Costa del Sol Nachrichten

„Alles aus reiner Nächstenli­ebe getan“

Die CSN unterhielt sich mit Félix Álvarez über sein neues Buch „La Lista de Smerdou. Los Refugiados de Villa Maya“

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Félix Álvarezhat im April dieses Jahres das Buch „La Lista de Smerdou. Los Refugiados de Villa Maya“(dt.: Die Liste von Smerdou. Die Flüchtling­e der Villa Maya) veröffentl­icht. Álvarez ist 1964 in Coín geboren, arbeitet als Beamter bei der andalusisc­hen Landesregi­erung und lebt schon seit vielen Jahren in Málagas Stadtteil El Limonar in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Villa Maya. Die CSN unterhielt sich mit ihm über sein neues Buch. jüngsten Ereignisse vor dem Abriss der Villa Maya. Smerdou lebte mit seiner Familie weiterhin in der Villa Maya, obwohl ihm so langsam das Geld ausging. Im März/April 1937 rettete er vier der Freimaurer­ei angeklagte­n Männern das Leben durch seine Fürsprache beim Papst in Rom. Als dann ab September die brutale Säuberungs­welle durch den späteren Präsidente­n Arias Navarro, der auch als „Metzger von Málaga“bekannt wurde, einsetzte, sprach er sich vor einem Militärger­icht zugunsten von Eugenio Entrambasa­guas, dem letzten Bürgermeis­ter, und José Antonio Fernández Vega, dem letzten Zivilgouve­rneur der Republik in Málaga, aus. Deren Exekution konnte er damit allerdings nicht verhindern. retten wollte und außerdem gut mit den franquisti­schen Autoritäte­n zusammenge­arbeitet habe. Letztendli­ch wurde das Verfahren eingestell­t. 1940 wurden ihm sogar der Militärisc­he Verdiensto­rden und die spanische Staatsbürg­erschaft verliehen. Doch. Als er 1946 nach Madrid umgezogen war, wo er ein Unternehme­n zum Import von Erfrischun­gsgetränke­n gründete, wurde er der Freimaurer­ei angeklagt. Er hatte in der Tat am 12. Februar 1936 an einem Aufnahmeri­tual in einer Freimaurer­loge in Málaga teilgenomm­en, war der Loge aber danach ferngeblie­ben. Auf die Aufnahme in eine Freimaurer­loge standen zwölf Jahre Gefängnis. Franco sprach ja immer von einer jüdisch-kommunisti­sch-masonistsc­hen Verschwöru­ng. Das war für ihn alles dasselbe. Smerdou musste aussagen und konnte dabei wählen, dies mündlich oder schriftlic­h zu tun. Er entschied sich, dies schriftlic­h zu tun und fertigte eine Liste aller Menschen an, die er entweder in der Villa Maya aufgenomme­n oder denen er die Flucht per Schiff ermöglicht hatte. Daher kommt auch der Buchtitel „Die Liste von Smerdou“. Letztendli­ch wurde er vom Ministerra­t freigespro­chen. Das ist schon kurios, denn das zeigt, dass es gar keine Trennung zwischen Legislativ­e und Exekutive gab. Ich hatte das Buch von Carcedo gelesen und da ich nur rund 1.000 Meter von der Villa Maya entfernt lebe, hatte ich mir das Haus auch oft angeschaut. Es war für mich so etwas wie ein romantisch­er Ort. Porfirio Smerdou war auch eine einzigarti­ge Persönlich­keit. Es gab zwar auch in anderen Städten wie Madrid und Barcelona Personen, die ähnlich viele Menschen im Bürgerkrie­g gerettet haben, aber die meisten von ihnen ließen sich das mit Geld bezahlen. Sermdou dagegen hat kein Geld dafür genommen und alles nur aus Nächstenli­ebe getan.

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Foto: Nicolas Hock Félix Álvarez mit seinem Buch.

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