geschwindigkeit erreiche. Hinzu kommt, dass die Rutsche aus rostfreiem Stahl ist, wodurch sich bei großem Tempo Hitze entwickelt. Esteponas Vorzeigeprojekt schaffte es im Handumdrehen in die nationalen Medien, selbst das Fernsehen rückte an. Jedoch aus einem anderen Grund, als es sich die Stadtverwaltung wohl gewünscht hätte.
Keine 24 Stunden nach der Eröffnung der Rutsche sah sich die Institution deshalb am vergangenen Freitag genötigt, diese präventiv wieder zu schließen. In einer Pressemitteilung ließ die Stadtverwaltung wissen, dass die Rutsche alle Sicherheitsanforderungen erfülle. Zu den Abschürfungen und Verbrennungen sei es gekommen, weil sich die Leute nicht an die Hinweisschilder gehalten hätten. Auf diesen sei unter anderem vermerkt, dass man die Rutsche nur sitzend benutzen dürfe.
Zwei Rekorde aufgestellt
Tatsächlich gibt es Schilder, die darauf hinweisen, dass Kinder unter zwölf Jahren nicht ohne Begleitung eines Erwachsenen auf die Rutsche dürfen. Auch wird empfohlen, sich sitzend und mit gekreuzten Armen in den Abgrund zu stürzen, aber ein ausdrückliches Verbot liegend hinabzusausen gibt es nicht. Man werde die Sicherheit der Bahn genauestens überprüfen lassen, versprach die Stadtverwaltung. Und so hat die Rutsche von Estepona nicht nur einen, sondern gleich zwei Rekorde aufgestellt: Sie ist die längste Spaniens und diejenige, die am schnellsten wieder geschlossen wurde. Die Rutsche kostete 28.000 Euro.