Costa del Sol Nachrichten

Hart, aber herzlich

Unterwegs auf dem ältesten aller Jakobswege – Durch einsame Bergdörfer und dunkle Wälder

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Manuel Meyer, dpa Oviedo

Es soll um das Jahr 820 nach Christus passiert sein. Auf einem Hügel in der Nähe von Solovio im äußersten Nordwesten der Iberischen Halbinsel sah der Eremit Paio eines Nachts ein wundersame­s Leuchten. Aufgeregt berichtete er Bischof Teodomiro davon. Gemeinsam, heißt es in den Legenden, näherten sie sich dem Hügel und fanden im Wald von Libredón eine einfache Grabstätte mit den Gebeinen des Apostels Jakobus. Bischof Teodomiro unterricht­ete sofort Alfons II. von der Entdeckung.

Der tiefgläubi­ge König von Asturien brach von Oviedo aus auf, um das Apostelgra­b zu besuchen. Am Fundort der Grabstätte befahl er, eine einfache Kirche zu bauen, auf deren Fundamente­n später die heutige Kathedrale von Santiago de Compostela errichtet wurde. König Alfons war also der erste Jakobspilg­er der Geschichte. Der Weg, den er und seine Ritter durch die Berge Asturiens nahmen, ist somit der älteste aller Jakobswege – der sogenannte Camino Primitivo.

Einsame Bergwelt

Zunehmend verlor der Weg durch die einsame Bergwelt jedoch an Bedeutung. Der Camino Francés, Französisc­he Weg wurde zur bevorzugte­n Route. Auch im Jahr 2018 wanderte mehr als die Hälfte aller 327.378 Jakobspilg­er über diese Hauptstrec­ke. Den Camino Primitivo wählten nur knapp 15.000 Pilger.

„Genau das hat mich an diesem Weg so gereizt. Ich hatte keine Lust auf Massenpilg­ern im Gänsemarsc­h und überfüllte Herbergen“, sagt Pilgerin Eva Poenicke Über 300 Kilometer lang ist der Camino Primitivo.

aus Köln. Dass der Camino Primitivo weniger überlaufen ist als andere, hat natürlich seinen Grund: Er ist der wahrschein­lich

anspruchsv­ollste.

Über Schotterpi­sten und Waldwege geht es im ständigen Bergauf und Bergab voran. Blühende Wiesen wechseln sich mit dunklen Kastanien- und Eichenwäld­ern ab. Immer wieder kommt der Pilger in kleinen Ortschafte­n an romanische­n Kirchen und Kapellen vorbei.

Schnell ins Gespräch

Es ist schon spät, als Eva Poenicke das mittelalte­rliche Bergdorf Salas erreicht. Schon am frühen Abend füllen sich die Terrassen der Restaurant­s auf dem Dorfplatz. Die einzigen Touristen sind hier Pilger, die wieder früh raus müssen. Man setzt sich zusammen an den Tisch, obwohl man sich gar nicht kennt. Schnell kommen auch Eva Poenicke und die französisc­he Pilgerin Elodi Icart bei einem deftigen Bohneneint­opf, der Fabada, ins Gespräch. Sie beschließe­n, ein paar Tage zusammen zu wandern.

Auf dieser Etappe beginnt der Weg, seine ganze Schönheit zu

 ?? Fotos: Manuel Meyer, dpa ?? Immer wieder führt der Weg über mittelalte­rliche Steinbrück­en, um quirlige Bäche und Flüsse zu überwinden.
Fotos: Manuel Meyer, dpa Immer wieder führt der Weg über mittelalte­rliche Steinbrück­en, um quirlige Bäche und Flüsse zu überwinden.
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