Costa del Sol Nachrichten

Holpriger Start in Legislatur­periode

Konstituie­rung des Parlaments mit Vox und fünf Katalanen in U-Haft

-

Madrid – ck. Ohne Zweifel spielte Katalonien eine tragende Rolle bei der Eröffnung der 13. Legislatur­periode und Konstituie­rung des spanischen Parlaments am Montag und Dienstag in Madrid. Der Prozess gegen die Separatist­en vor dem Obersten Gerichtsho­f musste auf Mittwoch verschoben werden, weil mehrere Beschuldig­te im Kongress ihr Mandat entgegenna­hmen und statt auf die Verfassung zu schwören, ihre Freilassun­g und die katalanisc­he Republik beschworen.

Unter großem Polizeiauf­gebot trafen Oriol Junqueras, Jordi Sànchez, Jordi Turull und Josep Rull in der Tiefgarage des Kongressge­bäudes und Raül Romeva im Senat ein. Sie alle waren am 28. April gewählt worden für die Republikan­ische Linke Katalonien­s (ERC) und Junts per Catalunya. Nach langem juristisch­en Hin und Her wurde ihnen erlaubt, sich im Kongress zu präsentier­en, um dann wieder ins Gefängnis Soto del Real gefahren zu werden. Die Katalanen stellen 22 der 350 Abgeordnet­en.

Der am Dienstag eingesetzt­e Parlaments­vorstand entscheide­t, ob die vier Katalanen im Kongress suspendier­t werden, wie es Artikel 21 der Hausordnun­g vorsieht. Die vier sitzen in U-Haft, stehen vor Gericht, und selbst wenn es ihnen rechtlich möglich wäre, ihr Mandat auszuüben, wäre es eine logistisch­e Herausford­erung, ihre Anwesenhei­t im Gefängnis, Obersten Gerichtsho­f und Parlament zu koordinier­en.

Den Parlaments­vorstand bilden die vier größten Parteien, so haben es PSOE und Unidas Podemos ausgehande­lt: Drei Sitze erhält die PSOE, zwei Podemos, zwei PP und zwei Ciudadanos. Die rechtspopu­listische Vox und die katalanisc­hen Separatist­en sind nicht vertreten.

Aber der zweite katalanisc­he Schwerpunk­t im Parlament ist die Präsidents­chaft von Senat und Kongress. Nachdem der amtierende Regierungs­chef Pedro Sánchez mit seinem Wunschkand­idaten für den Senat, dem Chef der Katalanisc­hen Sozialiste­n (PSC) Miquel Iceta scheiterte, wurde am Dienstag der Philosoph Manuel Cruz mit absoluter Mehrheit der Sozialiste­n zum Senatspräs­identen gewählt. Parlaments­präsidenti­n wurde die bisherige Ministerin für Territoria­lpolitik, Meritxell Batet.

Beide sind Katalanen. Batet wird den König von der Eröffnung der Legislatur­periode unterricht­en, dieser setzt dann die Gespräche an, um die Wahl von Pedro Sánchez zum neuen Regierungs­chef zu verhandeln.

Neu im Kongress sind nicht nur die Häftlinge, sondern auch die 24 Abgeordnet­en der rechtspopu­listischen Partei Vox. Da sich alle untereinan­der kennen, ging es zu wie im Taubenschl­ag.

ERC-Chef Oriol Junqueras drückte kurz die Hand von Pedro Sánchez. Medien wollen ein „Wir müssen reden“von Junqueras’ Lippen abgelesen und ein „Mach’ dir keine Sorgen“von denen des Regierungs­chefs, der übrigens genauso galant den Vox-Chef Santiago Abascal begrüßte, der sich mit seinen Parteikoll­egen gleich hinter Sánchez setzte, was den Unmut der Sozialiste­n auslöste.

Die katalanisc­hen Häftlinge nutzten die „Freiheit“und machten Propaganda, malten etwa gelbe Schleifen auf die Wahlzettel. Vox protestier­te zusammen mit Ciudadanos-Chef Albert Rivera und dem PP-Vorsitzend­en Pablo Casado gegen die Separatist­en, die Spanien zerbrechen wollten und nun im Madrider Parlament saßen. Vermutlich nicht lange.

Die Präsidents­chaft von Parlament und Senat halten Katalanen inne

 ?? Foto: dpa ?? Politische Rivalen unter sich: Regierungs­chef Pedro Sánchez und Santiago Abascal von Vox.
Foto: dpa Politische Rivalen unter sich: Regierungs­chef Pedro Sánchez und Santiago Abascal von Vox.

Newspapers in German

Newspapers from Spain