Der Berg erzittert
Heller Marmor vom Monte Coto ist weltbekannt – Doch das Geschäft bröckelt, das Ende der kolossalen Anlage ist in Sicht
Stefan Wieczorek Pinoso
Erlebnisburg aus Marmor: Für einen Gruppenbesuch des Steinbruchs mit Experte Eloy Ibernón bietet das Rathaus ein Formular an. auftaucht. Sie ist die Quelle für ein Material, das es um die Welt schaffte: Crema Marfil, elfenbeincremefarbener Marmor aus Alicante. Dass etwas Besonderes aus dem Berg gehackt wird, vermitteln die Szenen. Scheinbar das Leben riskierend, erklimmen die wie Spielzeuge aussehenden Wagen höchste Etagen der treppenförmigen Wand.
„Man meint, sie fallen gleich runter, dabei sind die Ebenen zehn Meter breit“, sagt Eloy Ibernón. Der Zuständige für Bergbau im Rathaus Pinoso ist zusehends zum Touristenführer geworden. Ständig kommen Klassen, Gruppen. Der Sektor ist im Wandel. Das muss er sein.
Denn das Marmorgeschäft bröckelt immens. „500.000 Kubikmeter gewannen wir 2006, letztes Jahr nur noch 200.000.“Wichtige Zahlen für die kleine Stadt, die 50 Prozent des Haushalts aus der Mine bezieht. Doch die Großverdiener sind andere: Firmen, die auf dem Gelände von 300 Hektar das Gestein gewinnen. „Die Stadt kriegt etwa 25 Euro pro Kubikmeter“.
Auf der Großbaustelle – ein Kontrast zur geschützten Naturlandschaft Monte Coto von 764 Hektar – ist die Firma Levantina die Königin. Neun von 31 Parzellen des Werks gehören ihr.
Die strategisch bedeutenden, wie man beim Hinsehen feststellt. Einige Lkw quälen sich eine ZickZack-Auffahrt hoch, andere nehmen eine bequeme Rampe. „Die Rampe gehört Levantina. Sie lässt die Firma Marcotsa, die eine Parzelle unten hat, nicht durch.“
Die Lage im Werk ist „gespannt“, sagt Ibernón, und ein Jeep wirbelt auf der Auffahrt zur Plattform mächtig Staub auf. Er bremst. „Levantina“steht auf der Tür, darüber öffnet sich das Fenster. „Dürft ihr fotografieren?“, fragt der Fahrer, ein Mann mit Helm. Ja, alles geregelt, schon ist der Jeep weg.
Großen Staub wirbelte Levantina im März auf. Die Firma beantragte das Arbeitsregelungsverfahren ERE für eine massenhafte Stellenkürzung. 307 Arbeiter – 106 im Bergwerk, weitere in Fabriken in Novelda und Galicien –, würden entlassen werden. Die „Umstrukturierung“begründete Levantina mit Zahlen. Seit 2016 habe sie 194 Millionen Euro verloren, meldete die Firma. Die Produktion müsse gedrosselt werden. „Levantina sah, dass die Nachfrage längst nicht so hoch ist, um Gestein aus dem Berg zu holen“, so Ibernón. „Es reichte, bereits geborgenes zu verkaufen.“
Die Entscheidung fällte das einstige Familienunternehmen nicht allein. 2018 kaufte die Investitions
Warum es im Hafen von Alicante so staubt? Wegen Ladungen aus Pinoso.