Ermittlungen in vollem Gange
Wegen Umweltdelikten müssen zahlreiche Politiker aus Nerja vor Gericht aussagen
Nerja – mit. Im Zuge der Operation „Vastum“, bei der gegen verschiedene Politiker der Gemeinden Coín und Nerja wegen Umweltdelikten ermittelt wird, müssen in den Monaten Juni und Juli Nerjas amtierende Bürgermeisterin Rosa Arrabal (PSOE), der ehemalige Bürgermeistermeister José Armijo (PP) sowie die PPStadträte José Alberto Tomé, Mari Nieves Atencia, Jonathan Méndez und José Miguel Jimena sowie Jorge Bravo (IU) vor Gericht aussagen.
Darüber hinaus müssen sich auch die Verantwortlichen der Firma Aguas de Narixa, Enrique Silva und Juan Ángel Poyatos, den Fragen der Anwälte stellen. Denn diese Firma ist für die Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung der Stadt zuständig. Seit Jahren hat der PSOE-Stadtrat Jorge Narváez, der ein Hotel am Burriana-Strand betreibt, kritisiert und angezeigt, dass Abwässer über einen kleinen Bach entsorgt werden, der wiederum direkt an seinem Hotel vorbeiläuft.
Im vergangenen Jahr untersuchte dann auch die Naturschutzorganisation „Ecologistas en Acción“die Abwasserentsorgung der Stadt und fand dabei heraus, dass bewusst Abwässer in das Meer geleitet werden. Die Organisation stellte ebenfalls Anzeige, woraufhin die für die Natur zuständige Spezialeinheit der Guardia Civil (Seprona) aktiv wurde.
Mit einem Tauch-Team zirka einen Kilometer vor den Stränden Nerjas entdeckten sie in einer Tiefe von knapp 40 Metern die zwei offenen Kanalrohre, durch die Abwässer ins Meer geleitet werden. In einem Radius von 20 Metern um die Rohröffnungen herum haben sich nach Angaben der Guardia Civil bis zu drei Meter hohe Müllberge aus Wischtüchern und anderen Abfällen aufgetürmt.
Die Guardia Civil schätzt, dass sich neun Tonnen von Wischtüchern am Meeresgrund befinden. Nach einer Untersuchung der Wasserqualität in der Nähe der Rohre wurden vermehrt Bakterien im Wasser nachgewiesen, die beim Verschlucken zu Brechdurchfall oder bei Kontakt zu Ausschlägen führen können. Die Staatsanwaltschaft hat daraufhin Ermittlungen eingeleitet.
Mehr Geld für Kläranlage
Um die Kläranlage indes fertigzustellen, hat die spanische Regierung ein Budget von rund zwei Millionen Euro genehmigt. Nach einem Besuch im Hauptsitz des Umweltministeriums erklärte Nerjas Bürgermeisterin Rosa Arrabal (PSOE), dass acht technische Schritte geändert wurden, die für die Fertigstellung der Anlage wichtig, beim Bau aber nicht berücksichtigt worden seien.
Die Anlage sollte bereits vor drei Jahren fertiggestellt werden und in der Lage sein, pro Tag 25.000 Kubikmeter Abwasser zu klären. Das entspricht 125.000 Bewohnern.
Der ursprünglich vereinbarte Preis für das Klärwerk betrug etwas mehr als 23 Millionen Euro. Aufgrund der Insolvenz der beauftragten Baufirma im Jahr 2017 verzögerte sich die Fertigstellung der Anlage bis heute.